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Ganztags in der Schule.

© Felix Kästle/dpa

Ramponierte Bildungsrepublik: Bei der Ganztagsbetreuung gibt es nichts zu feiern

Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ist richtig. Aber der Umgang damit zeigt, was alles schiefläuft bei der Bildung in Deutschland. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Tilmann Warnecke

Erinnert sich noch wer? Es war das Jahr 2008, als Bundeskanzlerin Angela Merkel die „Bildungsrepublik Deutschland“ ausrief. Wenn in diesen Tagen überall Bilanz der Ära Merkel gezogen wird, gehört die „Bildungsrepublik“ sicherlich zu jenen Sachen, die besonders schlecht gealtert sind.

Dazu muss man nicht einmal die augenfälligen Versäumnisse in der Coronakrise bemühen. Dass Lehrkräfte fehlen und Schulen in miserablen Zustand sind, war auch schon vorher ein massives Problem. Von der Bildungsgerechtigkeit ganz zu schweigen.

Reichlich ramponierte Bildungsrepublik

Am reichlich ramponierten Zustand der Bildungsrepublik ändert auch der jetzt in allerletzter Minute beschlossene Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule nichts.

Klar ist es richtig, dass alle Kinder, deren Familien das wollen und brauchen, ganztags zur Schule gehen können. Das bringt besonders jenen Kindern etwas, die Lernrückstände haben, und hilft Müttern und übrigens auch Vätern, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Diese Erkenntnisse sind nun wahrlich nicht neu. Wenn der Rechtsanspruch zum Schuljahr 2026/27 in Kraft tritt – erstmal nur für die Erstklässler:innen wohlgemerkt – , werden seit der Ausrufung der Bildungsrepublik dennoch fast 20 Jahre vergangen sein. Selbst beim BER ging es im Vergleich dazu fast flott voran.

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Und so steht das Gewürge um die Ganztagsbetreuung dafür, dass die Zeiten großer bildungspolitischer Würfe lange vorbei sind. Bezeichnend, dass sich die auch aktuelle Groko noch vier Jahre Zeit ließ, um ihr doch wichtigstes Vorhaben in diesem Bereich umzusetzen.

Gefeilsche von Bund und Ländern

Das Gefeilsche von Bund und Ländern, wer nun was finanziert, wird vor allem diejenigen bestätigen, die den Bildungsföderalismus für die Wurzel allen Übels halten, selbst wenn das oft auch nur ein Zerrbild ist.

Zu feiern gibt es daher wenig. Zumal zu befürchten ist, dass die Zeit gar nicht ausreichen wird, um einen wirklich guten flächendeckenden Ganztagsunterricht anzubieten.

Kann sich irgendjemand vorstellen, dass bis 2026 die nötigen Schulbauten hochgezogen werden? Oder genügend Lehrpersonal zur Verfügung steht? Wer auch immer das Kanzleramt übernimmt: Es wird höchste Zeit, Bildung zu mehr als nur einem Lippenbekenntnis zu machen.

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