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Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Gebäudereinigung haben sich auf einen Tarifabschluss in der größten deutschen Handwerkssparte mit rund 650.000 Beschäftigten geeinigt.

© dpa

Tarifvertrag: Mehr Geld für die 650.000 Gebäudereiniger in Deutschland

Bislang bekamen nur Vollzeitkräfte Zuschläge. Nun gibt es auch für die Teilzeit-Gebäudereiniger höheren Lohn und etwas mehr Urlaub.

Anderthalb Jahre und sechs Verhandlungsrunden haben die Tarifparteien gebraucht, um zu einer Verständigung für die 650.000 Gebäudereiniger hierzulande zu kommen. In der Nacht zum Freitag vereinbarten IG BAU und der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks nun unter anderem höhere Lohn-Zuschläge und etwas mehr Urlaub. Über Weihnachtsgeld, das es bislang nicht gibt, wollen die Tarifparteien im nächsten Jahr reden.

Einfluss auf die Tarifverhandlungen hatte ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) zu Überstundenzuschlägen für Teilzeitkräfte. Das BAG hatte im Frühjahr den Anspruch auf solche Zuschläge festgestellt und damit die Gebäudereiniger in die Bredouille gebracht: Nach Angaben der IG BAU arbeiten rund 500.000 Reinigungskräfte in Teilzeit.

Bislang wurden Zuschläge nur dann gezahlt, wenn die Beschäftigten eine Wochenarbeitszeit von mindestens 39 Stunden haben. Künftig gibt es eine Zuschlag von 25 Prozent vom Stundenlohn ab der neunten Arbeitsstunde/Tag. Und Teilzeitkräfte, die über fünf Monate ein Überstundenpensum von mindestens 15 Prozent leisten, haben künftig einen Anspruch, „dass ihr Arbeitsvertrag auf die tatsächlich geleistete, höhere Wochenstundenzahl angepasst wird“, teilte die IG BAU mit.

„Besonders wichtig ist uns, dass wir das Urteil des Bundesarbeitsgerichts integriert haben“, sagte Christian Kloevekorn, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vorstandsmitglied der Berliner Gegenbauer Gruppe. Mit dem Tarifabschluss werde „die Attraktivität der beschäftigungsstärksten deutschen Handwerksbranche weiter gestärkt“. In der Gebäudereinigung sind rund 23000 Betriebe tätig, allein in Berlin beschäftigt die Branche 38000 Personen. Den meisten Unternehmen geht es gut, in diesem Jahr wird erstmals ein Umsatz von mehr als 18 Milliarden Euro erreicht.

Vor diesem Hintergrund setzte die IG BAU in den Verhandlungen höhere Zuschläge durch: Für Nachtarbeit (zwischen 23 Uhr und 6 Uhr) gibt es nun 30 statt bislang 25 Prozent. Und an Sonn- und Feiertagen steigt der Zuschlag ebenfalls um fünf Prozent auf dann 80 Prozent. Wer am 25. und 26.12., an Neujahr und am 1. Mai putzt, bekommt sogar Zuschläge von 200 Prozent des Lohns.

Ferner erhalten die Maschinenreiniger in der Industrie eine Erhöhung des Stundenlohns um 75 Cent, das betrifft ein paar tausend Beschäftigte. Nicht durchsetzen konnten sich die Gewerkschaft mit ihrer Forderung nach Weihnachtsgeld. Das Thema wurde auf die nächste Lohnrunde vertagt. Somit können die Gebäudereiniger erst Weihnachten 2021 mit einem Bonus zum Fest rechnen.

Der Mindestlohn in der Branche liegt derzeit bei 10,56 Euro im Westen und 10,05 Euro im Osten. Bis Ende nächsten Jahres steigt diese Untergrenze auf 10,80 Euro in der Bundesrepublik insgesamt. Nach Arbeitgeberangaben sind dann im Osten die Löhne der Reinigungskräfte zwischen 2018 und 2021 um 18 Prozent gestiegen.Alfons Frese

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