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Post-Brexit. Für den Austausch mit Großbritannien braucht es neue Regeln (im Bild die Uni Oxford). 

© imago stock&people

Erasmus in der Pandemie: Der Austausch gerät ins Stocken

Weniger Studierende nehmen an DAAD-Programmen teil. Doch es gibt auch ermutigende Zahlen zur Internationalität.

2020 war wegen der Corona-Pandemie auch kein leichtes Jahr für den Wissenschaftsbetrieb, vor allem nicht für den internationalen Austausch. Das schlägt sich jetzt auch in den Zahlen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) nieder. 

Die Zahl aller Studierenden, Graduierten und Forschenden, die im Krisenjahr vom DAAD gefördert wurden, ging um etwa ein Viertel im Vergleich zu 2019 zurück. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht des DAAD hervor. Da die offiziellen Hochschulstatistiken mit einem Jahr Verzögerung erscheinen, hat der DAAD die Zahlen per Umfrage an den Mitgliedshochschulen erhoben.

Es gibt auch eine gute Nachricht

Doch es gibt auch eine gute Nachricht. Der Anteil an internationalen Studierenden an den hiesigen Hochschulen blieb vergangenes Wintersemester konstant. „Mit rund 325 000 internationalen Studierenden an deutschen Hochschulen im Wintersemester haben wir im Vergleich zum Vorjahr keinen Einbruch erlebt“, sagte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee dem Tagesspiegel.

Eine Erklärung dafür liefert die Umfrage nicht, Mukherjee vermutet als Grund aber, dass das deutsche Hochschul- und Gesundheitssystem bei vielen jungen Menschen im Ausland nach wie vor ein sehr gutes Image habe. „Deutschland kam vergleichsweise gut durch die erste Welle der Pandemie – auch das mag im Sommer viele ermutigt haben, ein Studium mit DAAD-Förderung anzutreten oder fortzusetzen und zum Beispiel auch für einen Master hierzubleiben."

Rückgang in den beliebten Erasmus-Programmen

In den beliebten Erasmus-Programmen verzeichnet der DAAD dagegen im aktuellen Sommersemester ebenfalls einen Rückgang: Rund 25 Prozent weniger Teilnehmer:innen als im Sommersemester 2019, das noch nicht von den Folgen der Pandemie gekennzeichnet war. 

Der DAAD bewertet die Verhältnisse in seiner Bilanz dennoch als zufriedenstellend: Der akademische Austausch habe sich angesichts der großen Herausforderungen als „resilient“ erwiesen, erklärt Generalsekretär Kai Sicks.

Nationalistische Binnenpolitiken als Herausforderung

Zu den Herausforderungen für den Austausch in den Wissenschaften zählt der Bericht nicht nur den Virus, sondern auch die nationalistische Binnenpolitiken und Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit in vielen Ländern. Nach Boris Johnsons Ausstieg aus dem Erasmus-Programm stellt sich für den britisch-deutschen Austausch weiterhin die Frage, wie dieser künftig gestaltet wird. Man müsse Lösungen auf mehreren Ebenen finden, sagte Mukherjee.

Ergänzend zum Modell, dass sich einzelne Partnerunis auf beiden Seiten darauf einigen, die Studiengebühren zu erlassen, unterstütze der DAAD die Möglichkeiten, die sich aus dem Aufbau von Kooperationen zwischen einzelnen Bundesländern und britischen Regionen wie Schottland und Wales ergeben.

Erst vergangene Woche verkündete der Ministerpräsident von Wales ein eigenes multilaterales Austauschprogramm, in das bis 2026 mit 65 Millionen britische Pfund fließen sollen. Für die ersten vier Jahre sollen 10.000 Europäerinnen in Wales studieren oder arbeiten können und 15.000 Waliser:innen ins Ausland gehen. Als Alternative zu Erasmus hatte die englische Regierung das einseitige Turing-Programm gestartet, mit dem britische Studierende staatliche Unterstützung für ein Auslandsstudium erhalten.

Eva Murasov

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