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Der Podcast „Hinter den Dingen“ stellt legendäre Gegenstände aus Berliner Museen vor.

© Christina Stivali / Turboturbo für SFB 980

Antike Geheimratsecken und magisches Glas: Podcast erzählt Geschichten zu Berliner Museumsobjekten

In den Depots und Ausstellungen in der Hauptstadt befindet sich so mancher legendäre Gegenstand. Der Wissenschaftspodcast „Hinter den Dingen“ nimmt das Publikum mit auf Entdeckungsreise.

Waren Maria Magdalena und Jesus von Nazareth ein Liebespaar? Und hatten gar eigene Kinder? Viele Legenden ranken sich um das Marien-Evangelium, das bereits Dan Brown zu seinem Bestseller „Der Da Vinci Code“ inspiriert hat. Was viele jedoch nicht wissen: Eine Abschrift dieses Textes auf frühchristlicher Zeit, der es nicht in die Bibel „geschafft“ hat, ist im Ägyptischen Museum in Berlin zu sehen.

Die Geschichte dazu und zu vielen anderen Berliner Museumsobjekten sind in dem Podcast „Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Nachhören und Mitnehmen“ zu hören. Produziert wird er seit einigen Jahren vom Berliner Sonderforschungsbereich „Episteme in Bewegung“, ein Verbund, der an der Freien Universität Berlin angesiedelt ist und den Wissenswandel von der Antike bis in die frühe Neuzeit untersucht.

Antike Rarität: Berliner koptisch-gnostischer Papyruskodex im Ägyptischen Museum.

© Armin Hempel

Die Hörstücke sind seit Kurzem auch auf den Audioguides vieler Berliner Museen zu finden. Zu den beteiligten Häusern gehören zum Beispiel das Alte Museum, das Kunstgewerbemuseum, das Neue Museum oder das Bode-Museum.

Auch unscheinbare Objekte

In jeder Folge erläutern Forschende und andere Fachleute ein Objekt aus der Perspektive ihrer jeweiligen Disziplin. Die Stücke sind mit passenden Sounds hinterlegt, es gibt Auszüge aus historischen Texten, die dem Publikum die Zeit näherbringt, aus der der Gegenstand stammt, sowie kleine Hörspielszenen. „Uns war es wichtig, auch unscheinbare Objekte auszusuchen, an denen man sonst im Museum oft vorbeigeht“, sagt Kristiane Hasselmann, Geschäftsführerin des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“.

Eine Folge dreht sich um eine Teekanne aus rotem Glas, die im Stadtmuseum Berlin zu sehen ist. Musik eines Cembalos erklingt, man hört Kutschengeräusche und Pferdegetrappel. Die akustische Reise führt in die Mark Brandenburg am Ende des 17. Jahrhunderts.

Diese Teekanne aus „magischem“ Goldrubinglas stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

© Michael Setzpfand, Berlin

Das rote Goldrubinglas, aus dem die Kanne gefertigt wurde, war zu Zeiten des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm ein Luxusgut, dem magische Kräfte zugeschrieben wurden. Hergestellt wurde es vom Chemiker und Alchemisten Johannes Kunckel, der für sein Goldrubinglas in ganz Europa bekannt wurde. Für seine Arbeit bekam er vom Großen Kurfürsten sogar die heutige Pfaueninsel geschenkt.

Kaiser mit Haarausfall

In einer weiteren Folge geht es um eine grünliche Büste von Julius Caesar, die in der Antikensammlung Berlin zu sehen ist. Einst stand sie in der Bibliothek von Friedrich dem Großen in Potsdam, der glaubte, dass es sich dabei um Cicero handelte. Erst ein Vergleich mit Porträts auf römischen Münzen und Beschreibungen von Caesar in historischen Texten bewies, dass hier der berühmte römische Feldherr in Stein gemeißelt wurde.

Nicht etwa Cicero, sondern der römische Kaiser Julius Cäsar in Basalt – mit einer entlarvenden Frisur.

© Christina Stivali / Turboturbo für SFB 980

Entlarvend war dabei nicht nur sein spitzes Kinn, sondern auch die Art und Weise, wie er sein Haar kämmte, um seine Geheimratsecken zu kaschieren, denn so hatte es schon der antike Schriftsteller Sueton geschildert: „Deshalb hatte er es sich auch zur Gewohnheit gemacht, das schüttere Haar vom Zentrum des Kopfes her nach vorne zu streichen.“

Anders als andere Erläuterungen, die von Audio-Führungen bekannt sind, dauern die meisten Folgen des Podcasts ungefähr eine Stunde, sodass man sie eher vor oder nach einem Museumsbesuch anhören würde. „Der Podcast soll Lust darauf machen, ins Museum zu gehen und sich einmal ein einzelnes Objekt ganz genau anzuschauen“, sagt Kristiane Hasselmann. Demnächst wird es eine neue Folge geben, die im Münzkabinett spielt.

Was ist mit Jesus und Maria Magdalena, waren sie nun ein Paar? „Der historische Jesus hatte vermutlich kein Techtelmechtel mit Maria Magdalena“, sagt Christoph Markschies, Professor für Antikes Christentum, in der Folge über das Marien-Evangelium. „Wenn das, was wir aus den Evangelien über ihn wissen, stimmt, ist er eher ein asexueller Mensch. So redet er auch.“ Wer das noch genauer wissen will, kann den Podcast im Internet und auf allen großen Podcast-Plattformen sowie auf der Internetseite des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“ kostenlos abrufen.

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