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Nach Explosionen, Fehlflügen und Bruchlandungen gelang mit Luna 9 die erste Landung auf dem Mond.

© imago images/Sovfoto\UIG / Sovfoto\UIG via www.imago-images

Tagesrückspiegel – Heute vor 57 Jahren: Zweimal verflogen, endlich aufgesetzt

Der Erfolg der ersten bemannten Mission zum Mond im Juli 1969 überstrahlt eine lange Reihe gescheiterter Missionen – und auch den Erfolg der ersten weichen Landung auf dem Erdtrabanten.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Am 3. Februar 1966 setzte die sowjetische Sonde „Luna 9“ auf der Mondoberfläche auf. Eine weiche Landung für ein Gefährt und der erste geglückte Besuch der Menschheit auf einem Himmelskörper. Luna 9 verschaffte uns den ersten Rundumblick auf die Mondlandschaft.

Erst vier Monate später konnten die USA im prestigeträchtigen Rennen um die erfolgreichsten Missionen in den Weltraum gleichziehen, mit der nach ihrer Aufgabe benannten Sonde „U.S. Surveyor 1 Soft Lander“. Die Landung des sowjetischen Vorfliegers hatte gezeigt, dass sich auf festem Mondboden aufsetzen ließ, die Oberfläche das Gewicht eines Gefährts tragen konnte. Man hatte zuvor befürchtet, dass sie in einer losen Staubschicht versinken würden.

Zu kurz oder übers Ziel hinausgeschossen

Luna 9 startete am 31. Januar 1966 um 14:41 Uhr Moskauer Zeit vom Kosmodrom Baikonur. Der erste Erfolg der Mission stellte sich bereits wenige Minuten später ein: Die Trägerrakete explodierte nicht. Sie brachte die Sonde erfolgreich auf Kurs zum Erdtrabanten. Vorgängermodelle waren aufgrund von zu starken Vibrationen im doppelten Sinn in die Luft geflogen, oder ihnen war noch vor Verlassen des Schwerefelds der Erde die Antriebskraft ausgegangen. So erging es auch drei „Pioneer“-Sonden der USA.

Auch Gefährte, die höher flogen, erreichten nicht unbedingt ihr Ziel. Luna 1, gestartet im Januar 1959, und Pioneer 4, gestartet im März desselben Jahres, verflogen sich. Aufgrund von Problemen der Trägerrakete schlug Luna 1 nicht wie anvisiert auf dem Mond ein, sondern gelangte auf eine Umlaufbahn um die Sonne. Die größte Annäherung an das Ziel zwei Tage nach dem Start betrug knapp 6000 Kilometer. Damit darf die Mission aber als erster erfolgreicher Vorbeiflug am Mond gelten.

Pioneer 4 war die erste US-Sonde, die erfolgreich eine Erdumlaufbahn verlassen hat – auch das ein Erfolg. Allerdings verlieh die zweite Raketenstufe der Sonde etwas zu viel Schub, sodass sie den Mond höher als geplant, in fast 60.000 Kilometern Entfernung, passierte und der Erdtrabant damit außer Reichweite der Instrumente an Bord blieb.

Schief, aber eindrücklich: Luna 9 sendete Bilder vom Mond zur Erde.

© IMAGO/SNA / IMAGO/RIA Novosti

Im September 1959 erreichte das erste Raumschiff von der Erde den Mond: Luna 2 schlug wie geplant auf der Oberfläche ein. Luna 3 lieferte danach die ersten Bilder von der dunklen Seite des Mondes – gut zwölf Jahre bevor die britische Rockband „Pink Floyd“ ihr entsprechend benanntes Album veröffentlichte. Dieses endet mit einem Zitat, das dem Pförtner der Abbey Road Studios zugeschrieben wird, in dem es aufgenommen wurde. Er wies darauf hin, dass der Mond, weil er nicht selbst leuchtet, eigentlich nur dunkle Seiten habe.

Im Sonnenlicht gelangen der erfolgreich gelandeten Sonde Luna 9 aber Aufnahmen des „Ozeans der Stürme“. So ist die mangels Atmosphäre vollkommen windstille Mondregion benannt, in der sie im Februar 1966 aufsetzte. Wie Blütenblätter klappte Luna 9 vier Vorrichtungen auf, die ihren Stand stabilisieren sollten. Mithilfe eines kippbaren und um eine Kamera rotierenden Spiegels begann sie nur Minuten nach der Landung Aufnahmen zu machen. Die Panoramaaufnahmen wurden etwas schief, da die Sonde verrutschte, aber sie ließen die Menschheit erstmals vom Mondboden über den Horizont blicken.

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