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Auf dem Campus der Jacobs University.

© Ingo Wagner/picture alliance/dpa

Bremer Privathochschule unter neuer Trägerschaft: Eine Chance für die Jacobs University

Fabio Pammolli ist Präsident der Bremer Privatuni – unter der Ägide von Serguei Beloussov, Gründer und Geschäftsführer des Schaffhausen Institutes of Technology.

Die Bremer Jacobs University Bremen startet unter einer neuen Trägerschaft ins neue Jahr – und damit endlich in sicherere Fahrwasser? Fabio Pammolli ist Mitte Dezember vom Aufsichtsrat zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der Fachmann für Wirtschaft und Management kommt von der Polytechnischen Universität Mailand. An Pammolli dürfte es liegen, in den kommenden Jahren das umzusetzen, was der eigentliche starke Mann im Hintergrund ersonnen hat: Serguei Beloussov. Der gebürtige Russe mit Pass des Stadtstaates Singapur ist Gründer und Geschäftsführer des Schaffhausen Institute of Technology (SIT), das seit Mitte Dezember die Mehrheitsanteile an der Jacobs University besitzt – mit Beloussov als Aufsichtsratsvorsitzendem.

Für ihn ist die kleine Bremer Uni ein wichtiger Zukunftsbaustein, daran lässt Beloussov keinen Zweifel. Seine Vision: mehr Studienangebote und mehr Studierende. Außerdem soll die Jacobs University Teil des SIT Institute of Advanced Learning werden, eines Netzwerkes rund um das Schaffhausen-Institut.

Die neue Unileitung in Bremen soll das Ende einer fast zwei Jahre währenden Hängepartie für die finanziell angeschlagene Universität bedeuten. Ihre Zukunft hing lange am seidenen Faden, nachdem die Jacobs Foundation als bisherige Mehrheitsgesellschafterin 2020 verkündete, sich aus der Trägerschaft zurückzuziehen. Allerdings zahlte sie noch das bis einschließlich 2027 zugesagte Fördergeld in Höhe von 60 Millionen Euro. Die Anteile der Jacobs Foundation hat die Stadt Bremen zu einem Preis von 22 000 Euro über den „Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ übernommen. Vorsitzender ist der Staatsrat von Wissenschafts- und Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD), Tim Cordßen-Ryglewski.

Mit dem Abschied der Jacobs Foundation ist eine Ära zu Ende gegangen, die 2006 begann. Damals war die Stiftung der einst in Bremen ansässigen Kaffeeröster-Familie in das Projekt eingestiegen. Wegen dieses Wechsels in der Gesellschafterstruktur wurde aus der 1999 gegründeten International University Bremen (IUB) die Jacobs University.

Doch es hat alles nichts genützt: Die private Lehreinrichtung ist wirtschaftlich und somit finanziell nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Im Gegenteil, das klamme Land Bremen half der Jacobs University mehrmals finanziell aus der Klemme. Wechselnde wissenschaftliche Schwerpunktsetzungen, mehrere neue Präsidenten sowie interne und externe Querelen haben die Jacobs University Bremen zu einer umstrittenen Einrichtung in der eigenen Stadt gemacht.

Davon unberührt ist der nach wie vor internationale Ruf geblieben. Die Professoren und Professorinnen blieben Rankings zufolge forschungs- und drittmittelstark, wie Uni-Sprecher Heiko Lammers hervorhebt. Zwischenzeitlich stand die Existenz der Privatuni gleichwohl infrage. Ende 2020 waren Pläne bekannt geworden, nach denen ein Konsortium aus den Unternehmen SAP, dem chinesischen Konzern Neusoft sowie dem Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz aus der Jacobs University Bremen einen KI-Campus machen wollten. Doch aus dem von der Wissenschaftssenatorin als Coup verkauften Projekt sowie der Unterzeichnung eines Letter of Intent zwischen dem Land Bremen und den möglichen Investoren ist nichts gefolgt. Die Pläne sind still und leise zu den Akten gelegt worden.

Vieles spricht dafür, dass sich das Engagement des SIT mit Beloussov an der Spitze langfristig für die Jacobs University lohnen wird. So hat sich der neue Mehrheitsgesellschafter bereits bei der Unterzeichnung des Vertrages zur Übernahme der Anteile im September verpflichtet, 50 Millionen Euro auf dem Campus zu investieren – ohne staatliche Förderung. Nach Plänen, die Beloussov Mitarbeitenden in einem Meeting im November präsentiert hat, seien weder ein Personalabbau, die Abschaffung bestehender Studiengängen noch eine reine Konzentration auf die Bereiche Computing, Physik und Wirtschaftswissenschaften geplant. Vielmehr sollen das Studienprogramm modernisiert, hybride Lehr- und Lernformen eingeführt und 5000 Plätze für studentisches Wohnen auf auf dem Campus. Zudem sei die Wiederbelebung der vor einigen Jahren zu den Akten gelegten Idee eines Technologie Parks geplant. Beloussov verspricht sich überdies durch die Verzahnung von SIT und Jacobs University die Förderung von „interdisziplinärer Wissenschaft, Technologie und Bildung in Europa und darüber hinaus“.

Kommt es wie von Beloussov prophezeit, dürfte sich der Campus im Norden Bremens in so etwas wie eine Dauerbaustelle verwandeln. Angekündigt hat er unter anderem auch neue Lecture Halls. Sprecher Lammers fasst das Ganze so zusammen: „Herr Beloussov legt auf das Bestehende noch einmal 100 bis 150 Prozent obendrauf.“ Ulf Buschmann

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