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© dpa

Arktis: Warme Luft lässt Poleis schrumpfen

Ein Klimaforscher entwickelt ein Modell, mit dem er die Eisdicke im Nordpolarmeer berechnen kann. Das Wetter spielt dabei eine maßgebliche Rolle.

Der Kapitän des Atom-Unterseeboots „USS Nautilus“ hatte einen triftigen Grund, als er am 1. August 1958 vor Point Barrow an der Nordspitze Alaskas tauchen ließ: In dieser Gegend beginnt im Hochsommer normalerweise das Meereis, unter dem das U-Boot als erstes Schiff der Welt heute vor 50 Jahren den Nordpol erreichte.

Im vergangenen Jahr hätte die „USS Nautilus“ einen guten Teil dieser Strecke über Wasser zurücklegen können, denn die Eisdecke in der Nordpolregion war bedeutend kleiner als in früheren Jahren. Auch in diesem Sommer wird es kaum anders sein.

Warme Luft und nicht warmes Wasser verantwortlich für Schmelze

Das zeigen Berechnungen von Rüdiger Gerdes vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Der Klimaforscher hat mit einem Computerprogramm simuliert, welchen Einfluss das Wetter auf die Eisdicke im Nordpolarmeer hat. Denn für die Eisschmelze im hohen Norden ist vor allem warme Luft verantwortlich – und nicht warmes Wasser.

„Die warmen Meeresströmungen aus dem Süden erreichen das Eis am Nordpol gar nicht“, sagt Gerdes. Grund dafür sind die vielen Flüsse, die enorme Mengen Süßwasser in das Nordpolarmeer tragen. Dadurch entsteht eine salzarme Wasserschicht, die leicht ist und oben schwimmt.

Die warmen Meeresströmungen aus dem Süden sind dagegen ähnlich salzig wie der Nordatlantik und relativ schwer. „Sobald es auf das salzarme Wasser im hohen Norden trifft, taucht das warme Atlantikwasser ab“, sagt Gerdes. Es muss also am Wetter liegen, wenn sich die Eisfläche in der Arktis von rund 15 Millionen Quadratkilometern am Ende des Winters bis zum September etwa halbiert.

Klimamodell berechnet Abnahme der Eisdecke

Mit dem am AWI entwickelten Klimamodell kann Gerdes abschätzen, wie stark die Eisbedeckung in diesem Sommer abnehmen wird. Dazu gibt er die Wetterdaten der Arktis aus den letzten 20 Jahren in den Computer ein und versucht die Entwicklung von 1988 bis zum Frühjahr 2008 nachzuahmen.

Um die Eisausdehnung im kommenden September abzuschätzen, lässt Gerdes den Computer zunächst mit den Werten aus dem Sommer 1988 weiterrechnen. Die gleichen Berechnungen stellt er mit Werten der Jahre bis 2007 an. Diese Methode basiert auf der Annahme, dass sich das Sommerwetter 2008 ähnlich wie in einem der davor liegenden zwanzig Sommer verhält.

In allen Fällen lieferte das Programm eine Eisfläche, die kleiner ist als die 5,3 Millionen Quadratkilometer, die im Jahr 2005 die zweitniedrigste Eisbedeckung seit Beginn der Messungen zeigen. Und in einem Fall unterbot die prognostizierte Ausdehnung des Eises sogar den Negativ-Rekord von 2007 mit 4,1 Millionen Quadratkilometern.

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