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Das Fracking in den USA hat den Ölmarkt tiefgreifend verändert.

© dpa

Verkäufer müssen Abnehmern Geld zahlen: US-Ölpreis stürzt ins Minus

Angebot und Nachfrage klaffen am Ölmarkt weit auseinander. Die Corona-Krise sorgt für einen globalen Konjunktureinbruch. Vor allem eine Sorte ist betroffen.

Wegen der Corona-Krise ist der Preis für US-Rohöl auf einen historischen Tiefstand gefallen. Der Preis für einen Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsieht, notierte erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 im negativen Bereich - zuletzt bei minus 18,20 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Das bedeutet, dass Käufer bei Abnahme Geld erhalten.

Einerseits zeigt dies, wie stark Angebot und Nachfrage derzeit am Ölmarkt auseinanderfallen. Andererseits handelt es sich um ein sehr spezielles Phänomen, bedingt durch den an diesem Dienstag verfallenden Mai-Terminkontrakt auf US-Öl. Bei solchen Verträgen verpflichtet sich der Verkäufer, eine festgelegte Menge einer Ware - in diesem Fall Öl - zu einem festen Preis und Termin zu liefern.

Aufgrund einer giftigen Mischung aus einer stark fallenden Nachfrage und einem viel zu hohen Angebot drohen in vielen Ländern die Lagerkapazitäten überschritten zu werden. Ölinvestoren wollen in jedem Fall vermeiden, auf fehlenden Lagerplatz zu stoßen.

Zwar haben große Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst deutliche Förderkürzungen angekündigt. Experten zweifeln aber, ob die Reduzierungen ausreichen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen.

Insbesondere in den USA drohen die Erdöllager, aus allen Nähten zu platzen. Seit Ende Februar sind die Lagerbestände im wichtigen Auslieferungsort Cushing um fast 50 Prozent gestiegen. Infolgedessen fallen in der ölreichen Region Texas die gezahlten Abnahmepreise immer weiter. Mittlerweile geht sogar die Furcht um, dass vereinzelt bald negative Preise bei Rohölabnahme fällig werden, falls die Lagerkapazitäten noch weiter schrumpfen.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab bis zum frühen Montagnachmittag in New York 0,8 Prozent auf 24.050 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,5 Prozent auf 2859 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq notierte leicht im Plus bei 8667 Punkten.

Das wirtschaftliche Leben steht auch in den USA still

Seit seinem Tiefpunkt im März hat der S&P ungefähr 30 Prozent Boden gut gemacht, der Börsenwert legte um 5,8 Billionen Dollar zu. Die billionenschweren Hilfspakete von Regierungen und Notenbanken schürten die Hoffnung, dass die Folgen der Pandemie begrenzt werden könnten. Doch der Index liegt immer noch 15 Prozent unter seinem Rekordhoch.

Um die Corona-Krise in den Griff zu bekommen, steht das wirtschaftliche und öffentliche Leben in den USA weitgehend still. In den vier Wochen bis zum 11. April mussten 22 Millionen Menschen in den USA erstmals Arbeitslosenhilfe in Anspruch nehmen, in der laufenden Woche dürften nach Einschätzung von Analysten weitere fünf Millionen dazukommen. Auch andere Konjunkturbarometer liegen tief in dem Bereich, der eine Rezession anzeigt.

Hoffnungen lagen zuletzt auch auf den Plänen von US-Präsident Donald Trump, die Wirtschaft schrittweise wieder hochzufragen. Doch Details sind immer noch offen.

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Der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio sagte, es dürfte noch Wochen bis Monate dauern, bis die größte Stadt des Landes ihre Tore wieder öffnet, weil noch nicht ausreichend viele Corona-Tests vorliegen. "Die Erholung wird viel langsamer als es derzeit eingepreist ist, weil die Abstandsregeln zwar gelockert, aber nicht aufgehoben werden können, bis wir eine Impfung oder ein wirksames Medikament haben", sagte Andrea Cicione, Strategiechefin beim Finanzdienstleister TS Lombard.

Der Fall des Preises für leichtes US-Öl kollabierte, der Rohstoff kostete mit 5,56 Dollar gut zwei Drittel weniger und so wenig wie nie zuvor. Das lastete auf den Aktien der Energiefirmen. Die Titel der Ölmultis ExxonMobil und Chevron verloren bis zu 2,7 Prozent. (dpa/Reuters)

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