zum Hauptinhalt
An der Fundstätte des ehemaligen Handelshafens wurden bereits weitere Reibesteine für die Gewürzzubereitung ausgegraben.

© Khanh Trung Kien Nguyen

Feurig scharfer Fund: Curry wurde bereits vor 2000 Jahren gemischt

Ingwer, Zimt, Muskatnuss und weitere Zutaten: Forschende haben Hinweise entdeckt, von wo aus Currypulver seinen langen Weg bis auf die Berliner Currywurst gefunden haben könnte.

Vor knapp zweitausend Jahren waren Menschen in Südostasien anscheinend auf den Geschmack gekommen: Sie zerrieben Kurkuma, Ingwer, Galgant, Gewürznelken, Zimt und Muskatnüsse und mischten das Ganze mit weiteren Zutaten zu Curry. Die Gewürzmischungen sind bis heute beliebt – in Berlin etwa zu geschnittener Bratwurst und Ketchup: Currywurst.

Es gibt in vielen weiteren Weltregionen typische Curry-Gerichte. Rund 2000 Jahre alte Hinweise auf ihren Ursprung wurden bei Ausgrabungen am ehemaligen Handelshafen Oc Eo im Mekong-Delta gefunden, berichten Hsiao-chun Hung von der Australian National University in Canberra und ihr Team in der Zeitschrift „Science Advances“.

Exotische Küche

„Wenn diese Gewürze gemahlen werden, bleiben auf dem Reibestein winzige Stärkekörner hängen“, sagt Hans Walter Lack. Der Botaniker war bis 2014 Direktor am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin, war an der Studie von Hsiao-chun Hung und ihrer Gruppe aber nicht beteiligt. „Im Mikroskop kann man an der Form der harten und widerstandsfähigen Stacheln und Fortsätze solcher Teilchen oft die Pflanzengruppe bestimmen“, erklärt der in Wien geborene Forscher weiter.

So ist auch das Team aus Australien, Vietnam und China vorgegangen. Bei den Ausgrabungen im einstigen Handelshafen werden immer wieder Reibesteine gefunden, auf denen harte Pflanzenteile gemahlen wurden. Solche Platten wurden auf dem indischen Subkontinent bereits vor 2500 Jahren genutzt, in Südostasien erst vor rund 2000 Jahren.

Auf diesem 2018 ausgegrabenen Reibestein wurden Spuren von Ingwer, Zimt und Muskatnuss gefunden.

© Khanh Trung Kien Nguyen

In dieser Epoche wanderten kleine Gruppen vom indischen Subkontinent nach Südostasien aus, zeigen Erbgutanalysen von einer anderen Ausgrabung. Diese Menschen brachten vermutlich nicht nur ihre Ernährungsgewohnheiten, sondern wohl auch die nötigen Küchenutensilien wie ihre Reibesteine samt Stößel und Mörser mit, schlägt die Gruppe um Hsiao-chun Hung vor. Später wurden diese Geräte dann in der neuen Heimat hergestellt.

Wichtiges Handelsgut

717 Stärkekörner und andere Pflanzenteile isolierte das Team von der Oberfläche von zwölf Reibesteinen und Stößeln. Von 604 konnte die Art bestimmt werden. Die meisten waren Kurkuma. Diese auch unter dem Namen „Safranwurzel“ bekannte Pflanze färbt Currypulver intensiv gelb. Neben Spuren von Reis fand das Team auch sieben weitere Gewürzpflanzen, die ebenfalls zu den wichtigen Curry-Bestandteilen gehören.

Höchstwahrscheinlich hatten die Migranten damals also das Rezept für Currypulver mit nach Südostasien gebracht, wo in den ersten gut 500 Jahren ein Bund von Stadtstaaten als Vorläufer des Khmer-Königreichs entstanden war. Dieses Funan war der erste Staat in dieser Region und stark von der indischen Religion und Kultur geprägt.

Die Hafenstadt Oc Eo war in dieser Zeit Teil eines Handelsnetzes, das von China über Südostasien und den indischen Subkontinent bis in den Mittelmeerraum reichte. Möglicherweise wurden dort auch wichtige Gewürze wie Muskatnüsse und Nelken umgeschlagen, die ursprünglich von Inseln Südostasiens kamen.

„Gewürze waren damals ein sehr wichtiges Handelsgut, weil viele Menschen sich eine Gaumenfreude gönnen wollten“, erklärt Lack. Gerade in den heißen Regionen Asiens bekommen Fleisch und andere Nahrungsmittel rasch einen unangenehmen Geruch. „Diesen konnte man mit Gewürzen gut überdecken“, sagt der Botaniker.

Wie wichtig dieser Gewürzhandel war, zeigen abwertende Begriffe wie „Pfeffersäcke“, mit denen ab dem 16. Jahrhundert Kaufleute der Hanse und auch aus Nürnberg bezeichnet wurden, von denen viele ihren Reichtum dem Handel mit Gewürzen aus Übersee verdankten. Bereits lange vorher verband nicht nur Curry sehr unterschiedliche Kulturen: Kurkuma, Zimt und Pfeffer hatten bereits vor mehr als 3000 Jahren aus Indien und dem Fernen Osten den Mittelmeerraum erreicht. Im 21. Jahrhundert sind Pfeffer, Curry und Co. aus der Küche Mitteleuropas nicht mehr wegzudenken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false