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03.05.2018, Berlin: Fahrzeuge des Autoherstellers VW werden zu Befginn der Hauptversammlung 2018 der Volkswagen AG auf dem Berliner Messegelände auf Hochglanz poliert. Foto: Wolfgang Kumm/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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VW-Hauptversammlung: Volkswagen soll jetzt anständiger werden

Das Geld sprudelt, der Absatz bricht Rekorde – nun verspricht der neue VW-Konzernchef Diess auch einen Kulturwandel. Von Entschädigungen für betrogene Diesel-Käufer ist trotzdem keine Rede.

VW will seinen viel beschworenen Kulturwandel nach einem holprigen Start entschlossener umsetzen. Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg sei nur mit einer gesunden Unternehmenskultur möglich, sagte der neue Konzernchef Herbert Diess am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Berlin. „Volkswagen muss in diesem Sinne noch ehrlicher, offener, wahrhaftiger, in einem Wort: anständiger werden.“

Zudem erklärte der Manager, für nicht zum Kerngeschäft zählende Unternehmensteile wie den Motorradbauer Ducati oder den Getriebehersteller Renk würden „belastbare Zukunftsperspektiven“ erarbeitet. Volkswagen gehe die großen automobilen Zukunftsthemen konsequent an, sagte Diess mit Blick auf E-Mobilität und Vernetzung. „Aber der größte Teil der Wegstrecke liegt noch vor uns.“

Der Vorstand habe mit „Together4Integrity“ ein Programm zum Kulturwandel auf den Weg gebracht. Das interne Hinweisgeber-System soll demnach ausgebaut, Fehlverhalten kompromisslos geahndet werden.

Neuer Volkswagen-Chef Herbert Diess.
Neuer Volkswagen-Chef Herbert Diess.

© AFP/ Tobias Schwarz

"Mir ist es ein Anliegen, dass Volkswagen offen und transparent ist"

Zuvor hatte der von den US-Behörden nach dem Abgasskandal eingesetzte Aufpasser Larry Thompson in einem Bericht an das US-Justizministerium die interne Aufarbeitung der Affäre kritisiert. Thompson soll nach dem Abgasbetrug und Schuldeingeständnis des Konzerns in den USA sicherstellen, dass sich solches Verhalten nicht wiederholt.

Der schon von Ex-Konzernchef Matthias Müller ausgerufene Kulturwandel für mehr Kritikfähigkeit und ethisches Verhalten ließ bislang viele Fragen offen. Mitte April verlautete aus dem Aufsichtsrat, die entsprechenden Ziele müssten mutig und offen angegangen werden.

Nötig seien belastbare Strukturen und Prozesse - „vor allem aber müssen wir auch danach handeln“, verlangte Diess. „Mir ist es ein Anliegen, dass Volkswagen offen und transparent ist.“

Dazu gehöre es auch, unbequeme Wahrheiten auszusprechen: Den Weg zu einer offeneren Unternehmenskultur, in der Widerspruch belohnt statt erstickt werde, habe man unterschätzt. Werteverstöße gebe es in jeder größeren Organisation. Bei Volkswagen allerdings sei dies bis in die jüngere Vergangenheit hinein „eindeutig zu viel“ geschehen. Diess forderte überdies „eine Portion Demut“ ein.

2018 will VW mehr als 70 neue Fahrzeuge auf den Markt bringen

Zugleich konkretisierte der neue Vorstandschef, was er sich unter der neuen Konzernstruktur vorstellt - dabei schließt er auch Ausgliederungen von Nicht-Kerngeschäften nicht aus. Dies sei etwa bei Ducati oder Renk denkbar. Jedoch hatten Arbeitnehmervertreter einen Verkauf von Renk, an dem die VW-Tochter MAN 76 Prozent der Anteile hält, strikt abgelehnt. Die Sparte der schweren Nutzfahrzeuge - Volkswagen Truck & Bus - solle weitgehend unabhängig von der Steuerung durch den Konzern aufgestellt und „in absehbarer Zeit“ fit für die Börse werden.

Diess erklärte, Volkswagen müsse bei Entscheidungen und deren Umsetzung schneller werden. Die Wege seien zu lang, zudem gebe es an vielen Stellen Doppelarbeit. Das solle mit der neuen Konzernstruktur anders werden. Die neuen Markengruppen heißen „Volumen“ (VW, Skoda, Seat, leichte Nutzfahrzeuge, Mobilitätsdienstleister Moia), „Premium“ (Audi, Porsche Holding Salzburg, Lamborghini, Ducati) und „Super Premium“ (Porsche, Bentley, Bugatti).

VW setzt im laufenden Jahr auf Dutzende weitere Modelle. 2018 werde der Konzern mehr als 70 neue Fahrzeuge auf den Markt bringen, sagte Diess. Gleichzeitig warnte er, der neue Prüfzyklus zur Bestimmung von Verbrauch sowie Schadstoff- und CO2-Emissionen (WLTP) könne zu Lieferengpässen führen. (dpa)

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