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Die neue Chefin bei IG Metal, Christiane Benner.

© IG Metal/Thomas Pirot

Vielversprechendes Trio: Die IG Metall wird weiblicher

Nach Irrungen und Wirrungen hat Jörg Hofmann seine Nachfolge an der Spitze der größten deutschen Gewerkschaft geregelt. Christiane Benner übernimmt.

Ein Kommentar von Alfons Frese

Ende gut, alles gut? Jörg Hofmann wird das so sehen. Der Vorsitzende der IG Metall hat mit Mühe und Not die eigene Nachfolge geregelt. Für die männlich dominierte Gewerkschaft – rund 80 Prozent der 2,2 Millionen Mitglieder sind Männer – ist das Ergebnis erstaunlich: Die IG Metall wird weiblicher. Mit Christiane Benner führt ab Oktober zum ersten Mal in der Geschichte eine Frau die IG Metall. Jürgen Kerner und Nadine Boguslawski komplettieren das Führungstrio. Es hätte schlimmer kommen können.

Die IG Metall ist immer noch eine Autogewerkschaft und steckt ebenso wie die deutsche Leitindustrie in der Transformation. Pandemie und Energiekrise wurden erstaunlich gut überstanden und haben Veränderungen überlagert.

Fakt ist: 2012 produzierten VW, Mercedes, BMW und Audi 5,6 Millionen Pkw und Transporter in deutschen Fabriken, 2022 waren es nur noch 3,6 Millionen. Gleichzeitig verändert sich die Beschäftigtenstruktur vom Schrauber zum Softwareentwickler, vom Arbeiter zum Angestellten, vom Malocher zur Generation Y mit einer Präferenz zur Vier-Tage-Woche. Um nicht zu vergreisen und mittelfristig politischen Einfluss zu verlieren, muss die IG Metall jünger, weiblicher und hipper werden.

Bester Mann bleibt in Stuttgart

Der 67-jährige Tarifhaudege Hofmann hinterlässt keinen Trümmerhaufen, aber eine angeschlagene Truppe. Und zwar dort, wo die IG Metall ihre stärksten Bataillone hat, Tarifgeschichte schreibt und Arbeitskämpfe wagt und wo fast alle Vorsitzenden herkommen: Baden-Württemberg.

Der derzeitige Bezirksleiter Roman Zitzelsberger hätte wie kein Zweiter das Zeug dazu, die IG Metall in die Zukunft zu führen. Doch Christiane Benner spielte geschickt die Frauenkarte und pochte auf das ungeschriebene Gesetz, wonach der oder die zweite Vorsitzende auf Platz eins kommt. Eine gleichberechtigte Doppelspitze aus Benner und Zitzelsberger fand nicht die Unterstützung der Basis, weshalb Zitzelsberger seine Ambitionen aufgab und in Stuttgart bleibt. Ein großer Verlust für die IG Metall.

Ein Gewinn ist Nadine Boguslawski, die viele Jahre für Zitzelsberger gearbeitet hat und zuletzt die Gewerkschaft in Stuttgart führte. Die 45-Jährige verantwortet künftig bundesweit die Tarifpolitik, weil sie das kann und anders als die zehn Jahre älteren Benner und Kerner in diesem Kerngeschäft der Gewerkschaft Erfahrung hat. Und so passt es am Ende doch zusammen: Eine Kombination aus Frische und Charme, Erfahrung und Aufbruch, sowie die Bereitschaft zu einem kooperativen Führungsstil in der traditionell hierarchischen Organisation können der IG Metall frischen Wind bringen. Ein Trio macht die größte deutsche Gewerkschaft zukunftsfest.

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