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Die US-Notenbank.

© REUTERS/Joshua Roberts/File Photo

Vorerst weiter auf Nullniveau: US-Notenbank hält Leitzinserhöhung für „bald angebracht“

Die US-Notenbank stellt eine Zinserhöhung für März in Aussicht. Damit bleibt Fed-Chef Jerome Powell seiner Taktik treu.

Die Worte Jerome Powells waren mit Spannung erwartet worden. Nicht wenige hatten die Kurseinbrüche an fast allen Börsen zu Anfang dieser Woche auf das zurückgeführt, was der Chef der US-Notenbank Fed am Mittwochabend vermutlich sagen würde. Denn dass die Zinsen steigen würden, war bereits bekannt. Nur wann? Die Antwort auf diese Frage war voller Sorge erwartet worden, hatte das billige Geld die Unternehmen doch seit Monaten durch die Coronakrise begleitet.

Doch die Worte Powells taugten dann doch nicht, um die US-Börsen erneut auf Talfahrt zu schicken. Angesichts der hohen Inflation will die US-Notenbank Fed bald die Zinsen erhöhen und danach auch ihre aufgeblähte Bilanz eindampfen. Nachdem die Notenbanker zwei Tage lang konferiert hatten, erklärten sie, es werde „bald angebracht sein“, den Leitzins zu erhöhen. Einstweilen beließen sie ihn aber noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent.

Powell bestätigte vor Journalisten, die Fed erwäge, den Leitzins bereits „bei der Sitzung im März“ zu erhöhen; das wäre Mitte März. Die Lage am Arbeitsmarkt habe sich bedeutend verbessert und das Wachstum sei robust, weswegen die US-Wirtschaft „keine anhaltend hohe Unterstützung durch die Geldpolitik mehr braucht“, sagte Powell. Einer Fed-Prognose vom Dezember zufolge sind in der weltgrößten Volkswirtschaft bis Jahresende bis zu drei Zinsschritte zu erwarten.

Höhere Zinsen sind bereits eingepreist

Voraussetzung ist der Stopp des in der Pandemie eingeführten großen Wertpapierkaufprogramms, dessen baldiges Ende nun von der Fed besiegelt wurde. Das monatliche Abbautempo bei den Zukäufen hat sich ab Mitte Januar bereits auf 30 Milliarden Dollar verdoppelt. Anfang März soll dieses als Tapering bekannte Manöver nun abgeschlossen werden, womit der Weg für eine Zinserhöhung frei ist.

Zugleich hat sich die Notenbank den Bilanzabbau vorgenommen, der in der Zeit nach der Zinserhöhung kommen soll. In der Krise wurde das Portfolio auf fast neun Billionen Dollar aufgebläht. Einen prinzipiell ausgearbeiteten Plan für eine „beträchtliche Reduzierung“ haben die Währungshüter demnach bereits in der Schublade. Sie nannten allerdings noch keine Details und keinen Zeitplan, wann er genau kommen soll.

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Das entspricht dem Stil Powells. Er geht meist so vor, dass eine Maßnahme breit in der Öffentlichkeit debattiert wird, die Märkte sich darauf einstellen können – und die Entscheidung dann erst getroffen wird, wenn es niemanden mehr überrascht. Auch deshalb hatten Experten nicht damit gerechnet, dass die Fed direkt nach der aktuellen Sitzung die Zinsen erhöhen würde.

Ein Blick auf die US-Börsen zeigt, dass die Taktik Powells erneut aufgeht. Die Anleger reagierten positiv auf seine Ankündigungen; die nahende Zinserhöhung ist wohl bereits eingepreist. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bauten ihre Gewinne am Mittwoch aus und stiegen um bis zu 3,4 Prozent. Zwar sanken sie anschließend wieder, doch im Vergleich zu den Vorwochen zeigten sich die Werte stabil. Gerade Technologie-Aktien gehörten wieder zu den gefragtesten.

Experten loben Zinswende

Thomas Gitzel von der VP Bank spricht mit Blick auf die Fed von einen beachtlichen Kurswechsel. Dabei seien es nicht einmal die gegenwärtig so hohen Inflationsraten, die in der Washingtoner Notenbank für Unruhe sorgen. „Auch die Fed-Mitglieder wissen, dass die Teuerungsraten in den kommenden Monaten fallen werden“, meint er. „Es ist also nicht die Frage, ob die Inflationsraten fallen, sondern vielmehr bei welchen Niveaus sie sich einpendeln.“

Gegen die im Moment hohen Energiepreise sei die Fed machtlos. Auch gegen die mit dem Materialmangel einhergehenden Preissteigerungen könne die US-Notenbank derzeit nichts ausrichten. „Was die Notenbank aber sehr wohl kann, ist ein Zeichen setzen“, so Gitzel. „Unternehmen und private Haushalten soll klar werden, dass auf Dauer keine hohe Inflation hingenommen wird und sei es zulasten des Wirtschaftswachstums.“

Friedrich Heinemann rechnet mit noch weiteren Schritten der Fed. „Mit einigen wenigen Zinserhöhungen ist es nicht mehr getan, weil der Realzins derzeit aufgrund der hohen Inflationsrate sehr stark negativ ist“, kommentiert der Ökonom des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). „Eigentlich gibt die Fed also immer noch Vollgas, obwohl sie schon längst bremsen müsste.“ Noch immer gebe es aber die Angst vor einer harten Landung mit Aktien-Crash und globaler Finanzkrise. Doch Heinemann ist überzeugt: „Diese Angst darf die Fed nicht lähmen.“ Powell hat gezeigt, dass er derselben Meinung ist. (mit rtr)

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