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Passanten vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität.

© imago/Seeliger

Gründung des Islam-Instituts: Humboldt-Uni streitet weiter über den Islam

Die Gründung des Berliner Islam-Instituts an der Humboldt-Universität kommt zwar voran - doch es gibt unter den Unimitgliedern große Vorbehalte.

An der Humboldt-Universität herrscht bei vielen großes Misstrauen gegenüber der neu einzurichtenden Islamischen Theologie. Das wurde bei einer Sitzung des Akademisches Senats (AS) am Dienstag erneut deutlich. Zwar stimmte das Gremium am Ende dafür, dem Kuratorium die Einrichtung des seit Langem diskutierten Instituts für Islamische Theologie vorzuschlagen. Doch insbesondere die Studierenden stimmten komplett dagegen. „Was wir hier machen, hat mit einer pluralistischen Auffassung des Islams nichts zu tun“, sagte der Studierendenvertreter Joao Fidalgo. Die Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann schlug ein „Ethikgremium“ für das Institut vor. Dieses solle sich nach innen und nach außen mit den politischen Fragen beschäftigen, die die Arbeit des Instituts aufwerfen werde. „Wir müssen dem politischen Unbehagen an der Uni ernsthaft Rechnung tragen“, sagte Därmann.

Stein des Anstoßes ist nach wie vor der Beirat des Instituts. In ihm sind wie berichtet drei konservative Islamverbände vertreten, liberale Strömungen dagegen nicht. „Unsere Bedenken wurden einfach nicht gehört“, warf die Studierendenvertreterin Bafta Sarbo der Unileitung vor. Die Verbände würden extrem problematische Auffassungen vertreten, wie etwa die Ablehnung von Homosexuellen. Fidalgo forderte, den Beirat sofort um liberale Verbände zu erweitern. Er befürchte, dass das sonst nie passieren werde.

"Können uns Islam nicht so zurechtschneiden, wie wir wollen"

Widerspruch kam von Teilen der Professorenschaft. Gabriele Metzler, Dekanin der Philosophischen Fakultät, teilt zwar grundsätzlich die Kritik an der Zusammensetzung des Beirates. Dass die Verbände nach ihrer Größe ausgewählt wurden, sei aber die einzige Möglichkeit, gegenüber diesen die verfassungsrechtlich geforderte Neutralität beizubehalten. „Wir können uns den Islam nicht so zurechtschneiden, wie wir wollen.“ Das sei ein Dilemma, aus dem man momentan nicht herauskomme. Ähnlich äußerten sich HU-Präsidentin Sabine Kunst und Michael Borgolte, Gründungsbeauftragter des Instituts. Der Theologe Christoph Markschies sagte, beim „Design“ des Instituts sei das „Maximale“ erreicht worden. Von allen Islam-Instituten in Deutschland erfülle das Berliner Konzept sogar am stärksten die Forderung nach Pluralität.

Der Vorschlag eines „Ethikgremiums“ wurde von HU-Präsidentin Kunst positiv aufgenommen. Dafür löste er beim Juristen Martin Heger fast einen Wutausbruch aus. Eine solche Kommission bedeute ein „antizipiertes Misstrauen“ gegenüber den Professoren, die an das Institut berufen werden sollen: „Wir setzen den Kollegen vorab ein Kontrollgremium vor die Nase? Das ist ein absolutes Unding!“, rief Heger. Wenn schon, müsste es für die gesamte Uni eingerichtet werden. Es gebe ja auch politisch umstrittene Äußerungen von Kollegen anderer Fachrichtungen, fügte Heger süffisant hinzu.

Wie viel Einfluss haben die Islam-Verbände?

Er warnte auch davor, den Einfluss der Verbände überzubewerten. Zwar könne der Beirat Berufungslisten ablehnen – jedoch selber keine Namen vorschlagen und damit bestimmte Wissenschaftler erzwingen. Berufungen müssten zudem von mehreren Unigremien abgesegnet werden: und zwar unter anderem vom Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät, der die Berufungen zunächst durchführen wird, und auch vom Akademischen Senat. „Die neuen Kollegen werden sich nicht als Erfüllungsgehilfen der Verbände verstehen.“

Die Entscheidung fiel im AS letztlich mit elf Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen, drei Mitglieder enthielten sich. Das Kuratorium wird sich nun am 29. Juni mit der Gründung beschäftigen. Zuvor wollen die Studierenden die AS-Entscheidung aber noch gerichtlich anfechten. Sie pochen darauf, dass ihre geschlossene Ablehnung ein aufschiebenes Gruppenveto darstellt. Die AS-Leitung hatte das Gruppenveto als unwirksam erklärt: Das gelte nur dann, wenn der AS selbst final entscheide – nicht jedoch wenn es wie im Fall des Islam-Instituts „nur“ einen Vorschlag an das Kuratorium unterbreite.

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