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ARCHIV - HANDOUT - Eine weibliche Asiatische Tigermücke (Aedes albopicts), aufgenommen im Jahr 2002.  (zu dpa «Gekommen, um zu bleiben? Zehn Jahre Tigermücke in Deutschland» vom 24.08.2017 - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung bei vollständiger Nennung der Quelle "Foto: James Gathany/Centers for Disease Control and Prevention's") Foto: James Gathany/CDC/Centers for Disease Control and Prevention/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ |

© picture alliance / James Gathany / James Gathany/CDC

Klimaerwärmung: Asiatische Tigermücke breitet sich weiter aus

Nicht nur am Oberrhein, auch in Berlin überwintern die Mücken aus Südostasien. Zugleich infizieren sich in Deutschland weiter Menschen mit dem West-Nil-Virus.

Die Asiatische Tigermücke, potenzieller Überträger verschiedener Krankheitserreger, breitet sich in Deutschland aus. Sie ist ursprünglich in Süd- und Südostasien heimisch, zunehmend aber auch in Mitteleuropa anzutreffen.

Besonders deutlich zeigt sich das am Oberrhein „Die heißen Sommermonate haben die Verbreitung der Mücke deutlich begünstigt“, sagte Xenia Augsten von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) in Speyer in einer Bilanz für 2022. „Dieses Jahr konnten sich sechs Generationen des aggressiven Exoten zum Fluginsekt entwickeln - zwei mehr als im Vorjahr.“ Die Trockenheit habe den Tigermücken nicht geschadet. „Sie fanden genug Brutmöglichkeiten, etwa im Straßengully.“

Aktuell sei der lästige Blutsauger aus 21 Städten und Gemeinden im Mitgliedsbereich beiderseits des Rheins gemeldet, sagte Augsten. „In 16 davon wurde eine etablierte Population nachgewiesen. Diese Zahl hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.“

In elf Städten und Gemeinden, etwa in Wiesbaden und Kehl, sei die Tigermücke bekämpft worden. Der Kampf gegen die Tigermücke sei wichtig. „Immer heißere Sommer infolge der Klimaerwärmung erhöhen das Risiko, dass auch in Deutschland die Tropenkrankheiten Chikungunya oder Denguefieber auftreten. Noch ist das Risiko gering - jedoch sollte es keinesfalls unterschätzt werden, wenn sich die Asiatische Tigermücke weiterverbreitet.“

Mit Blick auf 2021 und 2022 sprach Augsten von „Jahren der Gegensätze“. „Die starken Niederschläge 2021 führten zu einem hohen Aufkommen einheimischer Stechmückenarten. 2022 hingegen gab es für die Kabs in den Auen kaum etwas zu tun, denn der niederschlagsarme Sommer ließ eine massenhafte Entwicklung der Rheinschnaken nicht zu.“

Die Kombination aus trockenen Brutstätten und erfolgreichen Bekämpfungseinsätzen habe den Rheinanliegern einen nahezu stechmückenfreien Sommer beschert. In der Kabs sind mehr als 90 Kommunen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen vereint.

Tigermücken in Berlin

Nicht nur in Süddeutschland, auch in einer Berliner Kleingartenanlage sind erneut Exemplare der Asiatischen Tigermücke nachgewiesen worden. Damit sei eine erfolgreiche Überwinterung belegt und eine dauerhafte Ansiedlung zu befürchten, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Donnerstag mit.

Die schwarz-weiß gezeichnete Mückenart sei bereits im vergangenen Jahr in der Anlage im Bezirk Treptow-Köpenick gefunden worden. Berlin ist damit der nördlichste Punkt Deutschlands, an dem eine Vermehrung Asiatischer Tigermücken nachgewiesen ist, seit 2017 wurden hier vereinzelte Exemplare gefunden.

Tigermücken übertragen Chikungunya, Denguefiebe und auch das West-Nil-Virus
Tigermücken übertragen Chikungunya, Denguefiebe und auch das West-Nil-Virus

© AFP / THIERRY ROUX

Das Auftreten der exotischen Stechmückenart wird überwacht, weil die Tiere Krankheitserreger übertragen können, etwa Dengue- Chikungunya- oder auch West-Nil-Viren. „Die Krankheiten, die durch diese Viren verursacht werden, sind in Deutschland bislang nicht verbreitet, die entsprechenden Erreger werden jedoch immer wieder von Reiserückkehrer:innen eingeschleppt“, heißt es in der Mitteilung der Senatsverwaltung. Ob und wo die Exoten in Berlin zu finden sind, wird im Rahmen des Projekts „Mückenatlas“ untersucht.

West-Nil-Virus in Deutschland

Derweil ist die Zahl der nachgewiesenen Ansteckungen mit dem West-Nil-Virus (WNV) in Deutschland in dieser Saison auf zehn angestiegen. Das geht aus einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Bei acht der Betroffenen ist Deutschland als Infektionsland angegeben. Ein Zusammenhang mit den Tigermücken ist aber bislang nicht belegt - da WNV auch von heimischen Mücken übertragen werden kann.

Ende August hatte das RKI die erste hierzulande erworbene Infektion beim Menschen dieses Sommers bekanntgegeben. 2019 waren erste mutmaßlich von Mücken übertragene Ansteckungen bei Menschen in Deutschland bekannt geworden, die zuvor nicht verreist waren. Dem RKI zufolge wurde 2018 hierzulande erstmals die Übertragung zwischen Stechmücken und Vögeln dokumentiert, vermutlich sei das ursprünglich aus Afrika stammende Virus aber schon wenige Jahre zuvor nach Deutschland gelangt.

Angenommen wird, dass der Erreger mittlerweile auch hier in Mücken überwintern kann. Die bisherigen Meldungen in dieser Saison kamen laut RKI-Datenbank aus Berlin (3), Sachsen (3) und Sachsen-Anhalt (3) sowie Nordrhein-Westfalen (1). Einzelne Nachmeldungen sind noch möglich, wie es aus dem RKI hieß.

Mit bisher zehn Fällen wurden in diesem Jahr doppelt so viele Fälle dokumentiert wie in der Vorsaison - jedoch weniger als 2020, als 30 Fälle bekannt geworden waren. Verglichen mit einigen südlichen Ländern Europas sind die Fallzahlen in Deutschland bislang relativ überschaubar: Nach Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC wurden in der diesjährigen Übertragungssaison rund 950 Fälle von West-Nil-Fieber erfasst. Registriert wurden 72 Todesfälle.

West-Nil-Fieber verläuft nach RKI-Angaben meist unauffällig. Etwa jeder fünfte Infizierte entwickle eine grippeähnliche Erkrankung mit Fieber. Etwa einer von 100 Infizierten erkranke schwer. Daher gehen Experten von einer Dunkelziffer nicht erkannter Ansteckungen aus.

Als gefährdet für schwerere Verläufe gelten ältere Menschen und/oder Menschen mit Vorerkrankungen. Ihnen wird empfohlen, sich insbesondere in der Saison und in betroffenen Gebieten vor Stichen zu schützen. In einer Untersuchung von 2020 hielten RKI-Experten fest: „Vor allem längere Sommer mit hohen Temperaturen könnten zu einer verlängerten WNV-Saison und einer weiteren räumlichen Ausbreitung beitragen.“ dpa

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