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Segeln – auch ohne ADAC.

© Kitty Kleist-Heinrich

ADAC: Vorerst kein Bootsführerschein vom Autoclub

Der ADAC würde gerne Führerscheine für Boote ausgeben und Prüfungen abnehmen. Doch der Verkehrsminister zweifelt nach den Skandalen an der Zuverlässigkeit des Autoclubs.

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – der ADAC hat als Automobilclub ein raumgreifendes Selbstverständnis. Weil zwei Millionen seiner 19 Millionen Mitglieder Skipper sind, versteht er sich auch als Interessenvertretung der Bootsfahrer. Doch der gute Ruf des ADAC hat in den vergangenen Wochen so gelitten, dass nun auch die Geschäfte auf dem Wasser in schwere See zu geraten drohen.

„Sportbootführerscheine künftig auch beim ADAC“, kündigt der Autoclub noch stolz auf seiner Internetseite an. 2013 hatte er beim Bundesverkehrsministerium den Antrag gestellt, künftig auch Prüfungen für Bootsführerscheine abnehmen und Führerscheine ausstellen zu dürfen. Ein lukratives Geschäft, das sich bislang der Seglerverband (DSV) und der Motoryachtverband (DMYV) teilen, die einen Großteil der Einnahmen in ihre gut 2000 gemeinnützigen Vereine fließen lassen. Es ging zuletzt um 4,5 Millionen Euro an Gebühren für rund 70 000 Führerscheine.

Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte dem ADAC 2013 einen entsprechenden Auftrag zu. Nur noch die Details der sogenannten Beleihung würden derzeit ausgearbeitet, schreibt der Club. Doch im Verkehrsministerium, das inzwischen von Ramsauers Parteifreund Alexander Dobrindt geführt wird, ist von Tatendrang wenig zu spüren. „Die Skandale werfen einen Schatten“, heißt es dort. „Wir warten erst mal ab, was noch kommt und wie sich der ADAC neu aufstellt.“

In einer Fragestunde des Bundestags teilte Dobrint vergangene Woche mit: Man arbeite an der Zusammenlegung der Bootsführerscheinverordnungen, „an deren Ende eine Eingliederung des ADAC stehen könnte“. Aber: „Selbstverständlich behalten wir die aktuellen Entwicklungen im Auge.“ Vor einer Beleihung werde das Ministerium „gründlich überprüfen, ob der ADAC noch alle für eine Beleihung erforderlichen Kriterien erfüllt“. Intern sind die Zweifel groß, ob der Club in seiner Verfassung die Aufgabe „unabhängig, unparteiisch und zuverlässig“ erfüllen kann.

Bei den Skippern werden die Vorbehalte geteilt. Natürlich geht es auch ihnen ums Geld. Aber DMYV-Chef Winfried Röcker weist darauf hin, dass die Einnahmen aus den Prüfungsgebühren in die ehrenamtliche Arbeit fließen. Anfang Februar schrieb er einen Protestbrief an den noch amtierenden ADAC-Präsidenten Peter Meyer. Verärgert sei er, „wie Sie in Ihrem ,Konzern’ gleich einer Krake allein aus wirtschaftlichen Interessen in alle Bereiche unserer Gesellschaft eingreifen“, schrieb Röcker – und trat nach 50 Jahren aus dem ADAC aus.

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