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Dieses Bild zeigt den Galaxienhaufen SMACS 0723, aufgenommen mit dem „James Webb“-Weltraumteleskop.

© Space Telescope Science Institut/NASA/ESA/CSA/dpa

Nie dagewesene Blicke ins All: Erste Bilder von „James Webb“-Teleskop

Die NASA veröffentlicht weitere Aufnahmen des größten Teleskops, das bisher im All war. Das Gerät werde „unser Verständnis des Universums verändern“.

Die ersten Aufnahmen des vor rund einem halben Jahr ins All gestarteten „James Webb“-Teleskops haben die bislang tiefsten und detailreichsten Einblicke in den Weltraum geliefert. 

Nachdem das erste Bild – die nach Angaben der Nasa „tiefste und schärfste bislang aufgenommene Infrarot-Sicht auf das Universum“ – bereits in der Nacht auf Dienstag gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris im Weißen Haus präsentiert wurde, veröffentlichte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Dienstagnachmittag vier weitere Aufnahmen.

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„Jedes Bild ist eine neue Entdeckung, und jedes gibt der Menschheit einen Einblick in das Universum, den sie noch nie zuvor gehabt hat“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Die Veröffentlichung der Aufnahmen markiert den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Arbeit mit dem bislang größten und leistungsfähigsten Teleskop, das je ins All gebracht wurde.

Das größte und leistungsfähigste Teleskop im All

Das Teleskop sei eine „Chance, die nur einmal im Leben kommt“ und werde „unser Verständnis des Universums verändern“, sagte der Chef der ebenfalls an dem Projekt beteiligten Europäischen Weltraumagentur (Esa), Josef Aschbacher. „Über die Wissenschaft hinaus ist es auch ein Symbol der internationalen Zusammenarbeit.“

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Die fünf Bilder liefern verschiedene Ansichten und Daten. Auf der im Weißen Haus veröffentlichten Aufnahme sind mittig helle weiße Punkte zu sehen. Das sei der Galaxie-Cluster „SMACS 0723“, erklärte Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der TU München, auf Anfrage. Der Cluster übernimmt die Funktion einer Linse, so dass dahinterliegende, weiter entfernte Galaxien sichtbar werden.

Diese sind laut Walter auf dem Bild als kreisförmig angeordnete, langgezogene orangene Flecken zu erkennen. Biden sprach bei der Veröffentlichung des Bildes von einem „historischen Tag“, Harris von einem „aufregenden neuen Kapital in der Erforschung unseres Universums“. Biden und Harris seien „aufgeregt wie Kinder“ gewesen und hätten „Millionen Fragen“ gestellt, sagte Nasa-Chef Nelson.

Ein heller Stern im Zentrum des Planetarischen Nebels NGC 3132.

© IMAGO/UPI Photo

Aufnahmen von bislang unbekannten Details des Südlichen Ringnebels

Aufnahmen von zwei verschiedenen Infrarot-Kameras zeigen bislang unbekannte Details des Südlichen Ringnebels (NGC 3132), der 2500 Lichtjahre von uns entfernt ist. Solche planetaren Nebel bestehen aus Gas und Staub, die verlöschende Sterne auswerfen. Bei NGC 3132 beeinflusst das Zusammenspiel von zwei Sternen das Aussehen des Nebels.

Ein Transmissionsspektrum aus einer Beobachtung des Teleskops zeigt die atmosphärischen Eigenschaften des heißen Gasriesen WASP-96 b.

© IMAGO/UPI Photo

Eindeutige Anzeichen von Wasser auf Gasplaneten

Zudem fand das Teleskop eindeutige Anzeichen von Wasser auf dem außerhalb unseres Sonnensystems gelegenen Gasplaneten „Wasp-96 b“. Es gebe Hinweise auf Wolken und Nebel in der Atmosphäre, teilte die Nasa mit.

„James Webb“ war am 25. Dezember an Bord einer Ariane-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet – nachdem es zuvor Kostenexplosionen und immer neue Verschiebungen gegeben hatte.

Das Teleskop ist nach einem früheren Nasa-Chef benannt, der die Behörde in den für die Raumfahrt wichtigen 60er Jahren leitete. Die Weltraumagenturen der USA, Kanadas und Europas kooperieren bei dem Projekt.

Ein Blick auf den Carina-Nebel.

© NASA, ESA, CSA, and STScI/dpa

30 Jahre Entwicklungszeit und zehn Milliarden Dollar Kosten

Das „James Webb Space Telescope“ (JWST) wurde rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete schlussendlich etwa zehn Milliarden Dollar (rund 8,8 Milliarden Euro). Es folgt auf das Teleskop „Hubble“, das seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist. Während „Hubble“ im optischen und ultravioletten Bereich arbeitet, untersucht „James Webb“ im infrarotnahen Bereich.

„James Webb“ soll rund 1,5 Millionen Kilometer weit ins All fliegen und unter anderem mit Hilfe eines 25 Quadratmeter großen Spiegels neue Bilder aus dem frühen Universums liefern. Wissenschaftler erhoffen sich von den Aufnahmen unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13,8 Milliarden Jahren.

Eine Ansammlung von fünf Galaxien.

© NASA, ESA, CSA, STScI, Webb ERO Production Team/Handout via REUTERS

Vielleicht kommen Hinweise auf eine zweite Erde

Sie hoffen auf Bilder von Sternen, die älter sind als unser Sonnensystem und vielleicht nicht mehr existieren – und möglicherweise sogar auf Hinweise auf eine zweite Erde. Die Lebensdauer von „James Webb“ ist dabei erstmal auf zehn Jahre angelegt.

In dieser Zeit seien zahlreiche Entdeckungen zu erwarten, kündigte Nasa-Wissenschaftlerin Jane Rigby an. Die Schnelligkeit des Teleskops sei beeindruckend: Alle fünf nun veröffentlichten Bilder seien innerhalb von nur einer Woche aufgenommen worden. „Und wir werden Entdeckungen wie diese jede Woche veröffentlichen.“ (dpa)

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