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Die Standorte, wie hier am GFZ Potsdam, sollen klimaneutral werden.

© Sebastian Gabsch PNN

Brandbrief für Klimaschutz: Dicke Luft bei Helmholtz

Mitarbeiter der Forschungsorganisation fordern weitreichende Maßnahmen für sofortigen Klimaschutz.

In Deutschlands größter Forschungsorganisation rumort es. Mehr als 2100 Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft haben ihr Präsidium aufgefordert, Maßnahmen zur sofortigen Einsparung des Treibhausgases Kohlendioxid einzuleiten. Sie haben einen Brandbrief an Präsident Otmar Wiestler und Geschäftsführerin Franziska Broer unterzeichnet, in dem auf die zunehmende Dringlichkeit des Themas hingewiesen wird. 

Im Rahmen der bestehenden Klimainitiative bei Helmholtz sei es essenziell, Nachhaltigkeit nicht nur in der Forschungsarbeit zu verfolgen, „sondern wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeit an allen Zentren nachhaltig und klimaneutral zu gestalten“, heißt es darin.

Die Helmholtz-Gemeinschaft unterhält 19 Forschungszentren mit rund 40 000 Mitarbeitern. In der Region zählen in Berlin das Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie sowie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und in Potsdam das Deutsche Geoforschungszentrum dazu.

Forscher fordern Vorreiterrolle

„Wer, wenn nicht die Forschung in den Bereichen Erde und Umwelt, Energie und Verkehr sollte eine Vorreiterrolle übernehmen?“, fragen die Forscher. Die aktuelle Entwicklung eines Fahrplans für eine „klimaneutrale Helmholtz-Gemeinschaft“ bis zum Jahr 2050 geht ihrer Meinung nach nicht über die Absichtserklärung der Bundesregierung hinaus. „Dieser Zeithorizont ignoriert eine gerechte Verteilung des weltweiten CO2-Emissions-Budgets, welches für Deutschland die Klimaneutralität um das Jahr 2035 herum erfordert.“

Im Anbetracht des Ernstes der Lage wollen die Autoren das Helmholtz-Präsidium zu einer Strategie ermutigen, mit der die Organisation deutlich vor 2050 klimaneutral werden kann. Nötig seien Sofortmaßnahmen, um den CO2-Ausstoß in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität ab sofort zu reduzieren. Dadurch könne die Gemeinschaft eine Vorreiterrolle einnehmen und die nötige Glaubwürdigkeit gewinnen, um den „umfassenden Transformationsprozess“ in Politik und Gesellschaft zu unterstützen.

Der Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft Otmar D. Wiestler.

© Steffen Jänicke/Helmholtz-Gemeinschaft

Helmholtz-Präsident Otmar Wiestler verwies auf Anfrage des Tagesspiegels darauf, dass Nachhaltigkeit und sorgsamer Umgang mit Ressourcen in der Organisation schon seit Langem ein „großes Anliegen“ sei. Den Aufruf der Mitarbeiter nannte er einen „weiteren wichtigen Anstoß in die richtige Richtung“. Ein Austausch mit den Autoren des Aufrufs sei für die Mitgliederversammlung im September vorgesehen.

Präsident verweist auf laufende Programme

Wiestler betonte, dass die Bewahrung der Lebensgrundlagen und Verbesserung der Lebensbedingungen grundsätzlich im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit bei Helmholtz stehe. Daneben gebe es aber auch Bemühungen, die Arbeit der Organisation selbst nachhaltiger zu gestalten. Wiestler nennt ein 2011 gestartetes Projekt für Nachhaltigkeitsmanagement und einen Arbeitskreis aus dem Jahr 2018. 

Ziel sei, Helmholtz „von der Managementebene aus immer weiter zu einer nachhaltig agierenden Forschungsorganisation zu entwickeln“.

Als Beispiel für nachhaltigen Umbau nennt Wiestler das Helmholtz-Zentrum für Gesundheit und Umwelt in München, das sich zum sparsamen Umgang mit Ressourcen und Energie verpflichtet habe. Ab 2023 sollen durch eine neue Gasturbinenanlage auf dem Campus Neuherberg jährlich auch 440 Tonnen CO2 direkt eingespart werden.

Roadmap zur CO2-Neutralität

Zudem arbeite man bis 2021 an einer Roadmap zur CO2-Neutralität. Aufbauend auf dem aktuellen Energieverbrauch der Helmholtz-Zentren soll ein Maßnahmenkatalog zur Realisation der CO2-Neutralität erarbeitet werden, um den einzelnen Zentren zu helfen, ihren CO2-Fußabdruck zu senken. 

Für den Zeitrahmen, den die Autoren des Brandbriefes im Blick haben, dürften diese Maßnahmen allerdings zu spät kommen. In dem Schreiben ist die Rede von einem sofortigen Umschwung. Dies sei nötig, um das Klimaziel von Paris zu erreichen und die „Auswirkungen verheerender Kipppunkte“ zu begrenzen. 

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