zum Hauptinhalt
Schön. Auch die Rose „Marie Curie“ steckt voller toller Mutationen.

© picture-alliance / ZB/Patrick_Pleul

„Der Erbonkel“: Mutanten im Garten

Rosen sind der Inbegriff von Schönheit. Welche tatsächlich von innen kommt, von einem Quell für Eleganz und Anmut, der eigentlich ein ziemlich mieses Image hat.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Hier eine „Ali Baba“, dort ein Strauch „Zéphirine Drouhin“, edle Blüten einer „Amour de Molene“ neben einer kletternden „Zayed of Abu Dhabi“ - es ist ein Rosenjahr. Wohin das Auge auch schaut, durch welche grüne Nachbarschaft man schlendert, überall sind die Gärten voll mit unzähligen Rosenblüten. Wunderschön.

Und alles Mutanten.

Denn mit dem Original, den Wildrosen, haben die Blüten der Kulturrosen, die seit mehr als 2000 Jahren gezüchtet werden, nur noch wenig zu tun.

Die Basis all der blühenden Schönheiten sind kleinere und größere Veränderungen im Erbgut der Rosen. Mutationen. Ein Wort, das negativ besetzt ist, nach Defekt und Makel, gar Krankheit klingt. Und es stimmt ja auch: Versengt die Sonne mal wieder die Haut und die Strahlung löst dabei Mutationen im Erbgut der Zellen aus, kann Krebs entstehen.

Aber wenn das Gleiche bei einer Rose passiert, dann kann aus einer Mutation eben auch etwas Gutes, etwas Schönes entstehen: eine weiße Rose etwa, oder eine mit gefüllten Blüten. Bei manchen Sorten stehen die allerdings Blütenblätter so eng, dass Bienen und andere Bestäuber kaum noch an Pollen oder Nektar gelangen.

Ist das noch „natürlich“? Natürlich! Mutationen sind neutral, sie sind ein Angebot der Natur an die jeweiligen Umweltbedingungen. Gibt es da eine Gärtnerin, einen Gärtner, der diese neue, mutierte Rosenvariante hegt und pflegt und vermehrt, dann hat sie ihren Platz in dieser Welt, ist „selektiert“, um mit Darwin zu sprechen. So wie all die vielen Kulturpflanzen, die Menschen seit Jahrtausenden züchten - was nichts anderes bedeutet, als nutzbringende Mutationen zu sammeln. Wie diese Mutationen zustande kommen, ist dabei unerheblich - ob zufällig, per UV-Strahlung, durch mutagene Chemikalien oder moderne Gentechnik. Das Ergebnis ist immer das Gleiche: ein oder mehrere veränderte Gene. Wie „gut“ oder „schlecht“ diese Mutationen dann für die Pflanze sind, entscheidet die Umwelt. Kategorien wie „schön“ oder „nützlich“ kennt die Natur nicht.

Der Erbonkel geht jetzt jedenfalls in den Garten. Mutanten bestaunen.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false