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Das Klonschaf Dolly im Roslin-Institut bei Edinburgh.

© picture-alliance/ dpa/epa PA Curtis

Tagesrückspiegel – Heute vor 26 Jahren: Ein Schaf und neun Menschenklone

Kurz nach der Geburt des ersten geklonten Säugetiers wurde wild über das Klonen von Menschen spekuliert. Mindestens ein Forscher hat’s tatsächlich versucht.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Dem Klonen haftete schon immer etwas Gruseliges an. Beim Erschaffen einer genetisch identischen Kopie eines Zuchtbullen, des geliebten Schoßhündchens oder genetisch passenden Organen für Schwerkranke mögen noch Nutzen und Faszination überwiegen. Aber wenn das beim Menschen gelingt, könnten dann „Klonarmeen“ oder ähnliche Science-Fiction-Szenarien Realität werden?

In den Monaten nach dem 23. Februar 1997, heute vor 26 Jahren, wurden der Nutzen des therapeutischen und Verbote des reproduktiven Klonens vehement diskutiert – dem Tag, an dem die Klonforscher Keith Campbell und Ian Wilmut der Öffentlichkeit das Klonschaf „Dolly“ vorstellten. Eine Sensation, denn vorher war das Klonen nur bei Fröschen gelungen, nie jedoch bei Säugetieren.

Ein Klon oder kein Klon?

Wirklich nie? Der österreichische Biologe Karl Illmensee sah das anders. Er hatte schon 1981 behauptet, drei Mäuse geklont zu haben. Allerdings konnten weder er selbst, noch andere Biologen das Experiment wiederholen, weshalb seine Arbeit unter Fälschungsverdacht geriet und seine bis dahin glänzende wissenschaftliche Karriere abrupt endete.

Mit der Geburt Dollys sah Illmensee sich bestätigt und unternahm einen letzten und reichlich fragwürdigen Versuch zu beweisen, dass er nicht gefälscht hatte: Er versuchte Menschen zu klonen – im Labor einer Befruchtungsklinik des Mediziners Panayiotis Zavos in Lexington im US-Bundesstaat Kentucky, in dem Klonen nicht verboten war.

Dabei benutzte er die Technik des Zellkerntransfers, die er einst selbst bei Fliegen und Mäusen entwickelt hatte und mit der letztlich auch Dolly entstanden war. In eine entkernte Eizelle einer Spenderin setzte er den Zellkern einer Körperzelle ein, die das Erbgut einer partnerlosen Frau, beziehungsweise von drei Männern enthielt. Zwischen 2003 und 2005 entstanden so insgesamt neun menschliche Klonembryonen.

Zu einer Klonschwangerschaft oder -geburt kam es jedoch nicht, versicherte Illmensee. Später äußerte er Zweifel, ob es richtig gewesen war, eine unausgegorene Technik an Menschen auszuprobieren. Ihn habe „extreme Neugier“ getrieben, ob das Klonen auch bei Menschen funktioniert. Die Hoffnung auf Rehabilitation und Genugtuung wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.

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