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Urban Lendahl ist von seinem Amt im Nobelkomitee zurückgetreten. Im Zuge einer Affäre um den Chirurgen Paolo Macchiarini könnte er von einer Untersuchungskommission des Karolinska-Instituts befragt werden.

© Karolinska-Institut

Skandal um Transplantationsmediziner Paolo Macchiarini: Generalsekretär der Nobelpreis-Jury tritt zurück

Aus "Respekt vor der Integrität des Nobelpreises" tritt ein Mitglied des Nobelkomitees zurück. Urban Lendahl hatte dem Karolinska-Institut einen inzwischen umstrittenen Star-Chirurgen empfohlen.

Der Genetiker Urban Lendahl vom Stockholmer Karolinska-Institut hat seinen Posten als Generalsekretär des Komitees aufgegeben, das den Nobelpreis für Medizin vergibt. Lendahl befürchtet, er könne in Ermittlungen involviert werden, die den Chirurgen Paolo Macchiarini betreffen, der seit 2010 am Karolinska-Institut an der Transplantation künstlicher Atemwege geforscht hatte und von Lendahl empfohlen worden war.

Macchiarini wird vorgeworfen, die Erfolge seiner experimentellen Operationen übertrieben zu haben. Von zehn schwerkranken Patienten, denen er stammzellbesiedelte künstliche Atemwege eingepflanzt hatte, starben sechs.

Ethisch umstrittene Experimente

Im Januar erhob der schwedische Sender SVT den Vorwurf, dass Macchiarini die experimentelle Prozedur im russischen Krasnodar an einem Patienten durchgeführt hatte, der nicht lebensbedrohlich erkrankt war. Der Vizekanzler des Karolinska-Instituts Anders Hamsten erklärte, dass man davon nichts gewusst habe und eine solche Operation nicht genehmigt hätte. Zuvor hatte Hamsten Macchiarini noch gegen Anschuldigungen einer unabhängigen Kommission verteidigt, die in mindestens sieben Publikationen des Arztes wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt hatte. Inzwischen sei die Arbeit des Chirurgen am Institut gestoppt worden und sein Arbeitsvertrag werde nicht verlängert. Man habe das Vertrauen in Macchiarini verloren, erklärte Pressesprecher Claes Keisu. „Seine Aktivitäten in Krasnodar haben die Reputation des Karolinska-Instituts beschädigt.“

In einem „Vanity Fair“-Artikel werden Macchiarini, der mit seiner Behandlungskunst seit Jahren Schlagzeilen gemacht hatte, Manipulationen seines Lebenslaufes vorgeworfen. Einer mit ihm liierten ehemaligen NBC-Journalistin solle er sogar eine Hochzeit unter Anwesenheit des Papstes, Michelle Obamas und anderen Prominenten vorgegaukelt haben.

Untersuchungskommission eingesetzt

Das Karolinska-Institut hat nun eine unabhängige Untersuchung angekündigt, die klären soll, ob Fehler im Umgang mit dem Macchiarini-Fall gemacht wurden. Auch die schwedische Staatsanwaltschaft ermittelt, ob im Fall von drei in Schweden durchgeführten Operationen korrekt gehandelt wurde. Macchiarini hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.

Urban Lendahl werden keine Vorwürfe gemacht. Er trete „aus Respekt vor der Integrität des Nobelpreises“ zurück, so der Vorsitzende der Nobel-Gesellschaft, Rune Toftgård.

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