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Junge Studierende stehen an einem Infostand.

© Katharina Ludwig

Messe zum Semesterstart in Berlin: Die Uni hat ihren Preis

Volle Wohnheime, rare Jobs und Schwarze Bretter: Bei der Berliner Messe "Richtig starten" entdeckten Studienanfänger eine neue Welt.

Bei Live-Auftritten ist die 20-jährige Francis eigentlich für alle Musikrichtungen offen. Wie viele Konzerte die frischgebackene Chemiestudentin während ihres ersten Semesters in Berlin aber tatsächlich besuchen wird, hängt nicht nur von ihrem Stundenplan ab. Eine Liste mit Ausgaben und Einnahmequellen hatte sich die Studienanfängerin schon gemacht. Auf der Infomesse „Richtig starten“ des Studentenwerkes an der TU Berlin holte sie sich am Donnerstag die letzten Infos für ihr Budget. „Mal sehen, ob’s noch für Konzerte reicht“, sagt Francis.

Finanzierungsquellen wie Bafög, Stipendien oder Kredite und Fragen rund um Studentenjobs standen im Mittelpunkt der Messe. An 30 Ständen stellten sich Einrichtungen vor, die großteils auch während des Semesters beraten. Das Studentenwerk informierte unter anderem über seine Angebote bei Wohn- und Familienfragen oder bei psychischen Problemen. „Students at work“ klärte über das Arbeitsrecht und über Zuverdienstgrenzen auf. Der Berliner Mieterverein gab Tipps für die Wohnungssuche und machte Mut: Wer zu Semesterbeginn erst einmal provisorisch unterkomme, habe im Januar schon wieder mehr Auswahl.

357 Euro für ein Zimmer? "Unmenschlich!"

Die Wohnheime sind jedenfalls schon voll, bedauert Francis. Ohnehin findet sie die Mieten etwa im Studentendorf mit monatlich 357 Euro für ein Zimmer plus über 600 Euro Kaution „unmenschlich“. Nun will sie die erste Zeit weiter bei ihrer Familie im brandenburgischen Lehnsdorf wohnen und täglich zwei Stunden zum Campus in Adlershof pendeln. Doch auch das hat seinen Preis: Weil das Semesterticket nur für Berlin gilt, kommen 100 Euro Fahrtkosten dazu. Nach Studentenjobs hat Francis schon beim Arbeitsamt und an der TU-Jobbörse gesucht. Oft seien aber erst Studenten ab dem zweiten Semester gefragt.

Kurzfristige Jobs wie Umzugs- und Bürohilfe oder Babysitter seien immer leicht zu finden, sagt Volkan Yamaer von den „Heinzelmännchen“, der Jobvermittlung des Studentenwerks. Programmierer würden auch immer gesucht. Manchen Studierenden müsse man allerdings noch klarmachen, dass sie nach der Vermittlung auch verbindlich beim Arbeitgeber erscheinen müssen, sagt Yamaer, der selber Geschichte studiert.

Der Traum von Stipendium für das ganze Studium

Lea Katharina Diehn und Sarah Schömbs, die sich aus dem Mathevorkurs an der TU kennen, sind zur Messe gekommen, um sich über Stipendien zu informieren, die von Stiftungen vergeben werden. Damit wäre die Finanzierungsfrage gleich für das ganze Studium geklärt, sagt Sarah. Über Themen rund ums Studium informiert sie sich auch auf den Schwarzen Brettern der Uni: Hier wird auf einen Theaterworkshop hingewiesen, dort sucht ein Institut Probanden.

„Komplett in einer neuen Welt“ fühlt sich Gabor Schuld, der auf der Warteliste für einen Medizinstudienplatz steht. Von Versicherungen hat er in der Schule nie gehört, jetzt braucht er eine. Freunde von ihm seien in ihr Studium „hineingestolpert“, doch er würde sich dabei unwohl fühlen. Am Donnerstagmorgen in der TU-Mensa fragt der Berliner sich aber auch, ob Medizin überhaupt die richtige Wahl ist und ob er bereit wäre, dafür in eine andere Stadt zu gehen. Eigentlich steht für Gabor schon fest, dass der Weg in die Selbstständigkeit erst einmal mit einer Reise beginnen soll – zum Kickboxtraining nach Thailand.

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