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Laserlicht ist aus der Kommunikationstechnik nicht mehr wegzudenken.

© picture alliance / dpa

Licht: Der Strahl der Aufklärung

Erhellend: Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften widmete ihren diesjährigen Salon dem Licht in all seinen Facetten

Die Schildbürger bauten angeblich einst ein architektonisch reizvolles neues Rathaus, ohne jedoch an die Fenster zu denken. Dem Dunkel, das sie im Inneren überraschte, wollten sie begegnen, indem sie das Licht in Kübeln und Säcken hineintrugen. Licht, ein transportables Material? Ein passender Stoff jedenfalls für eine Performance, die Studierende der UdK am Samstagabend im Paternoster der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) am Gendarmenmarkt darboten. Beim diesjährigen, nunmehr schon zehnten „Salon Sophie Charlotte“ ging es schließlich um das Thema „Ins Licht gerückt“. Das passte zum „Internationalen Jahr des Lichts“, das die Unesco, Bildungsorganisation der Vereinten Nationen, für 2015 ausgerufen hat.

Das Thema ist zudem wie geschaffen für eine interdisziplinär aufgestellte Institution wie die BBAW, beschäftigen sich damit doch auf ihre Weise Disziplinen wie Physik, Lichttechnik, Philosophie, Theologie, Kunstgeschichte, aber auch Biologie und Medizin. „Licht ist mehr als der für das Auge sichtbare Teil einer elektromagnetischen Strahlung“, hatte Akademie-Präsident Günter Stock einleitend festgestellt. „Licht ist immer auch mit Erkenntnis verbunden.“ Ziel sei dabei weniger die „Erleuchtung“ als die Aufklärung.

Bei Glühbirnen ist Licht ein Anfallprodukt

In diesem Sinn rückte Stephan Völker, Leiter des Fachgebietes Lichttechnik an der Technischen Universität Berlin, die Geschichte der künstlichen Lichtquellen von den ersten Gasentladungslichtquellen über die Glühbirne, verschiedene Leuchtstofflampen, Halogenglühlampen bis hin zur Energiesparlampe ins rechte Licht. Dabei machte er allen Fans der Glühbirne, von der im Jahr 2005 in Europa noch zwei Milliarden Stück verkauft wurden, klar, dass deren Prinzip sie eigentlich zu einer starken Wärmequelle macht, deren Abfallprodukt das Licht lediglich darstellt. Und dass der Nobelpreis für Physik 2014 mit Recht an die Erfinder wirkungsvoller blauer LEDs (licht-emittierender Dioden) gegangen sei, einer Neuerung, durch die diese effizienteste Quelle künstlicher Beleuchtung auch weißes Licht zu bieten hat.

Die Laserphysikerin Ursula Keller von der Universität Zürich berichtete über die Allgegenwart des Lasers, der für gute Musikwiedergabe sorgte, später für das Schneiden verschiedenster Materialien und der schließlich für die Medizin und die Kommunikation mit dem Smartphone unentbehrlich wurde. Dabei hatten Skeptiker die Laser-Technik Mitte der 60er Jahre als eine Lösung bezeichnet, die das zu ihr passende Problem sucht. „Doch heute ist die Welt verbunden über die Strahlen des Lasers.“

„Ward Licht?“ – diese Grundsatzfrage richtete eine andere Runde an die monotheistischen Weltreligionen, in deren Schöpfungsgeschichte („Es werde Licht!“) dies eine fundamentale Rolle spielt. Ein paar Stockwerke tiefer fragte Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft: „Was war vor dem Urknall – und macht Gott das Licht irgendwann wieder aus?“ Mlynek wollte vom Physiker Oliver Benson von der Humboldt-Universität (HU) wissen, ob der Streit zwischen der Auffassung des Lichts als Welle oder Teilchen entschieden sei. Man müsse beides im Hinterkopf behalten, erklärte Benson, „man kann lange diskutieren und wird doch kein gemeinsames Bild finden“.

Sonne ist gut für den Vitaminhaushalt - und erhöht das Krebsrisiko

Sicher ist, dass es ohne Licht kein Leben gibt. Und dass der Mensch das UV-Licht der Sonne braucht, damit seine Haut Vitamin D herstellen kann. „Doch wir haben bei der Lichtexposition immer Vor- und Nachteile abzuwägen“, sagte Charité-Humangenetiker Karl Sperling. Die hellere Haut der Menschen, die in sonnenärmeren Regionen leben, sei ein Kompromiss, der Nutzen und Schaden des UV-Lichts Rechnung trägt. Denn sie ermöglicht eine höhere Produktion des Vitamins. Der Nachteil der hellen Haut: UV-Licht kann zu Hautkrebs führen.

Das Licht, es kann auch unbarmherzig sein. „Wir brauchen das Dunkel, wir würden es nicht aushalten, wenn die Sonne 24 Stunden scheinen würde“, gab der HU-Philosoph Volker Gerhardt zu bedenken. Das Spannungsverhältnis zwischen Licht und Dunkelheit sei eines der ganz großen Themen der Kunstgeschichte, von den gotischen Kathedralen über den Impressionismus bis hin zu modernen Lichtinstallationen, sekundierte der HU-Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Nach so viel Erhellendem zog es die erschöpften Besucher ins Dunkel der Nacht.

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