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Die Explosionswolke einer Supernova, die vor 300 Jahren am irdischen Himmel aufgeflammt ist - heute als Cassiopeia A bekannt.

© picture alliance / dpa

Die erste Supernova: Die fast unmögliche Beobachtung einer Sternenexplosion

Heute vor 450 Jahren hatten die Astronomen Sophie und Tycho Brahe unfassbares Glück: Sie sahen im Sternbild Cassiopeia ein helles Auffleuchten. Die Geburt eines Sterns?

Die Explosion eines Sterns live beobachten zu können, ist schon gemessen an der Kürze menschlichen Lebens ein sehr unwahrscheinlicher Zufall. Selbst heute, mit den besten Teleskopen auf der Erde und im All wäre die Entdeckung einer Supernova in der Milchstraße für Astronomen noch immer das größte Glück.

Zwar explodieren im Universum pro Sekunde schätzungsweise 20 bis 30 Sterne, aber das All ist groß. In unserer Galaxie, der Milchstraße, passiert das im Schnitt nur alle einhundert Jahre. Die letzte wurde 1604 von Johannes Kepler im Sternbild Schlangenträger beobachtet und dokumentiert.

Eine Frau schafft das Unmögliche

Doch der erste war Kepler nicht. Alten Schriften zufolge hatten chinesische Astronomen im Jahr 185 eine Supernova nahe Alpha Centauri zwischen den Sternbildern Zentaur und Zirkel beobachtet.

In Europa wurde das so seltene, plötzliche Aufleuchten eines zuvor normal hellen Sterns erstmals am 11. November 1572 am Firmament bemerkt und aufgezeichnet. Und zwar nicht nur von dem dänischen Astronomen Tycho Brahe, sondern auch von seiner mindestens ebenso astronomie- und wissenschaftskundigen Schwester Sophie Brahe.

Das potenziert den Zufallsfaktor dieser Entdeckung erheblich. Denn wissenschaftlich tätig zu sein, war für Frauen in dieser Zeit praktisch unmöglich. Obwohl ihr älterer Bruder Tycho sie unterstützte und etwa in Chemie unterrichtete, musste sie sich die für astronomische Beobachtungen nötige Mathematik und Physik selbst beibringen. Ihr Bruder hielt das zunächst für zu kompliziert für Frauen.

Das bislang detailreichste Bild einer Supernova-Explosionswolke. 

© picture-alliance/ dpa

Seine Haltung änderte sich bald und beide arbeiteten zeitlebens zusammen. Im Schlossobservatorium Uranienborg auf der Öresundinsel Ven vor Landskrona standen sie nächtelang am Teleskop und kartierten tausende Fixsterne.

Am 11. November 1572 sahen sie eine plötzliche Helligkeit im Sternbild Cassiopeia, heute als Supernova SN 1572 bekannt. Der Begriff „Nova“ stammt von dem Geschwisterpaar, das die Geburt eines neuen Sterns, einer (lateinisch) stella nova gesehen zu haben glaubte. Heute wird vermutet, dass es sich um die Explosion eines weißen Zwergs oder die Kollision zweier weißer Zwerge handelte.

Danach trennten sich die Wege des Geschwisterpaars. Sophie heiratete 1579 eher unfreiwillig und konnte sich erst nach dem Tod ihres Gatten 1588 wieder ihrer Chemie und Medizin widmen und das Firmament studieren - gemeinsam mit Tycho.

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