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Malala Yousafzai bekam mit 17 Jahren den Friedensnobelpreis.

© REUTERS/Suzanne Plunkett

Heute vor 11 Jahren: Symbol des Widerstands

Malala Yousafzai blieb unnachgiebig. „Bildung für alle“ forderte sie ein. Und tut das noch heute.

Eine Kolumne von Melanie Swiontek Brzezinski

Mit gerade einmal elf Jahren dokumentierte Malala für den britischen Sender „BBC“ ihr Leben im Swat-Tal in Pakistan, das damals unter Besatzung der Taliban stand. Sie berichtete über die Einschränkungen in der Bildung, die vor allem Frauen und Mädchen betrafen. Als längst bekannte Bürgerrechtlerin wurde sie fatalerweise zum Ziel der Taliban, die Bildung für Mädchen als „unislamisch“ ablehnen.

Am 9. Oktober 2012, heute vor elf Jahren, änderte sich das Leben der damals 15-Jährigen in Sekunden. Sie befand sich mit ihren Freundinnen im Bus auf dem Weg zur Schule, als dieser durch Warnschüsse angehalten wurde. Ein islamischer Extremist stieg ein, schoss viermal. Malala wurde lebensgefährlich am Kopf getroffen, überlebte aber. Jahre später gewann sie für ihren unermüdlichen Kampf um Bildung für alle als jüngste Frau den Friedensnobelpreis.

Die Forderungen von Malala sind so aktuell, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Malala Yousafzai glaubte nie, dass die Taliban Bildung für Mädchen nur zeitweise verhindern wollen.
Malala Yousafzai glaubte nie, dass die Taliban Bildung für Mädchen nur zeitweise verhindern wollen.

© AFP/JEFF OVERS

Noch immer bestimmen Gewalt und Unterdrückung dort, wo die Taliban regieren, das Leben der Frauen. In Afghanistan, wo die islamistische Gruppe seit zwei Jahren wieder herrscht, dürfen Mädchen nur bis zur sechsten Klasse zur Schule gehen. Danach: eine endlose Leere. Der Besuch einer weiterführenden Schule, Ausbildung, Studium, Berufstätigkeit – den Mädchen und Frauen sind fast alle Wege versperrt. Diejenigen, die dagegen protestieren, müssen mit Folter und Tod rechnen. Frauen sind damit zum Schweigen verdammt.

Eigentlich war alles anders: Afghanistan war ein Vorreiter beim Thema Gleichberechtigung. 1919 wurde dort das Frauenwahlrecht eingeführt, ein Jahr, nachdem es Deutschland getan hatte.

Auch in Deutschland war Geschlechtergerechtigkeit in der Bildung oder ihr Zugang für Frauen nicht von Anfang an gegeben. Heutzutage ist das noch spürbar, selbst wenn Frauen per Gesetz ab 1908, fast elf Jahre vor der Einführung des Frauenwahlrechts, studieren durften, lag der Frauenanteil in den 50ern unter Studierenden bei gerade einmal 17 bei Prozent. Der Umstand bekam erst in den 70ern durch die Frauenbewegung beachtliche Aufmerksamkeit. Seit den 1990er Jahren herrscht für die Chancengleichheit ein Bewusstsein.

„Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern“, sagte Malala im Jahr 2013 in einer Rede vor den Vereinten Nationen. „Bildung ist die einzige Lösung. Bildung zuerst.“ Ihre Forderung hat in manchen Teilen dieser Welt die gleiche traurige Gewichtung wie damals. Heute lebt die Taliban-Gegnerin in England und kämpft unnachgiebig für Frauenrechte.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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