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Die Maßnahmen zum Schutz von Stören in der Donau vor Wilderei scheinen oft nicht auszureichen. Das Angebot auf Fischmärkten zeugt davon.

© dpa/George Caracas

Gefälschte Donau-Delikatessen: Genanalyse entlarvt illegale Störprodukte

Alle europäischen Arten von Stören, die es noch gibt, sind streng geschützt. Doch Handelsverbote werden regelmäßig unterwandert.

Analysen von Störproben aus Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine beweisen, dass gesetzliche Regelungen zum Handel mit den bedrohten Arten aktiv gebrochen werden. In den genannten Ländern gibt es noch wilde Störpopulationen in der Donau. Die Ergebnisse eines internationalen Forschungsteams zeigen, dass die Hälfte der untersuchten Kaviar- und Störfleischproben illegal ist. Andere enthalten nicht einmal Stör, berichten die Forschenden in der Fachzeitschrift „Current Biology“.

Wilder Kaviar aus fast allen Herkunftsgebieten ist seit Jahrzehnten illegal, da Überfischung die Störarten an den Rand des Aussterbens brachte. Heute darf fast ausschließlich nur Kaviar – die unbefruchteten Eier – von gezüchteten Stören gehandelt werden und es gelten strenge Vorschriften zum Schutz der Störe.

„Der Erhaltungszustand der Störbestände in der Donau ist kritisch, daher ist jedes einzelne Exemplar wichtig für ihr Überleben“, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung von Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW). Die beobachtete Intensität der Wilderei untergrabe jegliche Schutzbemühungen.

In der Donau kommen heute noch vier Störarten vor. Alle sind seit 1998 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten, freilebenden Tier- und Pflanzenarten (CITES) geschützt. Im Jahr 2000 wurde ihre CITES-Listung durch ein strenges internationales Kennzeichnungssystem für alle Kaviarprodukte ergänzt, welches den illegalen Handel unterbinden sollte. Doch es sei bekannt, dass immer noch Störe illegal gefangen würden, so das Team. Systematische Untersuchungen zu diesen Verdachtsfällen fehlten jedoch.

Um herauszufinden, woher die Produkte stammen, kauften die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl online als auch persönlich Kaviar und Störfleisch aus einer Vielzahl von Quellen – darunter lokale Märkte, Geschäfte, Restaurants, Bars und Aquakulturanlagen. Sie untersuchten zudem fünf Proben, die von Behörden beschlagnahmt wurden. Insgesamt analysierte das Team das Erbgut sowie die Isotopenmuster von 149 Proben. 21 Prozent der Proben stammten von gewilderten Stören.

Die Analysen zeigen, dass nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in der EU und Beitrittskandidaten gewildert wird.
Die Analysen zeigen, dass nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in der EU und Beitrittskandidaten gewildert wird.

© dpa/George Caracas

Produkte aus wilden Stören wurden in allen vier Ländern illegal gehandelt. Weiterhin verstießen elf Prozent der Proben gegen die CITES-Bestimmungen und EU-Handelsgesetze – darunter Kaviar, bei dem die falsche Störart oder das falsche Herkunftsland angegeben war. Insgesamt 32 Prozent der Proben wurden als „Kundenbetrug“ eingestuft – beispielsweise Proben, die als Wildprodukte deklariert waren, aber aus Aquakulturen stammten. Drei der Proben, die in Rumänien als „Störsuppe“ deklariert wurden, enthielten kein Störfleisch.

„Unsere Ergebnisse deuten auf eine anhaltende Nachfrage nach Produkten aus wildlebenden Stören hin, was alarmierend ist, da diese Produkte die Bestände wildlebender Störarten gefährden“, sagt Jutta Jahrl, Managerin des Projekts „Life for Danube Sturgeons“ beim WWF Österreich. „Die anhaltende Nachfrage fördert die Wilderei und deutet darauf hin, dass die Verbraucher Aquakulturprodukte nicht als vollständigen Ersatz akzeptieren.“ Darüber hinaus stelle der Verkauf von Kaviar, der gegen CITES- und EU Bestimmungen verstoße, die Wirksamkeit der Kontrollen und des Kennzeichnungssystems in Frage.“

Das Autorenteam vermutet, dass das große Ausmaß der illegalen Fischerei auch ein Indikator dafür ist, dass es den lokalen Fischern an Einkünften mangelt. Dies könnte den Druck erhöhen, sich an Wilderei zu beteiligen. Unabhängig davon betont das Team, wie wichtig es sei, schnell zu handeln: „Die Kontrolle des Kaviar- und Störhandels in der EU und den Beitrittskandidaten muss dringend verbessert werden, um sicherzustellen, dass die Bestände der Störe in der Donau eine Zukunft haben.“

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