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Auch der Berliner Zoo hat Aktien ausgegeben - und belohnt die Aktionäre mit Eintrittskarten.

© picture alliance / dpa

Berliner Börsenfirmen: Zoo Berlin ist auch an der Börse erfolgreich

Ihre Namen kennen die wenigsten. Dabei zahlen manche börsennotierte Firmen aus Berlin solide Dividenden. Der Berliner Zoo belohnt die Aktionäre mit Naturalien.

Als die Tierärzte des Berliner Zoos am 30. Mai den kranken Orang-Utan-Mann Enche (27) einschläferten, gewann die Zoo-Aktie 21 Prozent. Dahinter steckte jedoch nicht die Kaltherzigkeit geldgieriger Börsianer. Es war reiner Zufall: Nur eine einzige Aktie der Zoo AG wechselte an jenem Montag den Besitzer. Der Kurs stieg auf 5000 Euro.

Ein bis zwei Transaktionen pro Handelstag – mehr war auch in den vergangenen Jahren beim Berliner Zoo-Papier nicht drin. Warum auch? Der größte Zoobetrieb Europas ist in guten Händen: Nur 4000 Aktien der 1844 gegründeten, gemeinnützigen Aktiengesellschaft gibt es – 3000 mit Aquarium und 1000 ohne. Statt einer Dividende erhalten die Aktionäre eine lebenslang gültige Eintrittskarte, für sich selbst und zwei Angehörige, für einmalig 575 Euro.

54 Berliner Firmen sind börsennotiert

Exoten wie die Zoo-Aktie finden sich viele auf dem Berliner Kurszettel. Obwohl immerhin 54 Unternehmen aus der deutschen Hauptstadt und Umgebung an der Börse notiert sind, hat die Stadt anders als München, Hamburg, Stuttgart oder Frankfurt (Main) keinen Konzern aus der ersten Liga, dem Dax 30, zu bieten. Am weitesten hat es noch der Axel-Springer-Verlag gebracht, der mit einem Börsenwert von 5,4 Milliarden Euro im Nebenwerte-Index M-Dax notiert ist. Springer zählt auch zu den zuverlässigsten Dividendenzahlern der Hauptstadt, wie eine Studie der Research-Plattform Dividenden-Adel ergab, die dem Tagesspiegel vorliegt.
Die Experten analysieren zusammen mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Ausschüttungsqualität von mehr als 2500 deutschen und internationalen Börsenfirmen und geben Anlegern Hinweise für lohnende Investments.

Berlin und Umgebung sind ein ungewöhnlicher Standort: Hier gibt es Börsenfirmen, die Schlagzeilen machen und Märkte aufrollen, aber noch keinen Cent Dividende gezahlt haben. Und es gibt viele kleine, nahezu unbekannte Unternehmen, die seit Jahren solide Gewinne ausschütten und attraktive Dividendenrenditen aufweisen. In Zeiten niedriger Zinsen feiert die Dividende ein Revival.

Dass nur wenige Firmen Dividenden zahlen, liegt an der Geschichte

„In Berlin entstehen wieder Firmen, die das Zeug zu etwas Großem haben“, sagt Christian W. Röhl, Gründer von Dividenden-Adel. Dass es an der Spree weniger Großkonzerne und Dividendenzahler gebe, hänge mit der Geschichte der einst geteilten Stadt zusammen. „Erst mit der zweiten Start-up-Welle etwa ab 2010“ beginne sich dies nun zu ändern. „Nur dauert es fünf bis zehn Jahre, bis diese Firmen an die Börse gehen können – und noch länger, bis endlich so stabile Gewinne fließen, dass Dividenden gezahlt werden“, sagt Röhl. Aus der Liste der 54 schon heute börsennotierten Berliner Firmen haben im vergangenen Jahr nur 17 eine Dividende gezahlt. Die Quote liegt damit weit unter dem Bundesdurchschnitt: bei nicht mal einem Drittel. Die Analysten von Dividenden-Adel nahmen nur Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als zehn Millionen Euro unter die Lupe, die mindestens zwei Jahre in Folge eine Dividende gezahlt haben. 13 Top-Werte kamen so zusammen.

Die Perle unter den Berliner Werten ist das Fernheizwerk Neukölln. 1910 gegründet, gehört das Unternehmen seit 1995 zur Vattenfall Europe AG. Seit 18 Jahren hat Fernheizwerk Neukölln ohne Unterbrechung eine Dividende an seine Aktionäre gezahlt, zuletzt im vergangenen Jahr 1,45 Euro pro Aktie. Gemessen am aktuellen Kurs kam dabei eine Rendite von 4,4 Prozent heraus. „Ein grundsolider Versorger“, sagt Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Für Anleger sei wichtig, dass ein Unternehmen kontinuierlich ausschütte.

Eine Immobilienfirma schüttet fast ihren gesamten Gewinn aus

Seit 17 Jahren tut dies die Deutsche Grundstücksauktionen. Die kleine Gesellschaft, die Immobilien versteigert, verwöhnt ihre Aktionäre aktuell mit einer Dividendenrendite von 5,6 Prozent – ein Spitzenwerte nicht nur auf dem Berliner Parkett. Die Besonderheit: Der Auktionator schüttet fast den gesamten Gewinn an die Anteilseigner aus. Mehr Rendite bietet nur der Generikahersteller und Medikamenten-Importeur Haemato: 6,2 Prozent. Das Unternehmen aus Schönefeld gehört zur Holding MPH, die ebenfalls zu den Top 13 der Dividendenzahler gehört.

„Große Kursgewinne sind mit diesen Werten nicht zu erzielen, dafür bieten sie eine verlässliche Ausschüttung“, sagt Michael Kunert. Anleger müssten abwägen: Dividendentitel oder Wachstumswert? Letztere versprächen Kursgewinne – blieben als Hoffnungswerte häufig aber hinter den Erwartungen zurück. Zu den prominenten Berliner Nicht-Zahlern gehören Zalando, Rocket Internet, Tele Columbus, Deutsche Entertainment oder Bechstein. Mangels Gewinn zahlt auch Air Berlin keinen Cent Dividende.

Etwas für Fans ist der Dividendenzahler Bastfaserkontor. Die Immobilienfirma zahlt einen Euro pro Aktie – bei einem Kurs von aktuell 3500 Euro. Das ergibt eine Rendite von nur 0,03 Prozent. Freude bereitete Aktionären des selten gehandelten Papiers hingegen der Börsenwert: In den vergangenen vier Jahren hat sich der Bastfaserkontor verdreifacht.

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