zum Hauptinhalt
Erachtet die aktuellen Kontaktbeschränkungen in Deutschland als sinnvoll: Chef der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt

© dpa/W. Kumm

Chef der Bundesärztekammer warnt vor Panikmache: „Ganz so ernst kann ich die Lage aktuell nicht nachvollziehen“

Weitere Beschränkungen der Bewegungsfreiheit hält Klaus Reinhardt für unangebracht. Die aktuellen Kontaktbeschränkungen seien hingegen sinnvoll.

Der Chef der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hält die aktuellen Kontaktbeschränkungen für sinnvoll, warnt aber vor Panikmache. „Ganz so ernst kann ich die Lage aktuell nicht nachvollziehen“, sagte Reinhardt am Montag im Deutschlandfunk. Mit steigenden Infektionszahlen habe man während der Pandemie rechnen müssen

„Diese Vorstellung, dass man dieses Virus ganz vertreiben kann, ist eine irrige. Wir müssen lernen, auch mit einer Durchseuchung der Bevölkerung, mit einer Zunahme der Infektionszahlen umzugehen und zu leben.“ Derzeit gebe es nach wie vor einen großen Überhang an Intensivkapazitäten mit rund 8800 freien Intensivbetten, zudem sei die Zahl der schweren Verläufe nach wie vor nicht so zahlreich wie im Frühjahr.

„Ich will auch keine Entwarnung oder fälschlich übertriebene Gelassenheit verbreiten, aber ich finde, man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen“, sagte Reinhardt. Ein Teil der Bevölkerung fange dann an, diese Warnungen nicht mehr ernst zu nehmen. 

Für mehr Akzeptanz seien vor allem einheitliche Regeln erforderlich. „Weitere Maßnahmen, die darauf hinauslaufen sollten, die Bewegungsfreiheit der Menschen noch weiter einzuschränken, halte ich zu diesem Zeitpunkt definitiv für nicht angebracht.“ Vielmehr müsse zur Unterbrechung der Infektionsketten dafür geworben werden, die Corona-Warn-App noch mehr zu nutzen.

Deren Vorteile müssten besser vermittelt werden. Warum 40 Prozent der Nutzer ihr positives Testergebnis dort nicht eintrügen, „das sollte uns beschäftigen“.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Maßnahmen wie lokale Lockdowns oder Abriegelung von Orten oder Städten hält Reinhardt für „problematisch“ und fragt: „Wie sollen diese Grenzen gezogen werden, wer will das kontrollieren?“ Wichtig seien stattdessen bundeseinheitliche Maßnahmen wie zum Beispiel eine Einigung auf die maximale Personenanzahl bei privaten Feiern und Zusammenkünften im öffentlichen Raum.

FDP-Chef rät zu Verhältnismäßigkeit

„Ich glaube, dass inzwischen darüber eine extreme Verwirrung existiert, was man darf und nicht darf, auch weil es sich ständig ändert“, kritisiert Reinhardt.

Auch FDP-Vorsitzender Christian Lindner ruft bei den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zu Verhältnismäßigkeit auf. Er rate zur Vorsicht, sagte Lindner am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". "Wir sollten aber auch nicht überdramatisieren." Eine Ausgangssperre wie in Frankreich wäre in Deutschland unverhältnismäßig. Große Feiern und "Massenbesäufnisse" seien hingegen tabu.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false