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Friedensbeschleuniger „Sesame“. Der Physiker Khaled Toukan wird geehrt, weil ihm nach 20 Jahren Bauzeit die Eröffnung des ersten Elektronensynchrotrons im Nahen Osten gelang.

© promo/CERN

Stars der Wissenschaft: Die Höhen und Tiefen der Forschung 2017

Im vergangenen Jahr haben zehn Menschen die Wissenschaft besonders beeinflusst, positiv wie negativ. Meint die Redaktion des Fachblatts „Nature“.

Das Fachmagazin „Nature“ hat zehn Menschen ausgewählt, die im Jahr 2017 eine entscheidende Rolle in der Wissenschaft gespielt haben. Jeder Einzelne habe dauerhafte Spuren hinterlassen, betonte Brendan Maher, leitender Redakteur bei „Nature“. Und zu diesen „Höhen und Tiefen für die Wissenschaft“ haben in diesem Jahr nicht allein Forscher, sondern auch Juristen, Politiker und Patienten beigetragen.

So steht Emily Whitehead der Redaktion zufolge für einen „medizinischen Durchbruch“. Vor fünf Jahren hatte die Sechsjährige in Philadelphia eine experimentelle Gentherapie gegen ihren Blutkrebs, eine Akute Lymphatische Leukämie (ALL), erhalten, wie 2017 bekannt wurde. Emilys Immunzellen waren mehrfach gentechnisch verändert worden, so dass sie anschließend den Krebs bekämpften und besiegten.

Ein Industrie-Anwalt als Chef der Umweltbehörde

Ebensowenig fällt Scott Pruitt in die Kategorie Forscher, hat jedoch ohne Zweifel die Wissenschaft 2017 stark beeinflusst, wenn auch eher negativ. Der Klima-Skeptiker ist seit Februar Chef der einst strengen US-Umweltbehörde EPA. In seiner Zeit als Generalstaatsanwalt in Oklahoma hatte er die EPA 14 Mal verklagt, jetzt „dereguliert“ er sie, das heißt, er fährt Umweltgesetze zurück, die zuvor Schadstoffausstoß, Bergbau und Gefahrenabfall begrenzt hatten oder das Wasser schützten. Innerhalb der EPA drängt Pruitt viele Wissenschaftler beiseite und ersetzt sie durch Industrie-Vertreter oder Forscher mit engen Verbindungen dorthin.

Eher politischer Natur ist auch die Ehrung des Physikers Khaled Toukan aus Jordanien. Seinen unermüdlichen Gesprächen ist es zu verdanken, dass „Sesame“ – das erste Elektronensynchrotron im Nahen Osten – 2017 nach fast 20 Jahren Planung und Bau in der Nähe von Amman endlich den Betrieb aufnehmen konnte. Der Teilchenbeschleuniger-Ring ist ein gemeinsames Projekt von Israel, der Türkei, Palästina, Zypern, Ägypten, Iran, Pakistan und Jordanien. Für Toukan ist Sesame, an dem Forscher all dieser Länder zusammenarbeiten, mehr als eine Photonenquelle: „Es ist ein Licht in einem Meer von Konflikten.“

Die Juristin Ann Olivarius kämpft mit ihrer Kanzlei im britischen Maidenhead nicht erst seit der Welle der #MeToo-Bekenntnisse gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, speziell im akademischen Bereich. Ausschlaggebend dafür war, was sie als Studentin in Yale miterlebte. Gemeinsam mit Kollegen verklagte sie die Elite-Uni und brachte die Diskussion über sexuelle Diskriminierung an Hochschulen in Gang.

Von Quanten-Teleportation bis zur Genschere

Doch natürlich sind auch Forscher in der Liste vertreten: Etwa der „Vater der Quanten“, der chinesische Physiker Pan Jianwei, der im Juli den Rekord in Quanten-Teleportation brach und ein „Quanten-Internet“ aufbaut. Auch die Australierin Jennifer Byrne vom Kinderkrankenhaus Westmead in Sydney wird geehrt. Sie durchforstet seit Jahren Fachartikel zur Genetik von Krebserkrankungen nach Fehlern. Lassina Zerbo stellen in diesem Jahr die Atomwaffentests in Nordkorea vor besondere Herausforderungen. Der Geophysiker führt Buch über die Tests – als Kopf der Organisation CTBTO, die ein Netzwerk von Messstationen betreibt. Victor Cruz-Atienza leitet in Mexico-City das Seismologie-Institut der Universität. Seine Theorie, dass sich die Bodenerschütterungen in dem urzeitlichen Seebecken, in dem die Stadt liegt, verstärken und ausbreiten, bestätigte sich beim großen Beben vom September. Dem Biologen David Liu vom Broad Institute in Cambridge, Massachusetts, ist es gelungen, Schwächen der Genscheren-Technik „Crispr“ zu beheben, was präzisere Gentherapien ermöglichen könnte. Und die Astronomin Marica Branchesi wird von „Nature“ geehrt, weil sie 3500 Forscher weltweit zusammenbrachte, damit sie die Kollision zweier ferner Neutronensterne dokumentieren - über die Messung von Gravitationswellen am Virgo-Kollaboratorium in Italien und den Ligo-Observatorien in den USA. (Tsp/dpa)

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