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Blick durch die Tür in ein Klassenzimmer, in der eine junge Lehrerin unterrichtet.

© Marijan Murat/dpa

Mark Rackles über Fehlplanung in der Lehrerbildung: Ex-Bildungsstaatssekretär fordert bundesweite Steuerung

Berlins ehemaliger Bildungsstaatssekretär will eine Reform der Bedarfsplanung für Lehrkräfte und der Lehrerbildung anregen. Dazu legt er eine Studie vor.

Berlins ehemaliger Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) will die Länder in der Lehrerbildung aus der „Sackgasse“ führen. „Die Akteur*innen machen immer wieder dieselben Fehler und laufen Jahr für Jahr gegen die gleich Wand mit der großen Aufschrift ,Lehrkräftemangel’“, konstatiert Rackles in einer von ihm angefertigten Studie mit dem Titel „Lehrkräftebildung 2020/21. Wege aus der föderalen Sackgasse“.

Rackles, der im April 2019 als Staatssekretär entlassen wurde, veröffentlicht die Studie als „erstes Policy Paper von Mark Rackles Consulting“, seines Unternehmens „für Strategieberatung, Analysen und Expertise aus Berlin“.

Seine Analyse, über die zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Ausgabe vom Sonnabend berichtet hat, will Rackles in der kommenden Woche an Mitglieder der Kultusministerkonferenz (KMK) und an die Länderparlamente verschicken. Offiziell publiziert werde die Studie, die dem Tagesspiegel in einer Vorabversion vorliegt, am 24. September.

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Dass bei der Lehrerbildung vieles im Argen liegt, ist nicht neu. So hatte die Bertelsmann-Stiftung vor einem Jahr für die Grundschulen bis 2025 eine Lücke von 11 000 Lehrkräften vorausgesagt – weitaus mehr als die Kultusministerkonferenz in früheren Prognosen.

Berliner Defizit bei 150 Prozent

Ende 2019 präsentierte die KMK eine aktuelle Modellrechnung, die zeigte, dass je nach Land und Schultyp einerseits drastische Lücken und andererseits ein Überangebot an Lehrkräften zu erwarten sei.

Ein Porträtbild von Mark Rackles im Gespräch vor einem Mikrofon.
Mark Rackles war von 2011 bis 2019 Staatssekretär für Bildung in Berlin.

© Britta Pedersen/dpa

Rackles hat diese und andere Quellen neu ausgewertet und legt den Fokus auf „massive Struktur- und Steuerungsdefizite“. So habe Baden-Württemberg 2019 als einziges Land bedarfsgerecht ausgebildet, während etwa in Berlin und Sachsen Defizite von über 150 Prozent bestünden.

Verantwortlich dafür sei auch ein Abbau von Studienplätzen – 2011 bis 2019 seien im Saarland 26 Prozent der Lehramtsplätze gestrichen worden, in Mecklenburg-Vorpommern 18 Prozent. Berlin jedoch führt die Liste der Länder, die Studienplätze aufgebaut haben, mit 74 Prozent an.

Doch das reicht angesichts steigender Schülerzahlen und ausscheidender Lehrkräfte, für die nicht ausreichend Absolventen in den Vorbereitungsdienst aufgenommen werden, bei weitem nicht aus.

Mehr studieren, weniger schaffen den Abschluss

Insgesamt kritisiert Rackles, dass bundesweit zwar mehr Abiturienten auf Lehramt studieren, aber weniger mit einem Lehramtsabschluss die Unis verlassen. Dabei sei das System mit 4745 Studiengängen und einem Nebeneinander von Bachelor/Master und Staatsexamen „überkomplex“.

[Wie das Lehramtsstudium in Berlin reformiert werden soll, lesen Sie hier: Mehr Geld und Personal für Berliner Unis]

Falsch seien ebenso Zulassungsbeschränkungen für 50 Prozent der Studiengänge wie die Wahl des Schwerpunktes durch die Studierenden – mit einer Präferenz für das Gymnasium und zu wenig Interesse für Grund-, Sekundar- und Berufsschulen sowie für Sonderpädagogik.

Zentrale Steuerung durch einen Staatsvertrag

Rackles weiß, dass er den Föderalismus nicht aushebeln kann, fordert aber eine länderübergreifende Kapazitätsplanung, die von einem Beirat überwacht werden solle. Zur Deckung ihres Eigenbedarfs durch ausreichend Lehramtsabsolventen sollten sich die Länder per Staatsvertrag verpflichten.

Damit das Studium erfolgreicher wird, bräuchten Rackles zufolge alle Unis „Schools of Education“, die eine Ausbildung nach hohen und vereinheitlichten Standards garantieren müssten.

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