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Bei den Schimpansen stehen vor allem die Männchen aufs Tanzen, wie hier im Gehege des Primatenforschungsinstituts der Universität Kyoto.

© Yuko Hattori/Kyoto University/dpa

Nicht nur der Mensch kann tanzen: Auch Schimpansen bewegen sich rhythmisch zu Musik

Musik zu machen, ist eine urmenschliche Eigenschaft. Das Tanzen hingegen scheint die Evolution schon lange vorher erfunden zu haben.

Falls sich der Ehemann bei der Silvesterparty mal wieder ziert, die Tanzfläche zu betreten, kann Frau künftig mit voller Berechtigung sagen: „Jeder Affe kann tanzen!“ Japanische Forscher haben Schimpansen Rhythmen vorgespielt und es waren vor allem die Männchen, die daraufhin die Hüften schwangen oder sich zumindest wiederholt rhythmisch zur Musik bewegten, indem sie ihren Körper hin- und herwiegten, aufstampften oder auch klatschten.

Das schreiben Yuko Hattori and Masaki Tomonaga vom Primateninstitut der Universität Kyoto im Fachblatt „PNAS“. Möglicherweise sei der Ursprung des Tanzens ein sehr altes Verhalten, das schon beim gemeinsamen Ahnen von Menschen und Schimpansen vor etwa sechs Millionen Jahren vorhanden gewesen sei.

Tanzen evolutiv älter als der Mensch

Außer Menschen bewegen sich auch manche Lebewesen rhythmisch zu Musik. Dies sei etwa bei Kakadus (siehe Video), einem Seelöwen und Bonobos (Zwergschimpansen) wissenschaftlich beobachtet worden, schreiben die Autoren. Auch von Schimpansen (Pan troglodytes) wusste man bereits, dass sie auf Klänge mit Bewegung reagieren. In freier Wildbahn führen männliche Schimpansen demnach „Regentänze“ auf, wenn es stark zu regnen beginnt. Forscher vermuten, dass der Klang des einsetzenden Regens die Bewegungen auslöst.

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Hattori und Tomonaga wollten nun herausfinden, ob und welche Musik Schimpansen zu rhythmischer Bewegung bringt. Dabei achteten sie darauf, dass die Affen möglichst freiwillig an dem Experiment teilnahmen. Denn auch Stress könne bei Tieren zu rhythmischen Bewegungen führen. Belohnungen bekamen die Affen nicht.

Die insgesamt sieben Schimpansen hörten einzeln an verschiedenen Tagen einfache Pianostücke von jeweils zwei Minuten Dauer. Das Tempo reichte von langsam bis sehr schnell. Alle Tiere reagierten auf die Musik mit rhythmischen Reaktionen – Bewegungen, die sich mehr als dreimal wiederholten.

Männchen reagieren stärker auf Musik als Weibchen

Die meisten schaukelten oder wiegten ihren Körper, manche klatschten, stampften oder machten Laute. Am stärksten reagierte das Männchen Akira. Ihm spielten die Forscher an weiteren 24 Tagen Musik vor, um seine Vorlieben zu ermitteln. Doch Akira bewegte sich zu schnellen und langsamen Rhythmen ähnlich intensiv – sogar zu Stücken, die keinen erkennbaren Takt hatten. Die Forscher vermuten, dass Akira möglicherweise weniger auf den Rhythmus als vielmehr auf die Tondichte reagierte.

Wissenschaftler versuchen schon lange, das Phänomen des Tanzens zu ergründen. Bei Menschen zeigt sich Tanzverhalten schon bei kleinen Kindern, auch wenn sich die Taktsicherheit erst allmählich entwickelt. Neurologische Untersuchungen ergaben bei Menschen eine enge Verbindung zwischen jener Gehirnregion, die für die Verarbeitung akustischer Signale verantwortlich ist, und dem Areal, das Bewegungen steuert.

Derzeit gibt es den Forschern zufolge vor allem zwei Theorien zur Entstehung des Tanzens bei Menschen. Eine geht davon aus, dass die Entwicklung dieser Fähigkeit in Verbindung mit der Entwicklung von Sprache steht. Der anderen Theorie zufolge könnte Tanzen ein evolutionär sehr viel älteres Verhalten sein, das sich beim Menschen besonders gut entwickelt hat. Die japanischen Forscher sehen ihre Resultate als Beleg für diese zweite These. Demnach hätte schon der gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse vor etwa sechs Millionen Jahren die Fähigkeit zu rhythmischer Bewegung gehabt. (dpa)

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