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Chirurgen der Universität Maryland transplantierten einem 58-jährigen Herzpatienten ein Schweinenerz, um sein Leben zu retten.

© University of Maryland School of Medicine

Kompatibel durch Gentechnik: Erneut Schweineherz in einen Menschen transplantiert

US-Forscher haben abermals ein Schweineherz transplantiert, um einen an Herzversagen leidenden Mann zu retten. Zehn Gene im Erbgut des Schweins wurden verändert, um eine Abstoßung zu verhindern.

Acht Stunden operierten Chirurgen der Universität Maryland einen 58-jährigen Herzpatienten, um ihm mit einem Schweineherz das Leben zu retten – vorerst. Es ist erst das zweite Mal, dass eine solche Xenotransplantation, das Verpflanzen eines tierischen Organs in einen Menschen, mit einem Schweineherz versucht wurde.

Lawrence Faucette, ein in Minnesota lebender Veteran der US-Marine und ehemaliger Impfstoffforscher, sei wach, könne selbstständig atmen und das Herz arbeite ohne maschinelle Unterstützung, gab die Klinik am Freitagabend bekannt.

Wir betrachten jeden Tag als einen Sieg.

Muhammad Mohiuddin, Universität Maryland

Im vergangenen Jahr hatte das gleiche Ärzte- und Forscherteam um den Xenotransplantations-Experten Muhammad Mohiuddin der Universität Maryland den 57-jährigen David Bennett mit einem Schweinherz zu retten versucht, der wie Faucett an Herzversagen im Endstadium litt und für die Transplantation eines menschlichen oder künstlichen Herzens zu krank war. Bennett starb jedoch zwei Monate nach der Operation.

In zehn Genen kompatibler gemacht

Die Herzen stammen von Schweinen, deren Erbgut an zehn Stellen so verändert wurde, dass ihre Organe nach einer Transplantation vom menschlichen Immunsystem besser toleriert werden und die sonst einsetzende akute, aber auch die langfristige Abstoßung des fremden Gewebes unterbleibt.

Welche genetischen Veränderungen das genau sind, gibt die Biotech-Firma Revivicor, die 2003 aus dem britischen Unternehmen PPL Therapeutics hervorging, die am Klonen des Schafes Dolly beteiligt war, allerdings nicht preis, was Forschende kritisieren.

Das Erbgut der Schweine wurde so verändert, dass ihre Organe nach einer Transplantation vom menschlichen Immunsystem besser toleriert werden.
Das Erbgut der Schweine wurde so verändert, dass ihre Organe nach einer Transplantation vom menschlichen Immunsystem besser toleriert werden.

© University of Maryland School of Medicine

Als mögliche Ursache für Bennetts Tod nach nur zwei Monaten mit Schweineherz fand Mohiuddins Team in den Blutproben des Patienten Spuren von porcinen Cytomegaloviren. Wahrscheinlich trugen diese Schweineviren zu der Entzündungsreaktion bei, infolgedessen das Spenderorgan vom Immunsystem angegriffen und zerstört wurde.

Zwar werden Revivicors Spezialschweine unter besonders keimfreien Bedingungen gehalten, um eben solche Infektionen bei der Organübertragung zu vermeiden, doch offenbar schlummerten die Viren unentdeckt in den Schweinezellen und wurden erst durch die Transplantation reaktiviert.

Die Genehmigung für einen zweiten Therapieversuch sei erst erfolgt, so Mohiuddin, nachdem Revivicor empfindlichere Tests für virale DNA entwickelt hatte und die Auswertungen der Erfahrungen mit Bennetts Fall von der Zulassungsbehörde FDA eingehend geprüft worden seien.

Lawrence Faucett war am 14. September 2023 in die Klinik der Universität Maryland eingeliefert worden. Die Gefahr einer hyperakuten Immunabstoßung, die bei einem normalen, gentechnisch nicht angepassten Schweineherz binnen 24 Stunden einsetzt, habe er zwar überstanden, so Mohiuddin. Nun gelte es aber, auf Anzeichen einer abnormalen Herztätigkeit oder Anzeichen einer Infektion zu achten. „Wir betrachten jeden Tag als einen Sieg.“

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