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Im Tal des Flusses Ili im Nordwesten Chinas wurde Kohle genutzt, um Metall zu schmelzen.

© picture alliance / Photoshot

Fossiler Brennstoff: Kohle wurde schon vor 3700 Jahren verfeuert

Bereits vor rund 3700 Jahren bauten Menschen in China Kohle ab und nutzen sie, um Metall zu schmelzen. Damit wurde der fossile Brennstoff mehr als tausend Jahre früher genutzt als bislang angenommen.

Von Stefan Parsch, dpa

Die systematische Verwendung von Kohle als Brennstoff reicht deutlich weiter zurück als bisher bekannt. Eine Studie belegt, dass Menschen im Nordwesten von China den fossilen Brennstoff schon vor fast 3700 Jahren nutzten. Die bisher frühesten Belege dafür stammten aus Griechenland und China und waren jünger als 2500 Jahre.

Eine Forschungsgruppe um Guanghui Dong von der Universität Lanzhou entdeckte im Tal des Flusses Ili im äußersten Nordwesten Chinas nicht nur zahlreiche Kohlereste, sondern auch Hinweise darauf, dass die Menschen von Holz auf Kohle umstiegen. Dazu hätten Klimaveränderungen beigetragen, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Science Advances“.

Während Frühmenschen trockenes Pflanzenmaterial demnach schon seit mindestens 790.000 Jahren als Brennmaterial nutzten, ist der Einsatz von Kohle deutlich jünger. Es gebe Hinweise darauf, dass der fossile Brennstoff in China vor etwa 4000 Jahren an einigen Orten zumindest gelegentlich verbrannt wurde, schreibt das Team.

Der Anbau mehrerer Nutzpflanzen und die Domestizierung verschiedener Vieharten steigerten die Komplexität der lokalen Gesellschaften.

 Guanghui Dong und seine Kollegen von der Universität Lanzhou 

Im östlichen Mittelmeerraum dürfte Kohle vereinzelt vor knapp 3500 Jahren verfeuert worden sein. In beiden Regionen scheinen die Menschen das Wissen über Kohle als Brennstoff vor rund 2500 Jahren beherrscht zu haben, fassen die Autoren den bisherigen Forschungsstand zusammen.

Nun untersuchte das Team die Ausgrabungsstätte Jirentaigoukou an einem Nebenfluss des Ili im zentralen Tianshan-Gebirge. Dort fand es auf einer Höhe von rund 1200 Metern zwei Phasen der Besiedlung: vor knapp 4600 bis 4400 Jahren und vor fast 3700 bis 3000 Jahren. Zwischen beiden Phasen kühlte sich das Klima in der Region deutlich ab und wurde trockener.

Mehr Wärme gebraucht

Die vor 3700 Jahren beginnende zweite Siedlungsphase ging mit vielen Veränderungen einher. „Der Anbau mehrerer Nutzpflanzen und die Domestizierung verschiedener Vieharten sowie die komplexe Bronzeverarbeitung steigerten die Komplexität und Widerstandsfähigkeit der lokalen Gesellschaften im oberen Ili-Tal dramatisch, obwohl das Klima und die Umwelt nicht mehr so ideal waren wie in der früheren Zeit“, erläutern Dong und Kollegen.

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Gerade für die Metallverarbeitung brauchten die Menschen mehr Wärme. Den höheren Bedarf für das Schmelzen von Metall und auch für die Herstellung von Keramik deckten sie demnach durch die Nutzung von Kohle. An sechs Stellen um den Ausgrabungsort treten kohleführende Schichten zutage.

Die Bewohner nutzten jedoch gezielt jene Stellen, an denen Kohle mit einem höheren Brennwert zu finden ist – sie trafen also eine Auswahl. Zudem wurden bei Ausgrabungen Kohleklumpen entdeckt, die in Lagergruben und in Häusern gestapelt und mit Steinen zerkleinert worden waren. Das deutet auf eine Vorratshaltung hin.

Die starke Nachfrage nach Brennstoffenergie durch eine größere Gemeinschaft und die Metallproduktion hätten – zusammen mit einem begrenzteren Angebot an Holzressourcen – zur Nutzung der Energiequelle Kohle geführt, bilanziert das Team. Demnach hat eine Klimaveränderung die Verwendung jenes fossilen Brennstoffs bewirkt, der heute wiederum zum Klimawandel beiträgt.

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