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Ein Koch präsentiert vegane Bratlinge in einer Mensa der Freien Universität Berlin.

© Monika Skolimowska/dpa

Mehr Hilfen für Studierende: Jeden Tag ein Mensagericht für einen Euro

Ein Tagesgericht zum symbolischen Solipreis könnte Studierenden helfen, durch den Winter zu kommen, schreibt die grüne Hochschulexpertin in ihrem Gastbeitrag.

Von Laura Kraft

Von den drastisch steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie sind alle betroffen. Besonders schwierig ist die Situation für Studierende: In ihrem Budget machen die Kosten für Wohnen und Essen einen sehr hohen Anteil aus und sie haben in der Regel kaum finanzielle Rücklagen, auf die sie zurückgreifen könnten.

Bisher waren die Mensen für sie eine günstige Möglichkeit, sich mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen – nun steigen auch hier die Preise, weil auch die Mensen die steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel decken müssen. Viele Studierende verzichten deshalb schon jetzt auf die warme Mahlzeit in der Mensa, weil es zu teuer geworden ist und weil die höheren Abschläge für Strom und Gas aufs Budget drücken.

Es darf aber nicht sein, dass Studierende sich zwischen einer warmen Wohnung oder einer warmen Mahlzeit entscheiden müssen. Darum muss jetzt eine Mensapreisbremse kommen: In jeder Hochschulmensa soll es jeden Tag ein Tagesgericht zum Preis von einem Euro geben, damit alle Studierenden satt werden können.

Das vergünstigte Mensa-Essen steht dann allen Studierenden offen – schließlich sind auch alle gleichermaßen von den steigenden Preisen betroffen. Denn unabhängig davon, ob sie Bafög-Leistungen erhalten, selbst arbeiten gehen, oder von ihrer Familie unterstützt werden – alle Studierenden haben gemeinsam, dass sie nur über wenig Geld verfügen. Und es geht bei dieser Maßnahme ums Wesentliche: die tägliche Verpflegung sicherzustellen.

Die Mensa-Preisbremse würde monatlich maximal 14 Millionen Euro kosten. Eine Summe, die der Bund und 16 Bundesländer gemeinsam zu stemmen in der Lage sein sollten!

Laura Kraft, Bundestagsabgeordnete der Grünen

Die Mensapreisbremse kommt ohne zusätzliche Bürokratie aus: Schon heute muss sich mit dem Studierendenausweis legitimieren, wer Zugang zum günstigen Mensa-Essen haben will. Mehr ist auch für das Ein-Euro-Gericht nicht nötig. Die Maßnahme wirkt sofort, es müssen keine Anträge gestellt und keine langen Zahlungsläufe abgewartet werden. Die Mensapreisbremse kann deshalb auch sehr schnell wieder beendet werden, wenn sie nicht mehr erforderlich ist, weil sich zum Beispiel die Energiepreise wieder normalisieren.

Laura Kraft ist Obfrau der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.

© Promo/Stefan Kaminski

Die Mensapreisbremse hilft übrigens auch den Hochschulmensen. Die aus Kostengründen abnehmende Nachfrage durch Studierende macht es für sie zunehmend schwierig, günstig zu kalkulieren und den Betrieb aufrecht zu halten. Die Mensapreisbremse macht die Mensen wieder attraktiver und trägt so dazu bei, das seit Jahrzehnten erfolgreiche System der Hochschulgastronomie am Leben zu erhalten.

2,65
Euro – auf diesen Betrag könnte der Preis für ein durchschnittliches Mensa-Essen steigen

In Frankreich wurde das Modell eines Ein-Euro-Mensaessens letztes Jahr anlässlich der prekären Zeit der Pandemie umgesetzt – mit großem Erfolg: Viele Studierende haben das Angebot gerne angenommen. In der Pandemie war das Problem für Studierende vor allem der Einbruch des studentischen Arbeitsmarktes in der Gastronomie und in der Veranstaltungsbranche, der bis heute nachwirkt. Und auch denen, die jetzt wieder einen Nebenjob gefunden haben, fehlen die Einnahmen aus den zwei Pandemie-Jahren, ihre Reserven sind aufgezehrt.

Die Mensapreisbremse kann aber nicht nur sinkende Einnahmen, sondern auch steigende Preise kompensieren. Angesichts einer von der Verbraucherzentrale festgestellten Preissteigerung bei Lebensmitteln von 18,7 Prozent zwischen September 2021 und September 2022 ist das dringend nötig!

Die geschätzten Kosten für die Mensapreisbremse halten sich im Rahmen. Jedes Jahr werden rund 100 Millionen Mahlzeiten in Mensen verkauft. Der Durchschnittspreis lag vor dem Anstieg der Lebensmittelpreise bei 2,20 Euro, Stand heute ist von einer Steigerung auf etwa 2,65 Euro auszugehen.

Selbst wenn man den Durchschnittspreis – und nicht nur den für das günstigste Tagesgericht! – auf einen Euro senken wollte, entstünden Kosten von monatlich knapp 14 Millionen Euro. Eine Summe, die der Bund und 16 Bundesländer gemeinsam zu stemmen in der Lage sein sollten!

Studierende gehörten in der Corona-Pandemie zu den besonders stark betroffenen Gruppen, sozial, kulturell und eben auch wirtschaftlich. Zumindest die finanzielle Dimension der neuen Energie- und Preiskrise sollten wir deshalb abfedern. Die Mensapreisbremse kann das gezielt, unbürokratisch und ohne viel Zeitverzug leisten.

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