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Angela Merkel hat das Thema Menschenrechte in Autokratien häufiger kritisch angesprochen, gegenüber Putin bereits 2007 zum Umgang mit Demonstranten (Archivbild vom 2.5.2017, Sotschi/Russland).

© dpa/Michael Kappeler

Tagesspiegel Plus

„Güter wie Atomkraftwerke oder Waffentechnik verkauft“: Deutschlands Deals mit Diktaturen

Die Nähe zu undemokratischen Staaten wird den Bundesregierungen immer wieder vorgeworfen. Der Zeithistoriker Frank Bösch über den Wandel dieser heiklen Beziehungen und die Aktualität des Themas.

Herr Bösch, Außenministerin Baerbock hat die Lieferung von Eurofightern durch Großbritannien an Saudi-Arabien befürwortet. Was sagt uns das über den deutschen Umgang mit Diktaturen?
Es zeigt, wie Beziehungen zu Diktaturen immer neu abgewogen und mit westlichen Partnern abgestimmt werden müssen. Welche Unterstützung als akzeptabel gilt, kann sich schnell ändern.

Der historische Blick verdeutlicht jedoch, wie Deutsche über Jahrzehnte längerfristige, vertiefte Beziehungen zu bestimmten Autokratien aufbauten. Dadurch werden Kooperationen trotz punktueller Krisen fortgesetzt, wie nach der Ermordung des Journalisten Khassoggi 2018 in einer saudi-arabischen Botschaft.

Wenn man auf die Anfänge der Bundesrepublik zurückblickt: Waren Autokraten so kurz nach dem Nationalsozialismus noch willkommen?
Durchaus: Die ersten Staatsgäste, die mit großem Jubel empfangen wurden, waren Autokraten aus Iran und Äthiopien. Die Bundesrepublik entwickelte sich rasch zum größten Handelspartner von vielen Diktaturen der Welt. Wenn diese Staaten antikommunistisch ausgerichtet waren, wurden sie oft mit Militär- und Kapitalhilfe unterstützt.

Deutsche, die mit und in diesen Ländern arbeiteten, genossen dort trotz der nationalsozialistischen Vergangenheit eine hohe Wertschätzung als Experten. Denn in vielen Staaten des Globalen Südens waren eher die Briten, Franzosen und die USA als imperiale Mächte verhasst.

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