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Der Hauptsitz der GSW in der Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße.

© Mike Wolff

Vonovia will die GSW übernehmen: Ein Angebot, das nur eine Frage der Zeit war

Im Zuge der Übernahme der Deutsche Wohnen will Vonovia auch deren Tochterunternehmen GSW kaufen. Doch Aktionärsschützer überrascht etwas anderes.

Die Deutsche-Wohnen-Übernahme durch Vonovia bleibt auch für Aktionäre der GSW nicht folgenlos. Vonovia will im Zuge der Übernahme nämlich die volle Kontrolle über die Deutsche-Wohnen-Tochter erlangen. Vonovia macht dazu den Minderheitsaktionären ein entsprechendes Kaufangebot. Das Unternehmen wolle den GSW-Aktionären im Wege eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots den gesetzlichen Mindestpreis zahlen, teilte Vonovia in Bochum mit. Der Vollzug der Transaktion werde für Januar 2022 erwartet.

Die GSW Immobilien AG gehört seit 2013 zu mehr als 90 Prozent zur Deutsche-Wohnen-Gruppe, nur noch ein geringer Teil der Aktien befindet sich in Streubesitz. Das Wohnungsunternehmen mit etwa 60 000 Wohnungen in Berlin gehörte bis 2004 dem Land Berlin und wurde dann in Zeiten leerer öffentlicher Kassen durch den Wowereit-Senat und Finanzsenator Thilo Sarrazin (beide SPD) privatisiert.

Der Branchenprimus Vonovia will demnächst für mehrere Milliarden Euro den kleineren Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen. Beide besitzen zusammen rund 570.000 Wohnungen. Umstritten ist der Deal vor allem in Berlin, wo Deutsche Wohnen stark vertreten ist. Der Volksentscheid über die Enteignung großer Wohnungsunternehmen mit mehr als 3000 Objekten im Bestand, der am kommenden Sonntag parallel zur Bundestagswahl stattfindet, wird somit auch für die GSW relevant.

Verkauf an das Land Berlin

Die vor der Fusion stehenden Immobilienkonzerne wollen gegensteuern und haben in der vergangenen Woche etwa 15.000 Immobilien an Berlin veräußert. Konkret haben drei landeseigene Gesellschaften mit Vonovia und Deutsche Wohnen einen Kauf vereinbart, bei dem 14.750 Wohnungen sowie 450 Gewerbeeinheiten den Besitzer wechseln. Auch diese Einheiten hatten dem Land Berlin bis zum Kassensturz durch Sarrazin größtenteils selbst gehört. Die landeseigenen Wohnungsunternehmen zahlen dafür nun 2,46 Milliarden Euro.

Ursprünglich hatten die Unternehmen dem Land bis zu 20.000 Wohnungen angeboten. Die rot-rot-grüne Landesregierung in Berlin verfolgt das Ziel, durch Neubau und Ankäufe den kommunalen Wohnungsbestand zu erweitern, um die Lage auf dem angespannten Wohnungsmarkt entspannen zu können.

Dem Pflichtangebot zuvor gekommen

Für Aktionärsschützer kommt das Angebot für die GSW nicht überraschend. „Dass Vonovia allen Aktionären ein Angebot unterbreitet, war seit der vergangenen GSW-Hauptversammlung bereits bekannt“, sagte Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, dem Tagesspiegel. „Da das Unternehmen aller Voraussicht nach durch die Übernahme der Deutsche Wohnen Großaktionärin bei der GSW wird, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis hier ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre ergehen müsste.“

Ohnehin sei Vonovia bereits sehr involviert. „Aktionärsschützer waren davon überrascht, dass Vonovia beim Verkauf der GSW-Wohnungen an das Land Berlin mitverhandelt hat“, so Kunert. „Schließlich hatte Vonovia die Deutsche Wohnen ja noch gar nicht übernommen.“ (mit dpa)

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