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In den kommenden Jahren sollen mehrere Missionen zum Mond aufbrechen.

© IMAGO/UPI Photo

Nach 50 Jahren Ruhe: Mehr Verkehr auf dem Weg zum Mond erwartet

In den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts war viel los auf der Route zwischen Erde und Mond. Danach wurde es ruhig. Jetzt aber sollen Missionen aus gleich fünf Ländern starten.

Nach zwei gescheiterten Missionen unternimmt Japan am Freitag einen neuen Versuch für eine Mondlandung. Das unbemannte Mini-Raumschiff Slim soll punktgenau in einem Krater des Erdtrabanten landen. Der Landeanflug soll um 16.00 Uhr MEZ beginnen und 20 Minuten dauern. Gelingt die Landung, wäre das ein großer Triumph für die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa.

Erfolgreiche Mondlandungen sind bisher nur den USA, der Sowjetunion, China und Indien gelungen. Das 2,4 Meter lange und 1,7 Meter breite Raumfahrzeug soll im Shioli-Krater landen, der einen Durchmesser von weniger als 300 Metern hat. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dort der Mondmantel, die noch kaum erforschte Schicht unter der Kruste, von der Oberfläche aus zugänglich ist.

Aufgabe von Slim - abgekürzt für „Smart Lander for Investigating Moon“ - wird es sein, Gestein zu untersuchen und nach Wasser auf dem Mond zu forschen. Die ersten beiden Versuche Japans, auf dem Mond zu landen, waren 2022 und 2023 missglückt. 

Der „Smart Lander for Investigating Moon“ (SLIM) im Tanegashima Space Center  vor dem Start.
Der „Smart Lander for Investigating Moon“ (SLIM) im Tanegashima Space Center vor dem Start.

© AFP/HANDOUT

In den kommenden Jahren sollen weitere Missionen zum Mond aufbrechen. Hier ein Überblick über den Stand der Raumfahrt zum Erdtrabanten:

USA: Rückkehr zum Mond mit Hindernissen

Die USA waren 1969 das erste Land, dem eine Mondlandung gelang. Mit dem Artemis-Programm will die US-Raumfahrtbehörde Nasa nun auf den Mond zurückkehren und dort auch eine dauerhafte Präsenz aufbauen - als Zwischenstation für geplante Missionen zum Mars.

Die erste Vorbereitungsmission Artemis 1 hatte nach mehreren Verschiebungen Ende 2022 stattgefunden. Dabei umrundete eine unbemannte Orion-Kapsel den Mond. Bei Artemis 1 gab es allerdings technische Probleme, unter anderem am Hitzeschild um die Kapsel.

Die Orion-Raumfahrzeuge für die NASA-Missionen Artemis II (r.), Artemis III (l.) und Artemis IV (M) mit Besatzung stehen nebeneinander in der Halle des Kennedy Space Centers der NASA in Florida. Jede Kapsel befindet sich in einem anderen Produktionszustand.
Die Orion-Raumfahrzeuge für die NASA-Missionen Artemis II (r.), Artemis III (l.) und Artemis IV (M) mit Besatzung stehen nebeneinander in der Halle des Kennedy Space Centers der NASA in Florida. Jede Kapsel befindet sich in einem anderen Produktionszustand.

© dpa/Marie Reed

Die nächste Vorbereitungsmission Artemis 2 wurde Anfang Januar um ein Jahr auf September 2025 verschoben. Bei dieser bemannten Mission sollen die Astronauten den Mond umkreisen, ohne auf ihm zu landen. Die eigentliche Mondlandemission Artemis 3 soll nun erst 2026 stattfinden, weil die Nasa mehr Zeit für die Vorbereitung braucht.

Für die erste Landung von US-Astronauten auf dem Mond seit 1972 soll eine Mondlandefähre des Unternehmens SpaceX von High-Tech-Pionier Elon Musk eingesetzt werden. Es handelt sich um eine modifizierte Version des SpaceX-Raumschiffs Starship, das bei den ersten beiden Startversuchen explodierte. Ein weiterer Test ist für Februar vorgesehen.

Russland: Rückschläge und Geldmangel

Wie die USA legte auch Russland bei der Mondfahrt nach den 1970er Jahren eine lange Pause ein. Die gescheiterte Luna-25-Mission im August 2023 sollte Russlands Rückkehr zum Mond einleiten. Der Lander, der ein Jahr lang Proben sammeln und den Boden analysieren sollte, stürzte aber auf die felsige Oberfläche des Mondes - ein herber Rückschlag für Moskaus Hoffnungen, auf dem Raumfahrterbe der Sowjetunion aufzubauen.

Das russische Raumfahrtprogramm wird zudem von finanziellen Schwierigkeiten und Korruptionsskandalen geplagt. Präsident Wladimir Putin will in der Raumfahrt künftig enger mit China zusammenarbeiten. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 ist der Weltraum einer der wenigen Bereiche, in denen Russland und die USA noch zusammenarbeiten. Es gibt etwa noch gemeinsame Flüge zur Internationale Raumstation ISS.

China: Militärisches Milliardenprogramm

Jahrzehnte nach der Sowjetunion und den USA hatte China 2003 als drittes Land einen Menschen ins All geschickt. Um den Vorsprung von Nasa und Roskosmos aufzuholen, investierte Peking Milliarden von Dollar in sein vom Militär geführtes Raumfahrtprogramm: 2012 landete mit Chang'e-3 zum ersten Mal ein chinesisches Raumschiff auf dem Mond. Sieben Jahre später ließ die Volksrepublik als erstes Land eine Sonde auf der Rückseite des Mondes landen. 2020 brachte ein chinesischer Mondroboter zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren Bodenproben zurück zur Erde.

Die Aufnahme aus dem Jahr 2020 zeigt die Chang’e-5-Sonde bei der Probensammlung auf der Mondoberfläche.
Die Aufnahme aus dem Jahr 2020 zeigt die Chang’e-5-Sonde bei der Probensammlung auf der Mondoberfläche.

© AFP/-

Glanzstück des chinesischen Raumfahrtprogramms ist die Raumstation Tiangong, die 2022 fertiggestellt wurde. Bis 2030 will China zudem eine bemannte Mission auf den Mond schicken und dort - ähnlich wie die USA - eine Weltraumbasis aufbauen.

Indien: Ein Dutzend Missionen für 2024 geplant

Im August 2023 landete die indische Sonde Chandrayaan-3 als erstes Raumfahrzeug am wenig erforschten Südpol des Mondes. Für Indiens ehrgeiziges und zugleich preisgünstiges Raumfahrtprogramm war die Landung ein Triumph: 2008 hatte eine indische Mission erstmals die Mondumlaufbahn erreicht, im Jahr 2019 scheiterte aber der Versuch einer Mondlandung. Damals riss kurz vor der geplanten Landung der Sonde der Kontakt zum Kontrollzentrum auf der Erde ab.

Eine Aufnahme der indischen Chandrayaan-3-Sonde, die im August 2023 auf dem Mond gelandet ist.
Eine Aufnahme der indischen Chandrayaan-3-Sonde, die im August 2023 auf dem Mond gelandet ist.

© REUTERS/ISRO/Uncredited

Für dieses Jahr hat die indische Raumfahrtbehörde Isro ein Dutzend Missionen geplant, darunter die Vorbereitung des ersten bemannten Raumflugs - einer dreitägigen Reise in die Erdumlaufbahn.

Japan: Große Erwartungen an präzise Raumsonde

Am Freitag will nun auch Japan in den exklusiven Club der Mondlandenationen aufsteigen: Das Besondere am Mini-Raumschiff Slim - abgekürzt für „Smart Lander for Investigating Moon“ - ist seine Präzision: Es soll sein Ziel in einem Mondkrater auf hundert Meter genau treffen, sein Spitznahme lautet daher auch „Moon Sniper“, Mond-Scharfschütze.

Die ersten beiden Versuche Japans, auf dem Mond zu landen, waren missglückt: 2022 flog die japanische Minisonde Omotenashi mit der US-Mission Artemis 1 Richtung Mond. Doch kaum im Weltall, fiel die Batterie der Sonde aus. Und im April 2023 stürzte eine Mondlandefähre des japanischen Start-ups Ispace auf der Mondoberfläche auf. (AFP)

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