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Aus Misserfolgen lernen. Roman Hänsler berichtet vom Niedergang seiner Social-Media-Firma Aka-aki.

© Vilmar Valdmann

Social Media Week: Wenn Start-ups scheitern

Die Internetszene diskutiert in Berlin über Soziale Netzwerke und Start-ups. Die Bundeshauptstadt ist eine der Top-Adressen für Gründer. Von einem Silicon Valley ist die aber weit entfernt.

Als Roman Hänsler mit ein paar Kommilitonen 2006 in Berlin Aka-aki gründete, war Social Media nicht nur ein englischer Begriff, sondern in der deutschen Wirtschaft tatsächlich noch ein Fremdwort. Es gab noch kein Facebook in Deutschland und Twitter war gerade erst gegründet.

Sechs Jahre später streitet sich Berlin mit London um den inoffiziellen Titel „Silicon Valley Europas“, allein im vergangenen Jahr verzeichnete die IHK in der Bundeshauptstadt fast 500 neue Unternehmen im Internetsektor. Social Media, also die sozialen Netzwerke, über die sich Menschen mit Menschen oder Unternehmen verbinden und austauschen können, sind längst Teil der Internetwirtschaft geworden.

Roman Hänsler sitzt in einem schmucklosen Tagungsraum in Berlin-Friedrichshain und erzählt den Teilnehmern der Social Media Week von Aka-aki. Anfangs über Bluetooth, später dann über das mobile Internet zeigte das Netzwerk Handy- Nutzern an, welches Aka-aki-Mitglied gerade in der Nähe war, wie es hieß, was seine Hobbys waren, welche Musik es hörte. Erschien die Person interessant, konnte man mit ihr in Kontakt treten. Hänsler wählt die Vergangenheitsform – Aka-aki gibt es nicht mehr. 2011 waren die Investorengelder in siebenstelliger Höhe aufgebraucht, ohne dass die zeitweise 25 Mitarbeiter den großen Durchbruch geschafft hätten. Das Unternehmen löste sich auf.

Eine durchaus typische Lebensgeschichte eines Start-ups, wissen auch die Geldgeber. In der Branche wird einkalkuliert, dass 20 bis 30 Prozent der mit Risikokapital geförderten Geschäftsideen sich nicht durchsetzen. Für etwa die Hälfte der Unternehmen reicht es immerhin zum Überleben, nachdem die Förderung ausgelaufen ist. Geld machen die Wagniskapitalgesellschaften letztlich mit den übrigen 20 bis 30 Prozent. Schaffen sie es an die Börse, streichen die Anteilseigner ihre Rendite ein – und die ist dann so groß, dass sie die Fehlinvestitionen mehr als ausgleicht.

Nach Berlin fließt inzwischen eine Menge internationales Risikokapital. Im abgelaufenen Jahr sollen es mehr als 150 Millionen Euro gewesen sein. Dass das aber reicht, um sich mit dem kalifornischen Silicon Valley vergleichen zu können, bezweifeln selbst gestandene Internet-Unternehmer. „Für das einzelne Start-up mag Berlin schon toll sein, aber es hat nicht die wirtschaftliche Kraft, um eine ganze Szene zu finanzieren“, sagt etwa Mirko Caspar, Geschäftsführer des Berliner Brillenversenders Mister Spex. Das sei jedoch nicht allein ein Problem der Hauptstadtregion. Es sei in Deutschland nicht vorstellbar, dass ein Unternehmen für ein Start-up sechs Milliarden Dollar bietet – wie es Google vor zwei Jahren im Fall des Gutscheinportals Groupon tat und abblitzte.

In der Tat hat Deutschland bei der Investitionsbereitschaft Nachholbedarf. Einer Studie der europäischen Private Equity and Venture Capital Association (EVCA) zufolge erreichten die Venture-Capital-Investitionen im Jahr 2010 in den USA 0,15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, während es in Europa lediglich 0,026 Prozent gewesen sind. Deutschland lag dabei im europäischen Mittel, Großbritannien (0,045 Prozent) hatte deutlich mehr vorzuweisen.

Roman Hänsler berät heutzutage andere Gründer. Es sei nichts Schlimmes daran, wenn eine Idee scheitere, sagt er. „In der Wirtschaft ist das der Normalfall.“

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