zum Hauptinhalt
Joachim Nagel, Präsident der deutschen Bundesbank.

© dpa/Federico Gambarini

„Zinsen müssen weiter steigen“: Bundesbankchef gibt noch keine Entwarnung bei Inflation

Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnt davor, den jüngsten Rückgang der Inflationsrate überzubewerten. Denn die Inflation habe insgesamt an Breite gewonnen.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet nicht mit einer Dauerrezession in Deutschland. „Ab dem Frühjahr dürfte die deutsche Wirtschaft wieder auf einen – wenn auch verhaltenen – Expansionskurs zurückgekehrt sein“, sagte er am Mittwoch in seinem Grußwort für das Symposium „Bankenaufsicht im Dialog“ in Frankfurt.

„So sollten die starken Lohnsteigerungen die Konsumausgaben trotz hoher Inflation stabilisiert haben.“ Das Bruttoinlandsprodukt ist Ende 2022 und Anfang 2023 auch wegen sinkender Konsumausgaben zwei Quartale in Folge zurückgegangen. Im Gesamtjahr soll die Wirtschaft der Bundesbank zufolge um 0,3 Prozent schrumpfen, 2024 dann um 1,2 Prozent wachsen.

Der Bundesbankchef warnte zugleich vor anhaltenden Inflationsrisiken, auch wenn die Energiepreise mittlerweile deutlich gesunken sind. „Allerdings ist es zu früh für eine Entwarnung“, sagte er. „Denn die Inflation hat insgesamt an Breite gewonnen.“ In der Euro-Zone insgesamt dürfte sich die Teuerungsrate nach den Projektionen der Europäischen Zentralbank (EZB) erst 2025 dem Zielwert von zwei Prozent wieder nähern.

Kein Ende der EZB-Zinserhöhungen in Aussicht

Nagel stellte deshalb noch kein Ende der EZB-Zinserhöhungen in Aussicht, über die er im EZB-Rat mitentscheidet. „Aus heutiger Sicht müssen die Zinsen weiter steigen. Die Frage, wie weit die Zinsen noch steigen müssen, lässt sich aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantworten.“ Er könne auch nicht sagen, wie lange sie hoch bleiben werden und wie sie sich danach entwickeln könnten. „Das hängt von der Inflationsentwicklung ab, und die ist hochgradig unsicher.“

Kurzfristig könnten etwa die Löhne stärker steigen als erwartet. „Das würde die Inflationswelle über Zweitrundeneffekte verlängern.“ Die hohen Preise für Energie, Rohstoffe und andere Vorprodukte könnten ebenfalls stärker an Endkunden abgewälzt werden als bislang angenommen.

Auch langfristig gebe es einige Entwicklungen, die die Inflation erhöhen könnten – etwa eine geopolitische Fragmentierung.

Bislang galt die Globalisierung und dabei vor allem die Integration Chinas in die Weltwirtschaft als wichtiger Faktor für die niedrigen Inflationsraten der vergangenen Jahrzehnte. (Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false