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Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den Deutschen Benjamin List und den in Schottland geborenen US-Forscher MacMillan.

© picture alliance/dpa/Max-Planck-Gesellschaft

Nobelpreis für Chemie: „Eine wirkliche Revolution“

Benjamin List ist der zweite Deutsche, der in diesem Jahr den Nobelpreis erhält. Er hat eine ganz eine neue Art von chemischen Katalysatoren entwickelt.

Benjamin List saß mit seiner Frau nichtsahnend beim Frühstück in einem Café in Amsterdam. Der Chemiker hat Urlaub, war am Abend davor auf einem Konzert. In den Tagen der Nobelpreisvergabe hatte seine Frau manchmal gewitzelt, dass es bestimmt „Schweden“ sei, wenn das Telefon klingelte.

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An diesem Mittwoch aber hatten sie gar nicht daran gedacht. „Und dann plötzlich blinkte Schweden auf meinem Telefon auf“, erzählt der 53-jährige Chemiker. „Es war einfach wunderbar, ein sehr spezieller Moment, den ich nie vergessen werde.“

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Zusammen mit David MacMillan erhält List den diesjährigen Nobelpreis für Chemie. Vor 21 Jahren hatten sie unabhängig voneinander eine neue Art von chemischen Katalysatoren entwickelt. Diese bauen auf kleinen organischen Molekülen auf und sind beispielsweise in der pharmazeutischen Forschung und für eine umweltfreundlichere Chemie wichtig.

Zweiter Nobelpreis für Deutschland in diesem Jahr

Für Deutschland ist es der zweite Nobelpreis innerhalb von zwei Tagen, nachdem am Dienstag bereits der deutsche Klimaforscher Klaus Hasselmann mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet worden war. Bedeutend auch, weil mit List ein Forscher ausgezeichnet wird, der sich nach einem längeren Forschungsaufenthalt in den USA für Deutschland entschieden hat.

Wie auch Hasselmann, der wie List einige Jahre am Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla geforscht hatte – um dann doch nach Deutschland zurückzukehren: Zwei erfolgreiche Gegenentwürfe zum viel beschworenen Braindrain deutscher Forschender. Vor allem Chemiker aus Deutschland sind erfolgreich. Mittlerweile gingen 30 der insgesamt 87 deutschen Nobelpreise an das Fach.

Für Benjamin List ist die Auszeichnung mindestens von ebenso große Bedeutung wie für den Wissenschaftsstandort Deutschland. Der Preis eröffne ihm nun eine noch größere wissenschaftliche Freiheit, sagt er. „Ich wollte immer bis an die Extreme gehen, das Unmögliche möglich machen.“ 

List will noch viele erstaunliche Dinge entdecken

Die Auszeichnung – mit MacMillan teilt sich List das Preisgeld von rund 985.000 Euro – gebe ihm nun mehr Freiheit dazu, als er als Max-Planck-Forscher ohnehin schon habe. Nun hofft er, noch viele erstaunliche Dinge entdecken zu können. „Das ist letztlich mein Ziel.“

Benjamin List wurde in Frankfurt am Main geboren, er studierte Chemie an der Freien Universität Berlin und wurde 1997 an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität von Johann Mulzer promoviert. Nach sechs Jahren Forschungsarbeit in den USA wurde List 2003 zunächst Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr, dessen Direktor er im Juli 2005 wurde.

„Die wirkliche Revolution passiert erst jetzt"

Bereits 21 Jahre ist her, dass List diese neuartigen Katalysatoren entdeckt hat. Dass es so lange gedauert hat, bis diese Entdeckung gewürdigt wurde, hänge auch damit zusammen, dass diese Katalysatoren anfangs etwa eine Million Mal weniger effizient waren als heute.

Die wirkliche Revolution hinsichtlich unserer Entdeckungen passiert erst jetzt, da wir diese extrem reaktiven Organokatalysatoren haben, die Sachen können, welche mit Enzymen oder selbst den besten Metall-Komplexen unmöglich sind“, erklärt List.

Die Bedeutung seiner Entdeckung hatte der Chemiker anfangs gar nicht gesehen. List dachte, er arbeite alleine daran, wusste nichts von MacMillans Arbeit in Kalifornien. Er wusste auch nicht, was aus dem Experiment wird, dachte, dass es vielleicht eine dumme Idee ist. „Als ich aber sah, dass es funktioniert, hatte ich schon das Gefühl, dass es etwas Großes werden könnte.“ 

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