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Elitewettbewerb: Die Entscheidung: Wie Politiker und Wissenschaftler gerungen haben

Einige Unis waren längst in die Eliteliga gewählt, als eine handvoll anderer weiter zitterte

Länger als geplant saßen die Mitglieder des Bewilligungsausschusses, 28 Wissenschaftler und 17 Politiker, am Freitag im Bonner Wissenschaftszentrum beisammen. Dabei ging es bis zuletzt um die Uni Mainz und die Uni Göttingen, wie aus Teilnehmerkreisen während der Veranstaltung zu erfahren war: Es gebe einen „interessanten Konflikt“ zwischen SPD- und CDU-geführten Ländern, hieß es. Die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD) rang um Mainz, Johanna Wanka, Wissenschaftsministerin in Niedersachsen (CDU), um Göttingen.

Diskutiert wurde auch über andere Unis, nach dpa-Informationen über Köln und Tübingen. Schließlich brandete hinter den Türen des Sitzungssaals dreimal kurz hintereinander Applaus auf, Entscheidungen waren gefunden: Mainz wie Göttingen gingen leer aus, Tübingen und Köln siegreich. Über die übrigen Exzellenzunis, darunter die HU und die FU, war schon am Donnerstag Abend entschieden worden, als die Kultuspolitiker die Empfehlungen der wissenschaftlichen Kommission diskutierten.

Wanka sagte dem Tagesspiegel, sie lehne weitere Exzellenzinitiativen ab: „Denn es ist zu schwierig, die Leistungen von Universitäten klar zu beurteilen.“ Ahnen erklärte, an den Diskussionen zeige sich, dass das Auswahlverfahren für Exzellenzunis weniger gut eingespielt sei als das für Graduiertenschulen und Clustern. Sie lobte jedoch die gegenüber den ersten beiden Wettbewerbsrunden ausgewogenere regionale Verteilung: „Das ist vielleicht für die Wissenschaft nicht so wichtig, aber für Deutschland schon.“

Dagmar Simon vom Wissenschaftszentrum Berlin sagte auf Anfrage, die Wahl von fünf neuen Eliteunis und drei Absteigerinnen zeige, dass „doch nicht alles auf Beharrung ausgerichtet ist“. Klaus Landfried, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, sagte, an der Spitze sei der Wettbewerb „sehr scharf“ geworden. „Dabei sind die Unterschiede zwischen den Universitäten ganz klein.“

Der Soziologe Michael Hartmann kann dagegen in der Gesamtschau aller drei Wettbewerbslinien fast nur „Verschiebungen innerhalb der Spitzengruppe der Top 20“ erkennen. So sei die LMU München deutlich gestärkt worden, sie ist mit vier eigenen Clustern die erfolgreichste Uni. „Wirklich überraschend“ sei, dass mit Oldenburg und der TU Chemnitz zwei neue Unis ein Cluster bekommen hätten.

Für Hartmann ist das Aus des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bedeutsam. Dieses Modell – die Fusion einer Universität mit einem außeruniversitären Institut – sei „desavouiert“. Laut Ministerin Schavan scheiterte das KIT allerdings nicht an seinem Konzept, sondern daran, dass es das nötige Cluster nicht gewinnen konnte. Hartmann hält das für eine „vorgeschobene Begründung“: „Wenn man das KIT als Vorzeigemodell hätte haben wollen, hätte man wie bei der TU München in der ersten Runde mit dem Cluster was gemacht“ – dem Cluster also über die Ziellinie geholfen.

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