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Ein Schild in Kopenhagen weist auf die Corona-Regeln hin.

© Imago Images/Dean Pictures/Francis Joseph Dean

Hohe Inzidenz, hohe Impfquote: Mit dänischer Gelassenheit durch die Corona-Pandemie

Während Deutschland streitet, steuert Dänemark unbeirrt aus der Pandemie heraus. Trotz Delta ist sogar die Maskenpflicht fast abgeschafft, dank hoher Impfquote.

Die Nachbarn im Norden werden von den Deutschen schon immer ein wenig bewundert – ein Punkt dabei: Die Däninnen und Dänen scheinen in vielen Punkten deutlich lockerer. Und diese Gelassenheit spiegelt sich auch im Umgang mit der Pandemie wider.

Während in Deutschland darüber gestritten wird, welche Indikatoren künftig darüber entscheiden sollen, ob es neue Beschränkungen geben soll und ob ein weiterer Lockdown nötig sein wird, öffnet Dänemark in allen Bereichen weiter – und das, obwohl durch die Delta-Variante des Coronavirus die Zahl der Neuinfektionen auch im Zusammenhang mit der dänischen Fan-Euphorie bei der Fußball-Europameisterschaft sprunghaft gestiegen war.

Aktuell stecken sich vor allem jüngere Erwachsene in Kopenhagen und Aarhus mit dem Coronavirus an. In der Hauptstadtregion liegt die Inzidenz aktuell bei 202, die Region an der Ostküste hat mit 247 den höchsten Wert.

Rund 57 Prozent aller Neuinfektionen in den vergangenen Tagen betrafen Menschen im Alter von 20 bis 39 Jahren, wie aus Daten des Statens Serum Insitut, der dänischen Agentur für Infektionskrankheiten, hervorgeht. Bei mehr als 90 Prozent der bestätigten Infektionen wird inzwischen die Delta-Variante gefunden.

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Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte zwischenzeitlich wieder auf 120 (den Höchstwert hatte es am 19. Dezember mit 427 gegeben), sank dann aber wieder auf jetzt rund 96. In Deutschland steigt der Wert auch seit geraumer Zeit und lag am Donnerstagmorgen bei 16.

Anders als Schweden war Dänemark – wie Norwegen und Finnland – in einen Lockdown gegangen. Aber die Regierung in Kopenhagen war eine der ersten in Europa, die im Frühjahr begann, Beschränkungen aufzuheben. Die Kinder konnten wieder zu Schule, Außengastronomie öffnete.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erhielt am 4. Juni die erste Spritze.
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen erhielt am 4. Juni die erste Spritze.

© Philip Davali/Ritzau Scanpix/dpa

Zum Tag der Arbeit am 1. Mai hatte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bereits weitere Lockerungen angekündigt. „Wir kämpfen noch immer gegen biologische Umstände, und es ist nicht so, dass das Virus plötzlich beschlossen hätte, einen Bogen um Dänemark zu machen. Aber mit jedem Tag, der ins Land zieht, an dem wir die Infektionszahlen niedrig halten, und an dem mehr Menschen geimpft werden, können wir erleichtert aufatmen. Ich glaube, dass der Dannebrog in diesem Sommer besonders hübsch in den Schrebergärten wehen wird. Wir stehen an einem Neuanfang“, sagte die 43-jährige Sozialdemokratin.

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Und Ende Mai wurden dann in dem Land mit seinen rund 5,8 Millionen Einwohnern schon sehr weitgehende Lockerungen umgesetzt. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor bei Vergleichen mit Deutschland ist allerdings, dass Dänemark deutlich dünner besiedelt ist und neben der Hauptstadt Kopenhagen mit Odense, Aarhus und Aalborg nur noch wenige weitere Metropolen hat. Abstand halten ist also auf natürliche Art vergleichsweise einfach.

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Warnungen auch aus Deutschland im Frühjahr, dass die Lockerungen unverantwortlich seien und zum Tod vieler ungeimpfter Menschen in Dänemark führen würden, bestätigten sich nicht. Es kam nicht zu einem signifikanten Anstieg der Zahl der Covid-19-Toten.

Insgesamt verstarben in dem nördlichen EU-Land bisher 2548 Menschen an oder mit Covid-19. Bezogen auf die Einwohnerzahl gab es zwar im Laufe der Pandemie in Finnland und Norwegen weniger Todesopfer, aber in Schweden und Deutschland liegen die Zahlen deutlich höher.

Covid-19-Tote/ bestätigte Infektionen pro Million Einwohner (Quelle: Johns-Hopkins-Universität, Stand 28. Juli)

  • Dänemark 440/54.380
  • Norwegen 150/25.700
  • Finnland 178/18.940
  • Schweden 1439/107.900
  • Deutschland 1106/45.550

In der vergangenen Woche gab es in Dänemark keinen einzigen Covid-19-Toten. Auch lässt sich in den Daten des dänischen Gesundheitsministerium bisher kein signifikanter Anstieg bei den Klinikeinlieferungen erkennen. Stand Mittwoch gab es demnach landesweit 64 Covid-19-Patienten, zehn davon liegen auf Intensivstationen, die Hälfte wird beatmet.

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Dass die dänische Regierung von Ministerpräsidentin Frederiksen auch einer möglichen vierten Welle gelassen entgegensieht, hat handfeste Gründe: Nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren am Donnerstag fast 60 Prozent der über 16-jährigen Menschen in Dänemark vollständig geimpft, und sogar 80,5 Prozent haben die erste Spritze bekommen. Dem Statistikportal „Our world in data“ zufolge zählt Dänemark damit zur absoluten europäischen Spitze. Insgesamt sind nach Angaben des Ministeriums mehr als 2,9 Millionen Einwohner vor dem Coronavirus geschützt.

Zudem traf die Regierung die Entscheidung, dass sich nun auch 12- bis 15-Jährige impfen lassen können. Wie das Nachrichten-Portal „The Local“ berichtet, hat sich bereits ein Drittel dieser Altersgruppe angemeldet. Und auch Schwangere sowie stillende Frauen bekommen auf Wunsch ein Vakzin.

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Doch auch wenn die Impfquote beeindruckt, gibt es aus Sicht von Experten noch keinen Grund zur Entwarnung. „Wir müssen sicherstellen, dass 85 Prozent der Bevölkerung vor dem Herbst vollständig gegen Corona geimpft sind“, sagte Viggo Andreasen, außerordentlicher Professor an der Universität Roskilde und Forscher für mathematische Epidemiologie, zu „The Local“.

„Es kann keine vollständige Herdenimmunität gegen die Delta-Variante geben – sie ist so ansteckend“, so Andreasen. Der Wissenschaftler fügte hinzu: „Aber wir werden in der Lage sein, größere Epidemien zu verhindern.“

Wegen der steigenden Inzidenzen hatte die Bundesregierung Dänemark – außer Grönland – vor einer Woche als einfaches Risikogebiet eingestuft. Rückkehrer aus einfachen Risikogebieten müssen in Deutschland die digitale Einreiseanmeldung vornehmen.

Zudem bringt die Einstufung als Risikogebiet zwar grundsätzlich eine Quarantänepflicht mit sich. Diese kann aber durch ein negatives Testergebnis beziehungsweise einen Genesenen- oder Impfnachweis vermieden werden. Die Tests sind auch in Dänemark nach wie vor kostenlos.

Deutsche können auch dann Dänemark-Urlaub machen, wenn sie noch nicht geimpft sind. An der Grenze müssen sie aber einen negativen Test vorzeigen, ein Schnelltest reicht.

Die Entscheidungsträger in Kopenhagen bleiben trotz der Deltavariante bei ihrem Kurs. Bis auf die Diskotheken ist im Land alles geöffnet, allerdings muss man in der Gastronomie, Kinos, Theatern oder Museen noch ein Impfzertifikat, eine Bescheinigung über eine überstandene Infektion oder ein aktuelles negatives Testergebnis vorweisen können. Geplant ist, dass auch dies ab Oktober wegfällt.

Eine Maskenpflicht gibt es seit einigen Wochen nicht mehr – einen Mund-Nasen-Schutz muss man nur noch tragen, wenn man in Bus oder Metro steht. In den überregionalen Bahnen und Vorortzügen muss der Schutz nur noch beim Ein- und Aussteigen getragen werden, nicht aber am Sitzplatz. Und im September soll die Maskenpflicht schließlich ganz abgeschafft werden.

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