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Der Größenvergleich eines Megalodon-Zahns (links) mit dem eines Weißen Hais ist auf die Körpermaße übertragbar.

© MPI für evolutionäre Anthropologie

Das Ende von Megalodon: Showdown zwischen Weißem und Urzeit-Hai

Die größte Hai-Art, die es je gab, ist längst ausgestorben. In fossilen Zähnen gespeicherte Informationen über ihren Speiseplan verraten möglicherweise, warum.

Unter „Megalodon“ versteht jeder versierte Horrorfilmgucker einen Hai, gegen den sämtliche heute vorkommenden Arten halbe Portionen sind, sogar die planktonfressenden Wal- und Riesenhaie. Anders als im 2018 in die Kinos gekommenen Blockbuster „The Meg“ von John Turteltaub sind die zahnbewährten Riesenräuber der Art Otodus megalodon in der Realität jedoch ausgestorben.

Im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichte Forschungsergebnisse stärken jetzt die Hypothese, dass Nahrungskonkurrenz dabei ein entscheidender Faktor war. Deutlich kleinere, aber bis heute überlebende Haie könnten Megalodon das Futter streitig gemacht haben.

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Zink im Zahn erlaubt Rückschlüsse

Megazahnhaie wie Otodus megalodon lebten bis vor etwa 3,6 Millionen Jahren in den Ozeanen. Die ältesten Funde sind etwa 23 Millionen Jahre alt. Die Tiere erreichten wahrscheinlich eine Länge von bis zu 20 Metern. Sie waren damit mehr als dreimal so groß wie die größten heute lebenden Weißen Haie (Carcharodon carcharias) mit einer Länge von sechs Metern. Bei fossilen Funden der Knorpelfische handelt es sich vor allem um Zähne.

Für die aktuelle Studie hat das internationale Forschungsteam um Jeremy McCormack vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) und der Goethe-Universität in Frankfurt am Main das Verhältnis verschiedener Zinkisotope verglichen, die in den Zähnen moderner und fossiler Haifischzähne eingelagert sind. Die Proben stammten aus der ganzen Welt - neben Zähnen von Megalodon auch solche von modernen und fossilen Weißen Haien.

Jeremy McCormack isoliert in einem metallfreien Reinstraum Zink aus Haifischzahnproben.
Jeremy McCormack isoliert in einem metallfreien Reinstraum Zink aus Haifischzahnproben.

© MPI für evolutionäre Anthropologie

Die Analyse ist vergleichbar mit der bereits breiter eingesetzten Untersuchung von Stickstoffisotopen im Zahnkollagen, dem organischen Gewebe im Gebiss. Diese liefert Hinweise darauf, ob ein Tier sich hauptsächlich von tierischen oder pflanzlichen Eiweißen ernährt hat. Das Kollagen, das dafür benötigt wird, ist in fossilen Zähnen jedoch meist nicht mehr vorhanden.

Daher verglich das Team die Zinkisotopensignaturen von Megalodon-Zähnen aus dem frühen Pliozän (das vor etwas mehr als fünf Millionen Jahren begann), von noch älteren Megazahnhaien (Otodus chubutensis) aus dem frühen Miozän (dem Teil des Tertiär-Erdzeitalters vor dem Pliozän, der vor etwa 23 Millionen Jahren begann) sowie von damals und heute lebenden Weißen Haien. „Unsere Forschung zeigt, dass es möglich ist, mit Hilfe von Zinkisotopen die Ernährungsweise und trophische Ökologie ausgestorbener Tiere über Millionen von Jahren hinweg zu rekonstruieren“, wird McCormack in einer Mitteilung des MPI-EVA zitiert.

Nahrungskonkurrenz der Spitzenprädatoren

„Sowohl der Megalodon als auch sein Vorfahre waren in der Tat Spitzenprädatoren“, sagt der beteiligte Wissenschaftler Michael Griffiths von der William Paterson University im US-Bundesstaat New Jersey. Zwar war dieser Befund schon aufgrund der Größe selbst noch heranwachsender Tiere zu erwarten. Bemerkenswert ist aus Sicht der Forschenden aber die Zusammensetzung der Zinkisotope. „Sie deutet darauf hin, dass sich die trophischen Ebenen der frühen Weißen Haie und des viel größeren Megalodon weitgehend überschnitten.“

Das würde bedeuten, dass die Tiere Jagd auf die gleiche Beute machten. Bei heutigen Weißen Haien sind das vor allem Fische, Tintenfische und andere Haie. Größere Tiere stellen zunehmend auch Meeressäugern wie Robben und Delfinen nach. Weiße Haie fressen auch Aas, tote Wale etwa.

Das Nahrungsspektrum von Otodus megalodon hat wahrscheinlich ähnlich ausgesehen. „Unsere Ergebnisse deuten zumindest auf eine gewisse Überschneidung hin“, erklärt Kenshu Shimada von der DePaul University in Chicago. Das Thema sollte noch weiter erforscht werden, doch es sei möglich, dass zwischen Megalodon und den ebenfalls im frühen Pliozän lebenden Weißen Haien Nahrungswettbewerb herrschte und die kleineren Fische sich als die erfolgreicheren erwiesen.

Heute nimmt die Population der in allen Ozeanen heimischen Weißen Haie jedoch ab und gilt als „stark fragmentiert“. Die Tiere werden meist unbeabsichtigt in Netzen und an Haken gefangen. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wird der Bestand als „verwundbar“ eingeordnet.

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