zum Hauptinhalt
Den besten Zeitpunkt zum Melken können in Zukunft auch KI-Computer errechnen.

© Patrick Pleul/dpa

KI-Strategie für Brandenburg: Glückliche Kühe und bessere Wetterberichte

Brandenburgs Wissenschaftsministerium startet im Januar eine neue breit aufgestellte Strategie zur Künstlichen Intelligenz. Dafür sollen neuartige Experimentier- und Innovationsräume geschaffen werden.

Das Land Brandenburg bringt eine KI-Strategie auf den Weg, die sich von ähnlichen Vorhaben in anderen Bundesländern abheben soll. Alleinstellungsmerkmal der vom Potsdamer Wissenschaftsministerium getragenen Initiative zur Künstlichen Intelligenz soll die Fokussierung auf grundlegende Infrastrukturen zur Datennutzung sein. 

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Dazu würden unter anderem sogenannte Datenmodellräume geschaffen, wie Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) dem Tagesspiegel sagte. Solche Experimentier- und Innovationsräume sollen eine systematische Zusammenarbeit verschiedener Akteure – etwa aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit und Kommunen – zum Austausch von Daten und der Erprobung von KI-Anwendungen ermöglichen.

Innovativer Ansatz für große Datenmengen

Dafür könnten auch Regularien und Vorschriften temporär außer Kraft gesetzt werden, um etwas Neues ausprobieren zu können, erklärte Schüle. Für KI-Anwendungen sind sehr großen Datenmengen erforderlich. Durch den innovativen Ansatz sollen sie leichter zu generieren sein. Ziel sind neue Anwendungen und Serviceleistungen.

Die Landesstrategie soll in einem breiten Beteiligungsprozess entwickelt werden. Dass daran auch Kommunen beteiligt werden sollen, hebt Schüle besonders hervor: Gerade in Kommunen gebe es einen großen Bereich, der von KI profitieren könnte, von der Bildungsplanung über den Gesundheits- und Pflegebereich und die Mobilität bis zum Klimaschutz und zur Energiewende. „Wir wollen KI zum Wohle der Menschen einsetzen.“

[Weitere Beiträge zum Thema Künstliche Intelligenz finden Sie hier im Online-Angebot des Tagesspiegels.]

Dabei müsse auch die Frage untersucht werden, welche gesellschaftlichen Auswirkungen KI in unterschiedlichen Anwendungskontexten entfalte, wo und unter welchen Rahmenbedingungen die Technologie für das Gemeinwohl eingesetzt werden soll und wo es Risiken und Gefahren gibt – etwa durch Social Scoring oder Profitmaximierung. „Für uns soll KI ganz klar in einem menschenzentrierten Prozess angewendet werden“, betont Schüle.

Große Potenziale für KI-Anwendungen

Große Potenziale für KI-Anwendungen „Made in Brandenburg“ sieht die Ministerin beispielsweise bei der Prognose oder Modellierung von extremen Wetterereignissen. Der Bereich Klima, Umwelt, Bioökonomie und Landwirtschaft sei in der Forschung Brandenburgs sehr exponiert. Hier könnten etwa Vorhersagen zu Wetter- und Klimaereignissen wie etwa Hochwasser oder Dürre durch Künstliche Intelligenz verbessert werden.

In der Bioökonomie sind denkbare Anwendungen der Umgang mit sensorbasierten Datenquellen, etwa zur Steigerung der Bodengesundheit oder die Auswertungen von Drohnen-Aufnahmen. „Dadurch kann der Ertrag in der Landwirtschaft gesteigert werden, gleichzeitig Ressourcen und somit die Umwelt geschützt werden, sowie der Einsatz von Pestiziden minimiert werden“, sagt Ministerin Schüle.

Ein anderes Beispiel sei der Einsatz von KI bei der intelligenten Lebensmittelverarbeitung. So erprobe die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz KI beim Melkprozess. Der Vorteil: Die Kühe werden nicht gleichzeitig gemolken, sondern – zielgerichtet durch KI gesteuert – zum bestmöglichen Zeitpunkt. „Das hat auch positive Auswirkungen auf das Tierwohl.“

Auch in Industrie, Verkehr, Mobilität und Logistik in Brandenburg soll Künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Gerade in den Bereichen, in denen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft gut miteinander verbunden sind, würden bereits gut ausgebildete KI-Netzwerke für den Wissens- und Technologietransfer an den Brandenburger Hochschulen bestehen.

Bei der märkischen KI-Strategie wird das Wissenschafts- und Forschungsministerium federführend sein, es soll eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Ministerien gebildet werden. Hinzu komme die Expertise von Personen aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens. 

KI sei nicht nur ein wissenschafts- und forschungspolitisches Thema, sondern gleichermaßen auch ein umwelt-, verkehrs- und wirtschafts- und nicht zuletzt gesellschaftspolitisches Thema: „KI erfordert gesellschaftliche Beteiligung und die Berücksichtigung ethischer und regulatorischer Fragen der Technikgestaltung“, sagt Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle.

Die Brandenburger Initiative soll nicht an ein bestimmtes Institut oder eine Hochschule angebunden werden. „Dazu ist das Thema zu groß.“ Vielmehr soll sie über den Einrichtungen stehen. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) werde als in KI und Digitalisierung renommierte Einrichtung Teil des Prozesses, ebenso wie die Universität Potsdam und weitere Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen des Landes.

Dass mit Einrichtungen und Vorhaben im benachbarten Bundesland Berlin Vernetzungen möglich sind, verstehe sich von selbst, sagte Schüle. In Berlin wird die KI-Forschung seit 2020 vom Berlin Institute for the Foundation of Learning and Data (BIFOLD) gebündelt. Dass es bereits in anderen Bundesländern ähnliche Strategien gibt, hält Ministerin Schüle für keinen Nachteil. Man könne auch von innovativen Entwicklungen profitieren, die in anderen Landesstrategien noch fehlen.

Mehrere Großcomputer stehen zur Verfügung

Gestartet wird die Erarbeitung der KI-Strategie in Brandenburg im Januar. Dazu stehen in den kommenden Jahren rund 350 000 Euro zur Verfügung. Im Land Brandenburg werden jährlich rund 250 KI-Fachkräfte aus unterschiedlichsten Bereichen ausgebildet.

Auch daher sei eine Gesamtstrategie wichtig, die zeigen soll, was es in Teilbereichen bereits gibt und wo es Verstärkung und Vernetzung brauche, sagt die Wissenschaftsministerin. Als Infrastruktur stehen im Land mehrere Großcomputer zur Verfügung. 

Im August 2021 wurde für mehr als zehn Millionen Euro ein neuartiges Computercluster zur Analyse wissenschaftlicher Klimadaten am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereitgestellt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false