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Die Wirtschaftsweisen: Martin Werding, Achim Truger, Ulrike Malmendier, Veronika Grimm und Monika Schnitzer (von links).

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Weniger Wachstum im laufenden Jahr: Wirtschaftsweise werden ähnlich wie Regierung Prognosen kürzen

Die Ampel hat ihren Ausblick im Jahreswirtschaftsbericht schon gesenkt. Der Sachverständigenrat will nachziehen – denn die Probleme bleiben gravierend.

Die Wirtschaftsweisen werden im Frühjahr ähnlich wie die Bundesregierung jetzt ihre Prognosen für das Wachstum in diesem Jahr senken. „Ich denke, wir werden auf jeden Fall auch in die gleiche Richtung gehen“, sagte die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Darauf deuten unsere Zahlen derzeit hin.“

Die fünf Wirtschaftsweisen agierten mit einem eigenen Berechnungsmodell, welches die geringeren Ausgaben des Staates bereits berücksichtige. Eine aktualisierte Prognose ist für Mitte Mai angekündigt. Bisher rechnet der Sachverständigenrat, der die Bundesregierung berät, 2024 mit einem Wachstum von 0,7 Prozent.

Das Kabinett soll an diesem Mittwoch den Jahreswirtschaftsbericht beschließen. Wie bereits bekannt ist, wird die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 1,3 auf 0,2 Prozent gekappt. Einige Experten halten sogar ein zweites Rezessionsjahr in Folge für möglich.

Das sind nicht die Zahlen, über die man sich freut.

Ulrike Malmendier, Wirtschaftsweise

Laut Bundesbank droht der deutschen Wirtschaft im laufenden ersten Quartal erneut ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt. Schon im vierten Quartal 2023 war Europas größte Volkswirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten als technische Rezession.

Wirtschaftsweise Malmendier: Regierung sollte nicht nur auf traditionelle Industrien setzen

Die Wirtschaftsweise Malmendier sagte, vieles deute darauf hin, dass es so kommen werde. „Das sind nicht die Zahlen, über die man sich freut.“ Unter anderem verwies die Ökonomin, die in Kalifornien an der Berkeley-Universität lehrt, auf die jüngste Streikwelle in Deutschland.

Mittel- bis langfristig seien die Perspektiven nicht rosig. Die Zahl der gearbeiteten Stunden sei rückläufig. Die Bevölkerung sei alt und die junge Generation wolle weniger arbeiten. Hier helfe nur Zuwanderung, „um ehrlich zu sein, die Einwanderung jeglicher Arbeitskraft, die in Deutschland arbeiten möchte“, so Malmendier. Allein mit inländischen Arbeitskräften und mehr Arbeitsstunden von Frauen sei das Problem nicht zu beheben. „Das wird nicht reichen. Wir brauchen die Migration.“

Außerdem müsse Deutschland mehr Anreize für Investitionen setzen, etwa mit zusätzlichen Abschreibungsmöglichkeiten und weniger Bürokratie. Die Regierung sollte zudem nicht nur auf traditionelle Industrien setzen, also Maschinenbau, Auto und Chemie. Junge Firmen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz, Biotech oder Umwelttechnologie müssten gefördert werden. „Darauf muss Deutschland jetzt setzen. Und das sind wir nicht so gewohnt.“ (Reuters)

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