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Zwar wurden trotz Krisen immer noch 2500 Firmen neu gegründet. Doch die Stimmung in der Branche ist angespannt.

© freepik/Drazen Zigic

Weniger Gründungen, mehr Insolvenzen: Wirtschaftsflaute kommt auch in der Start-up-Branche an 

Krieg, Inflation und Zinswende lassen den Gründungsmotor in Deutschland stottern. Fast alle Industrien stehen unter Druck. Auch die Bedeutung der Hotspots in Städten geht zurück.

Der Einbruch der deutschen Gründungsaktivität setzte sich auch 2023 fort. Einem am Freitag in Berlin vorgestellten Bericht des Start-up-Verbands und des Informationsdiensts Startupdetector wurden 2023 knapp fünf Prozent weniger Start-ups neu gegründet. Dabei sank die Gründungsaktivität bereits 2022 um 18 Prozent.

„Der Rückgang zeigt uns, wie schwierig das aktuelle Finanzierungsumfeld ist – vor allem in den kapitalintensiven Hotspots“, sagte Magdalena Oehl, Gründerin und stellvertretende Vorsitzende des Verbands. Zwar zeigte sich Oehl auch beeindruckt, dass trotz der multiplen Krisen und Unsicherheiten fast 2500 Firmen hervorgebracht wurden. Und doch appellierte Oehl daran, einen stärkeren Gründer- und Unternehmergeist zu entwickeln.

Berlin wieder vorn

Das infolge der hohen Inflation gesunkene Konsumklima hat dabei vor allem die Gründungsdynamik in den Branchen eCommerce (-18 Prozent) und Lebensmittel (-16 Prozent) getroffen. Allein der Softwarebereich (+21 Prozent) sowie der Energiesektor (+69 Prozent) konnten gegen den Trend einen Anstieg verzeichnen.

Die meisten Start-ups werden mit Abstand in der Bundeshauptstadt gegründet (über ein Fünftel). Auch bei den Neugründungen relativ zur Bevölkerungsgröße konnte Berlin München wieder überholen. „Berlin ist weiterhin die Hauptstadt der Start-ups“, sagte Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) dem Tagesspiegel.

Insgesamt sinkt der Gründungsanteil der drei wichtigsten Start-up-Standorte Berlin, München und Hamburg seit Jahren auf zuletzt 33 Prozent. Dagegen entwickelten sich Flächenländer wie Baden-Württemberg, Niedersachsen und Sachsen besser. Auch forschungsstarke Standorte wie Karlsruhe und Darmstadt verzeichneten eine positive Gründungsdynamik.

Insolvenzen nehmen zu

Während weniger Firmen gegründet wurden, stieg die Zahl der Insolvenzen zuletzt überproportional stark an. Sowohl im Vergleich zur Gesamtwirtschaft als auch über die Zeit. Insgesamt meldeten 297 Start-ups Insolvenz an – das sind 65 Prozent mehr noch 2022.

Die Gründe für weniger Gründungen bei mehr Pleiten sind vielfältig. Zum einen erschweren gestiegene Zinsen etwa die Finanzierungsbedingungen, weil zinstragende Anlagen für Investoren attraktiver werden. Zum anderen erhöhen die gestiegenen Preise die Kostenseite. Auch bürokratische Hürden sind für junge Unternehmen weiter hoch.

Um Gründerinnen und Gründern den Zugang zu Kapital zu verbessern, hat die Bundesregierung 2021 einen zehn Milliarden Euro starken Zukunftsfonds ins Leben gerufen. Dieser wurde im Oktober erneut aufgestockt. Zur Vereinfachung administrativer Prozesse legte die Ampel-Koalition am Donnerstag den Referentenentwurf des Bürokratieentlastungsgesetzes vor. Der Entwurf soll voraussichtlich im März im Bundeskabinett verabschiedet werden.

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