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Seit 2012 steigt das Rentenalter schrittweise an.

© Getty Images/iStockphoto

Längere Lebenserwartung und immer weniger Beitragszahler: Warum das deutsche Rentensystem zunehmend unter Druck gerät

Der Generationenvertrag gerät ins Wanken und mit ihm die Rente. Die Ampelkoalition plant, mit einem Kapitalstock zu reagieren.

„Die Rente ist sicher“, betonte Arbeitsminister Norbert Blüm regelmäßig in den 1990er Jahren. Seitdem hat es schon eine Reihe von Reformen gegeben, um das Rentensystem angesichts höherer Lebenserwartung und stinkender Geburtenrate stabil zu halten.

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Doch die Lage bleibt schwierig, die Bundeszuschüsse aus Steuermitteln müssen seit Jahren steigen. Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf fordert nun eine stufenweise Anhebung des Rentenalters auf 70 Jahre. Ein Überblick zur Problematik:

Warum wird die Rentenfinanzierung immer schwieriger?

Seit Jahren steigt die Lebenserwartung in Deutschland, gleichzeitig ist die Geburtenrate gering. Die Folge: Immer weniger Erwerbstätige müssen eine immer größere Zahl von Rentnern finanzieren. Laut Statistischem Bundesamt lebten 2019 rund 18 Millionen Menschen ab 65 Jahren in Deutschland.

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Bei einer moderaten demografischen Entwicklung wird ihre Zahl demnach bis 2037 mit 23,3 Millionen einen Höhepunkt erreichen und sich dann längerfristig auf diesem Niveau stabilisieren. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Erwerbstätigen - je nach Szenario der Statistiker bis zum Jahr 2060 um zwei bis zehn Millionen.

Wie sieht die aktuelle Regelung zum Renteneintritt aus?

Vor 2012 konnten Erwerbstätige im Alter von 65 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen. Seitdem steigt das Renteneintrittsalter schrittweise von Jahrgang zu Jahrgang um ein bis zwei Monate an. Für Menschen, die 1958 geboren wurden, liegt das Rentenalter damit schon bei 66 Jahren, für alle, die nach 1964 geboren wurden, bei 67 Jahren. Ausnahmen von der Anhebung des Renteneintrittsalters gelten unter anderem für Schwerbehinderte und bei verminderter Erwerbsfähigkeit.

Kann ich dennoch früher in Rente geben?

Ja, unter bestimmten Bedingungen. Wer mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, kann auch künftig bei vollen Bezügen früher aufhören zu arbeiten. Früher war das ab 63 Jahre möglich, für Jahrgänge ab 1953 verschiebt sich die Altersgrenze nun aber gleichfalls schrittweise auf 65 Jahre.

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Für langjährig Versicherte, die mindestens 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, ist es auch weiter möglich, mit frühestens 63 Jahren in Rente zu gehen, wenn sei einen dauerhaften Rentenabschlag in Kauf nehmen. Dieser liegt bei bis 14,4 Prozent. Dabei werden für jeden Monat vorzeitigen Renteneintritt 0,3 Prozent von der Rente abgezogen.

Was ist die Haltung der Bundesregierung zur Debatte um die Anhebung des Rentenalters?

„Es wird keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben“, heißt es kategorisch im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Vereinbart wurde zudem, dass der Beitragssatz zur Rentenversicherung in dieser Legislaturperiode nicht über 20 Prozent steigen soll. Er liegt derzeit bei 18,6 Prozent, wobei Arbeitnehmer- und Arbeitgeber je die Hälfte zahlen. Das Mindestrentenniveau von 48 Prozent soll nach der Koalitionsvereinbarung zudem dauerhaft gesichert werden.

Was wurde zur Stabilisierung der Rentenfinanzierung vereinbart?

Um die Lasten zwischen den Generationen besser zu verteilen, will die Ampel-Koalition nun einen Kapitalstock für die gesetzliche Rentenversicherung einrichten. Renditen für das angelegte Kapital sollen später in Rentenzahlungen fließen.

Schon heute leben viele Rentner an der Armutsgrenze.
Schon heute leben viele Rentner an der Armutsgrenze.

© imago images/Future Image

Die bisherige umlagefinanzierte Rente aus Beiträgen der arbeitenden Bevölkerung wollen die Parteien laut Koalitionsvertrag „durch die Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die erwerbsbezogene und qualifizierte Einwanderung stärken“.

Wo kann ich mehr zu Rentenbeginn und -höhe erfahren?

Die Deutsche Rentenversicherung stellt auf ihrer Website umfangreiche Informationen zur Verfügung. Dort gibt es auch einen zu Rentenbeginn und Rentenhöhe.

Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sind insgesamt 22,4 Prozent der Deutschen über 80 Jahren von Einkommensarmut betroffen. In der Gesamtbevölkerung liegt die Quote bei 14,8 Prozent. (AFP)

Von Martin Trauth, AFP

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