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Gefahr durch geplatzte Arterie: Ärzte wollen Ultraschall für alle Männer ab 65 Jahren

Chirurgen fordern Routine-Untersuchung des Bauches. So soll rechtzeitig erkannt werden, ob die Gefahr eines Baucharterien-Aneurysma besteht.

Albert Einstein war ein einzigartiger Denker. Die Krankheit, der er 1955 mit 76 Jahren erlag, ist dagegen keineswegs selten: Er verblutete, weil seine Bauchschlagader platzte. In den westlichen Industrienationen gehören Ausbuchtungen der größten Arterie des menschlichen Körpers, sogenannte Baucharterien-Aneurysmen, zu den der häufigsten Todesursachen bei Männern über 65 Jahren. Auch heute überlebt nur einer von fünf Betroffenen den Notfall.

Doch man kann mit einer kleinen Prothese vorbeugen, einem Stent, der die Aussackung des Blutgefäßes überbrückt. Er wird heute vielfach ohne große Bauchoperation eingepflanzt, der Eingriff ist auf jeden Fall weniger riskant als eine Not-OP. Die Erweiterung der Hauptschlagader rechtzeitig zu erkennen, kann folglich Leben retten. Meist macht sie allerdings keine Beschwerden, so dass die lebensgefährliche Blutung aus heiterem Himmel zu kommen scheint. Doch mittels Ultraschall kann man die Erweiterung sehen.

Anlässlich des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, der heute in Berlin beginnt, fordern Mediziner ein Screening. Eike Sebastian Debus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, empfiehlt eine solche Reihenuntersuchung für alle Männer ab 65 Jahren. „Vier bis sechs von 100 Männern tragen ab diesem Alter ein Bauchaorten-Aneurysma in sich, ohne es zu wissen.“ Eine tickende Zeitbombe. Bei Frauen kommt sie deutlich seltener vor, doch auch bei ihnen ist nach Ansicht der Chirurgen ab 65 eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll, sofern sie rauchen oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben. Außerdem empfehlen die Chirurgen sie für Jüngere, in deren engerer Verwandtschaft schon jemand ein solches Aneurysma hatte.

„Zeigt sich dabei keine auffällige Veränderung, kann es meist bei einer einzigen Untersuchung bleiben“, sagt der Hamburger Gefäßspezialist. Im anderen Fall muss in Abständen kontrolliert werden, eventuell sind CT-Untersuchungen nötig. Das Ultraschall-Screening auf Aussackungen der Bauchschlagader sei damit billiger als andere Vorsorge- und Früherkennungsprogramme, etwa die Röntgenreihenuntersuchung auf Brustkrebs, die die Kassen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre anbieten, betont Debus. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass die Anzahl der Notoperationen und der Todesfälle dadurch halbiert werden kann. „In Deutschland sind wir zudem in der Lage, dass gut ausgebildete und gut ausgestattete Hausärzte die Untersuchung übernehmen können.“ Das Screening müsse deshalb nicht den Gefäßspezialisten vorbehalten bleiben. Derzeit wird es als „individuelle Gesundheitsleistung“ (IGeL) angeboten, dem Gemeinsamen Bundesausschuss liegt aber schon ein Antrag vor, es zur Kassenleistung zu machen.

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