zum Hauptinhalt
Fünf Personen an Stehtischen in einem überdachten Atrium eines historischen Gebäudes.

© Felix Noak/TU Berlin

Triell um die Präsidentschaft: Harter Kampf um die TU-Spitze

Nach den Kanzler-Triellen jetzt ein Triell um die Spitze der TU Berlin: Die externe Kandidatin versucht Nähe herzustellen, der Amtsinhaber schaltet auf Gegenangriff

Drei Kandidat:innen, zwei Moderator:innen, ein Spitzenamt: Diese Konstellation ist aus den Triellen im Bundestagswahlkampf bestens bekannt. Auf das Debattenformat griff jetzt auch die Technische Universität Berlin zurück – und ließ die drei Bewerber:innen für das Präsidentenamt gegeneinander antreten.

Den Eindruck eines TV-Triells verstärkte die Pandemielage: Aus Infektionsschutzgründen übertrug die TU die Runde ausschließlich per Livestream. Publikum vor Ort im Lichthof der Uni war nicht zugelassen.

Der erste Akzent kommt von einer Herausforderin

Einen Akzent setzte noch vor dem ersten Schlagabtausch Geraldine Rauch. Die Charité-Prodekanin, einzige externe Bewerberin und eine der beiden Herausforderinnen von Amtsinhaber Christian Thomsen, trug gut sichtbar ein Shirt mit der Aufschrift „Let’s TU it!“ unter ihrem Blazer. Ein Zeichen an die Konkurrenz, dass sie sich schon vor der Wahl als Teil der Uni sieht.

Tatsächlich versuchte Rauch im Lauf des Triells, immer wieder gezielt einige Kontrapunkte gerade zu Thomsen zu setzen. Thomsen wiederum, der auf eine dritte Amtszeit hofft, strich öfters seine politische Erfahrung und seine mediale Präsenz bei wichtigen Themen heraus.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die dritte Bewerberin Ulrike Woggon, die als ehemalige TU-Vize und langjährige Professorin an der Uni eigentlich bestens über Schwächen Thomsens Bescheid wissen müsste, schien dagegen eher in der Defensive . Bezeichnend dazu die Körpersprache: Rauch und Thomsen schauten mehrfach in die Kamera und adressierten direkt die Zuschauenden, Woggon praktisch nie.

[Wenn Sie die wichtigsten News aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Moderator:innen führten strukturiert durch das Gespräch, ein Unterschied zu den Politik-Triellen. Ausgerechnet bei dem als erstes aufgerufenen, dringenden Thema „New Normal: Wie weiter nach Corona“ blieben die drei Kandidat:innen allerdings vage.

Thomsen verteidigt sich bei den Forschungsschwerpunkten

Spannender wurde es beim Klimaschutz, eigentlich eines der Kernthemen Thomsens. Zwar lobten die beiden Konkurrentinnen ausdrücklich Thomsen für seine Bemühungen. Woggon stellte infrage, ob die Bekenntnisse Thomsens, bis 2030 oder 2040 einen klimaneutralen Campus zu erreichen, wirklich so umsetzbar sind. Rauch forderte, Klimaschutz müsste auch einen größere Rolle bei der Berlin University Alliance spielen: „Deren Themen sind bisher nicht sehr TU-spezifisch.“

Überhaupt Forschungsschwerpunkte: Woggon und Rauch hatten das als eine Problemzone Thomsens identifiziert. Sie finde es „erstaunlich“, dass die TU nicht mit klassischen technischen Fächern bei Förderrankings glänze und diese auch in der BUA nicht gut abgebildet seien, sagte Rauch: „Da braucht es mehr Commitment von oben und von unten.“ Woggon sah „große Potenziale“ in diesen Bereichen. Thomsen verteidigte sich: „Das Profil der TU ist sehr gut.“

Während der Präsidentschaftsdebatte im Lichthof der TU Berlin.

© Felix Noak/TU Berlin

Rauch positionierte sich auch am entschlossensten, was Karriereperspektiven von Forschenden angeht: „Wir brauchen ganz klar ein Entfristungskonzept, das fächerspezifisch entwickelt wird.“ Thomsen und Woggon hatten weniger konkrete Vorschläge und mussten zugeben, das Thema zu lange vernachlässigt zu haben.

Dass die beiden mit über 60 deutlich älter als Rauch (39) sind und damit länger in der Verantwortung für die Unwuchten des Wissenschaftssystems, dürfte zumindest an diesem Punkt kein Vorteil sein – auch wenn Rauch ansonsten ihre vergleichsweise geringere Leitungserfahrung bereits vorgehalten wurde.

„Wie wollen Sie verhindern, dass die TU zusammenbricht?“

Die Problemlage der Uni am klarsten beschrieb indes eine Frage aus dem Chat: „Wie wollen Sie verhindern, dass an der TU beim Personal und bei den Gebäuden weiter alles zusammenbricht?“ Woggon versprach, Verwaltung „neu denken zu wollen“. Rauch schlug unter anderem neue Eingruppierungen in Tarifstufen vor, um kurzfristig die Abwanderung von Personal zu stoppen. Thomsen verwies darauf, dass die Bekämpfung des Sanierungsstaus ein wichtiger Punkt im neuen Berliner Koalitionsvertrag sei.

Der Umgang mit der TU-Verwaltung dürfte auf jeden Fall ein wahlentscheidendes Thema werden. Auffällig während der Debatte: Thomsen stellte selber Nachfragen an seine Mitbewerberinnen, wenn er Lücken in deren Argumentation zu erkennen meinte: „Hättest Du ein Gefühl, wie viel Geld wir dafür ausgeben müssten?“, fragte er etwa Woggon zu einem ihrer Vorschläge. Woggon musste passen. Teilweise wirkte das Insistieren Thomsens aber auch ein wenig oberlehrerhaft und bossy.

Und wer hat das Triell nun gewonnen? Eine Publikums-Umfrage gab es dazu leider nicht. Das Format hat auf jeden Fall Zukunft: Mehr als 1000 Zuschauer:innen schalteten ein. Wählen dürfen allerdings allein die 61 Mitglieder des Erweiterten Akademischen Senats – am 19. Januar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false