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Labrador Retriever holt Stöckchen.

© imago images/Eibner/Eibner Pressefoto / Daniel Lakomski via www.imago-images.de

Hol das Stöckchen!: Was Hunde beim Apportieren so glücklich macht

Er hechelt, schwitzt und jault schon – und trotzdem ist so mancher Hund erst zufrieden, wenn der Ball erneut geworfen wird, damit er ihn wieder zurückbringen darf. Das hat mindestens sechs Gründe.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Eigentlich ist der Erbonkel eher ein Katzenmensch. Aber dennoch gab es diesen einen, heißgeliebten Hund, dessen Name, „Chaos“, Programm war. Ein Energiebündel, dem man das Stöckchen nie weit genug werfen konnte. Sein größtes Glück war es, dem Puck beim Eishockeyspielen auf dem zugefrorenen Weiher hinterherzujagen.

Beibringen musste ihm das niemand, von Geburt an apportierte Chaos alles, was man ihm hinwarf. Ständig schleppte er Bälle, Stöcke, Pucks an und forderte glücklich jaulend und bellend zum Spielen auf.

Nicht alle Hunde sind so versessen aufs „Stöckchen holen“. Zwar ist das Verhalten schon beim Urahn der Hunde, dem Wolf, ausgeprägt. Der Meute von der Jagd Beute heranzuschleppen, trug zum Überleben bei und wird ganz im Sinne des Arterhalts belohnt, indem das Gehirn in Endorphinen und anderen Glückshormonen gebadet wird.

Bei der Zucht verschiedener Hunderassen wurde die natürliche durch die menschliche Selektion noch verstärkt. Indem Züchter vor allem jene Fiffis für die Zucht auswählten, die am bereitwilligsten Stöcke oder eben Jagdbeute zurückbrachten, reicherten sie jene Genvarianten an, die das Apportierverhalten besonders fördern und belohnen.

Bobtail-Schäferhund holt Stöckchen.
Bobtail-Schäferhund holt Stöckchen.

© imago/blickwinkel

Eine Studie hat das vor ein paar Jahren bestätigt. Ein Forschungsteam um Pamela Wiener vom Roslin Institute in Edinburgh befragte die Besitzer von 1975 Hunden über die Ausprägung von zwölf Verhaltenseigenschaften ihrer Tiere, darunter auch das Stöckchenholen, mit Hilfe des „Canine Behavioral Assessment and Research Questionnaire“, kurz C-BARQ. Dann suchten sie im Erbgut, ob bei den Hunden mit besonders ausgeprägtem Verhalten, etwa Apportieren bis der Arzt kommt, bestimmte Genveränderungen gehäuft auftreten.

Tatsächlich fanden sie, vor allem in Hunderassen wie Labrador-Retrievern, sechs genetische Veränderungen, die mit der Versessenheit aufs Stöckchenholen einhergehen. Es handelt sich um Genregionen, die direkt oder indirekt neurologische Funktionen regulieren, also etwa die Menge von Botenstoffen wie Dopamin oder Endorphinen beeinflussen. So wie Skifahren bei manchen Menschen Glücksgefühle auslöst, so high fühlt sich also ihr Haustier, wenn es den Stock oder den Puck holen darf.

Es sei denn, es ist eine Katze. Die wird Sie, mangels entsprechender Gene, nur verständnislos, vorwurfsvoll oder mitleidig anschauen.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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