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Zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen wird es eine zusätzliche ICE-Linie geben.

© Foto: picture alliance/dpa/ Carsten Koall

Zugteilung in Hamm wird zur Ausnahme: Fahrplanwechsel 2023 bringt mehr ICE-Angebot

Wirtschaftlich steht die Deutsche Bahn 2023 vor einem schwierigen Jahr. Doch der Konzern betont lieber seine Angebotsoffensive. Gerade Berlin profitiert.

Die Deutsche Bahn erwartet nach einer leichten Erholung zuletzt 2023 offenbar wieder ein schweres Jahr. Nachdem 2022 wohl nur ein Minus von 250 Millionen Euro stehen wird, rechnet der Konzern 2023 mit einem Verlust von zwei Milliarden Euro, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf interne Planungsunterlagen.

Als Grund werden demnach hohe Investitionen ins marode Schienennetz genannt, die bei der Infrastruktursparte zu einem Verlust von rund einer halbe Milliarde Euro führen werden. Außerdem erwartet die Bahn bei der Logistiktochter Schenker nach dem Rückgang der internationalen Frachtraten nur noch einen Gewinn von etwa 1,2 Milliarden Euro nach zuletzt 2,1 Milliarden Euro.

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Das ist misslich für den Konzern. Denn der Aufsichtsrat erteilte dem Vorstand am Donnerstag den Auftrag, Schenker zu verkaufen. Der Erlös dürfte nun geringer als erhofft ausfallen. Statt 15 bis 20 Milliarden erscheinen eher zehn Milliarden Euro realistisch. Ein Großteil davon dürfte in die Schuldentilgung fließen. Die DB hat Schulden von rund 30 Milliarden Euro angehäuft.

Halbstundentakt nach Hannover

Der Konzern wollte den Bericht nicht kommentieren. Stattdessen betont die Deutsche Bahn ihre Angebotsoffensive. Kaum hat die Bahn ihren aktuellen Fahrplanwechsel bewältigt, kündigt Fernverkehrschef Michael Peterson bereits zusätzliche Züge und Verbesserungen für Dezember 2023 an. „Mit dem kommenden großen Fahrplanwechsel gehen wir den nächsten Schritt bei der Einführung des Deutschlandtaktes“, sagte er zum Jahresausblick.

Verspricht ein besseres Angebot: DB-Fernverkehrschef Michael Peterson.
Verspricht ein besseres Angebot: DB-Fernverkehrschef Michael Peterson.

© Foto: Imago/Emmanuele Contini

Gerade für die Fahrgäste in Berlin gibt es viele Verbesserungen. So wird die DB eine zusätzliche ICE-Linie nach Nordrhein-Westfalen alle zwei Stunden einrichten. Dadurch erhöht sich nicht nur die Zahl der Verbindungen. Die berüchtigte Zugteilung in Hamm, die für viele Verspätungen sorgt, wird langsam zur Ausnahme. Zukünftig sollen in Hamm nur noch alle zwei Stunden ICE-Halbzüge ins Ruhrgebiet und nach Köln entkuppelt werden.

Zwischen Berlin und Hannover ergibt sich durch die neue Linie ein Halbstundentakt. Nach Amsterdam kommen Berliner:innen ab Dezember 2023 eine halbe Stunde schneller. Derzeit braucht der schnellste durchgehende Intercity für die Fahrt in die niederländische Hauptstadt noch sechs Stunden und 16 Minuten.

Fernverkehr soll wieder in die Fläche fahren

Für eine Beschleunigung auf der Strecke sollte eigentlich der ICE L sorgen. Durch Corona-bedingte Verzögerungen beim spanischen Hersteller Talgo wird die Bahn die Züge nun aber erst 2024 erhalten. Die DB leiht deshalb Mehrsystemloks. „Durch den wegfallenden Lokwechsel an der Grenze und ein etwas anderes Haltestellenkonzept gewinnen wir so eine halbe Stunde“, sagte Peterson.

Ostdeutschland profitiert noch von einer weiteren neuen Fernzuglinie. Zwischen Leipzig, Jena und Nürnberg fahren ab Dezember 2023 drei Zugpaare. „Damit bekennen wir uns zum Universitätsstandort Jena“, sagte Peterson. Nach der Eröffnung der Schnellstrecke Erfurt-Nürnberg 2017 hatte es viel Kritik gegeben, weil die Bahn Jena weitgehend vom Fernverkehr abhängte. Nun kommt die DB der Universitätsstadt zumindest etwas entgegen. Mit der neuen Linie bringe die Bahn den Fernverkehr wieder mehr in die Fläche, betonte Peterson.

Neue Züge für mehr Pünktlichkeit

Die Corona-Delle hat der Konzern überwunden. 2023 erwartet die Bahn mindestens so viele Fahrgäste wie vor der Pandemie. Für die angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 setzt die DB auch 2023 ihre Fahrzeugoffensive fort. Nach der Vorstellung des ICE 3 neo Anfang Dezember bekomme man 2023 drei neue ICE pro Monat, sagte Peterson. Bis 2030 soll die Flotte auf mindestens 450 Züge wachsen, derzeit hat der Konzern rund 360 ICE.

Die vielen fabrikneuen Züge sollen auch die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Bahn erhöhen. Die Bahn hat 2022 zudem rund 1000 neue Mitarbeitende für den Fernverkehr eingestellt, darunter rund 800 neue Lokführer, Zugbegleiter und Servicekräfte im Bordbistro und an den Bahnsteigen. Für 2023 habe sich die Bahn wieder deutlich über 70 Prozent Pünktlichkeit im Fernverkehr vorgenommen, sagte Bahnchef Richard Lutz vor kurzem im Tagesspiegel-Interview.

Im langjährigen Vergleich ist das allerdings noch immer ein katastrophaler Wert. Erreichen kann die Bahn ihn auch nur, wenn es 2023 weniger unvorhergesehene Baustellen gibt und die geplanten besser gemanagt werden. Denn nach wie vor ist das Streckennetz marode. Mit der geplanten Generalsanierung der wichtigsten Strecken kann der Konzern wegen der langen Vorlaufzeiten erst 2024 starten.

ICE 5 soll mehr Komfort bieten

Noch 2023 will die Deutsche Bahn auch entscheiden, welcher Hersteller die fünfte ICE-Generation bauen wird. Derzeit ist der Konzern dafür parallel in je einer Entwicklungspartnerschaft mit Siemens und dem französischen Rivalen Alstom. Die bisherigen ICE-Züge kamen alle von Siemens. Der neue ICE soll einen ebenerdigen Einstieg bei der Regelbahnsteighöhe 76 Zentimeter ermöglichen, betonte Peterson. Für Schnellzüge mit Tempo 300 bietet das bisher kein Hersteller weltweit.

Bei einer Länge von 400 Metern sollen die Züge etwa 950 Menschen Platz bieten. Auf Doppelstock-ICE verzichtet die Bahn weiter. Dabei könnte sich dadurch das Angebot im Fernverkehr ohne langwierige Streckenausbauten schnell signifikant erweitern. Die französische Staatsbahn SNCF kann in ihren Doppelstock-TGV bis zu 1350 Menschen transportieren. „Mit unseren Komfort-Ansprüchen wären aber nur rund 1100 Fahrgäste möglich“, sagte Peterson. Die Bahn verzichtet auf Doppelstockzüge vor allem, weil Fahrgäste dann viele Treppen gehen müssten. Ein Problem auch angesichts der vergleichsweise häufigen Stopps der ICE.

Im ICE 5 sollen die Fahrgäste ihre Reisezeit noch besser nutzen können. So kann sich Peterson etwa abgeschlossene Arbeitskabinen vorstellen. Doch auf diesen Komfort müssen die Bahnkund:innen noch einige Zeit warten. Die Bahn will den ICE 5 ab Anfang der 2030er Jahre einsetzen. Die Züge sollen dann schrittweise die alternden ICE 3 ersetzen.

Für die Weihnachtszeit zeigte sich Peterson optimistisch. „Solange es nicht zu einem unvorhergesehen Wintersturm kommt, werden wir den Feiertagsverkehr gut bewältigen können“, sagte er. Rund um die Weihnachtstage wird die Bahn 80 Zusatzzüge im Fernverkehr einsetzen.

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